Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
davon auch noch nie was gehört hast.«
»Also bitte!«, sagte Andy übertrieben empört, was vor allem daran lag, dass sie fast jeden Tag daran vorbeikam und noch nie drin gewesen war. »Und was führt dich wieder in die Stadt? Du hast gerade deinen Abschluss gemacht, oder? Das hat meine Mom erwähnt, glaube ich. Glückwunsch!«
Falls Alex es genauso merkwürdig fand wie Andy, dass beide über ihre Mütter Einzelheiten aus dem Leben des anderen wussten, ließ er es sich nicht anmerken. »Ja genau, ich bin seit dem Frühjahr fertig. Den Sommer über war ich in Vermont, einfach zum Entspannen. Und Ende August bin ich dann wieder hergezogen – da war die Stadt der reinste Backofen – und musste mich erst wieder in alles reinfinden. Es ist echt unglaublich, wie viel sich verändert hat, seit … seit ich zuletzt hier gewohnt habe.«
Beide schwiegen einen Moment und hingen Erinnerungen nach. »Ja schon, aber im Grunde ändert sich New York eigentlich gar nicht. Es ist wahrscheinlich bloß anders, jetzt in Downtown zu wohnen«, sagte Andy.
»Vielleicht. Oder vielleicht haben du und ich damals auch so viel gearbeitet, dass wir gar nicht groß in der Stadt herumgekommen sind. Ich hatte jetzt ein bisschen Zeit, mich zu tummeln und Streifzüge zu machen. Nächste Woche fange ich dann an zu arbeiten. Aber ich freue mich überhaupt nicht so richtig darauf.«
Andy nippte an ihrem Kaffee und versuchte nicht daran zu denken, dass Alex früher oder später noch etwas zum Status seines Liebeslebens sagen musste. Bisher hatte er immer nur in der Ichform gesprochen und seine Freundin mit keinem Wort erwähnt – weder als Grund für seinen Sommeraufenthalt in Vermont noch für seinen Umzug nach New York noch in Zusammenhang mit seinen Streifzügen durch die Stadt, die er anscheinend solo unternommen hatte. Laut Andys Mutter standen sie kurz vor der Heirat, doch so eng hörte es sich jetzt ganz und gar nicht an. Vielleicht war es aus zwischen ihnen?
»Was hat dieses Lächeln zu bedeuten?«, fragte Alex ebenfalls lächelnd.
Um Himmels willen, konnte er etwa Gedanken lesen? Sie schüttelte rasch den Kopf. »Nichts Besonderes. Du fängst Montag an zu arbeiten, hast du gesagt? Wo denn?«
»An einer neuen Schule im West Village. Sie nennt sich Imagine. Ich soll vor der Eröffnung bei der Ausarbeitung des Lehrplans mitwirken und dort dann als stellvertretender Direktor arbeiten.«
»Imagine. Imagine … Woher kenne ich das noch mal?« Andy durchforschte ihre grauen Gehirnzellen. »Ist das nicht diese private internationale Eliteschule, bei der die Schüler problemlos von New York nach Shanghai wechseln können, oder wo Aktienhändler sonst so leben, und überall exakt die gleichen Kurse belegen?«
»Ganz richtig.«
»Ja genau, darüber gab’s neulich in der Times einen langen Artikel. Stimmt es, dass so ungefähr tausend Leute dafür auf der Warteliste stehen, obwohl schon das Vorschuljahr so was wie fünfzig Mille kostet?«
»Sie ist im Durchschnitt auch nicht teurer als andere Privatschulen in Manhattan. Es klingt nur nach mehr, weil der Lehrplan das ganze Jahr umschließt. Laut einschlägigen Studien fallen die Schüler wegen der Sommerferien nämlich drastisch hinter ihre asiatischen Konkurrenten zurück. Die haben eben keine drei Monate frei.«
Andy bohrte ihm den Finger in den Oberarm, der, wie sie feststellte, steinhart war. Der alte Alex war gelegentlich mal joggen gegangen oder hatte spontan bei einer Runde Basketball mitgemacht, der neue hingegen schien ernsthaft zu trainieren. »Willst du mir im Ernst erzählen, dass du jetzt der stellvertretende Direktor der nobelsten, großkotzigsten und teuersten Geldmacherschmiede der Vereinigten Staaten wirst, Mr Teach for America?«
Alex lächelte reumütig. »Wenn du’s genau wissen willst, es ist die drittteuerste Schule der Welt. Und die ersten beiden gehören auch zu uns – eine ist in Hongkong, die andere in Dubai. Aber es ist wirklich ein fantastisches Programm, dagegen ist nichts zu sagen.«
Andy senkte den Blick und sah dann wieder zu Alex hin, der an einer Strohhalmhülle herumfingerte. Wie sollte sie mit diesem Menschen, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte, vorgehen: ganz behutsam oder in der ehrlichen, offenen Art, auf die Alex und sie immer stolz gewesen waren? »Klingt schon sehr anders als das, was du sonst so gemacht hast. Freust du dich denn darüber?«
Offenbar hatte sie einen wunden Punkt getroffen, denn Alex zuckte sichtlich zusammen. »Wie
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