Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
man damit eine ganze Ausgabe rausreißt. Wer greift am Zeitungsstand schon nach einem Magazin mit einem Niemand auf dem Cover?«
»Die Zahlen aus dem offenen Verkauf waren in dem Monat absolut fantastisch«, brachte Andy heraus, obwohl sie Miranda zum Teil recht gab. Aber ließ sich das nicht auch ein bisschen netter sagen?
Emily hielt es nur noch mit Mühe auf ihrem Stuhl. »Ich verstehe, was Sie meinen, Miranda. Ich fand auch, wir hätten uns für das Cover noch was anderes überlegen sollen, aber wenn man schon mal St. Germain hat …«
Mirandas Lachen klang eher nach einem Bellen. »Tja, wenn Sie für mich arbeiten, sind Superfotografen keine Frage mehr. Mit Runway im Rücken bestimmen bei künftigen Verhandlungen Sie die Bedingungen.«
»Sie meinen, Sie bestimmen die Bedingungen«, sagte Andy leise.
»Ich meine Bedingungen, die alles einschließen: die besten und berühmtesten Designer, Fotografen, Stylisten, Prominenten … ein Wort nur, und sie gehören Ihnen.«
Nigel stieß einen Pfiff aus. »Sie ist die Beste, meine Damen! Hört gut zu: Solche Ratschläge bekommt man von Miranda Priestly nicht alle Tage.«
Andy und Emily wechselten einen Blick.
Miranda war noch nicht fertig. »Und Sie müssen bei Ihrem Team ein paar Leute auswechseln. Ich kann nur erstklassige Mitarbeiter gebrauchen. Deswegen will ich auch Sie beide. Aber die Übernahme wird es uns ermöglichen, unter den Mitläufern ein bisschen aufzuräumen. Ach ja, und Schluss mit diesem Unfug von wegen ›flexible Arbeitszeiten‹ und ›Home Office‹. Das haben wir bei Runway gestrichen, und der Unterschied ist enorm.«
Andys erster Gedanke galt Carmella Tindale, ihrer heiß geliebten, stets Clogs tragenden Chefin vom Dienst, die mit Sicherheit über die Klinge springen würde. Und schlimmer noch, auch sie selbst, Andy, würde sich von ihren flexiblen Arbeitszeiten verabschieden müssen. Keine Dienstag- oder Donnerstagvormittage mehr zu Hause bei Clem. Sie würde nicht mehr mit ihr zum Kinderarzt gehen und auch nicht mehr entscheiden können, wann und wie viel sie arbeitete.
Emily räusperte sich. »Ich bin mir nicht sicher, bei wie vielen Leuten wir es uns leisten können, sie zu verlieren.«
Andy durchbohrte sie mit Blicken. »Wir haben ein großartiges, engagiertes Team. Jeder von ihnen macht bereitwillig Überstunden und bringt für das Magazin große Opfer. Ich werde mich von keinem Einzigen trennen.«
Miranda verdrehte entnervt die Augen. »Die machen Überstunden, damit sie sich bei den Designerklamotten frei bedienen und mit Prominenten telefonieren können. Dazu haben sie bei Elias-Clark zehnmal so viel Gelegenheit. Deshalb sollten sie alle präsentabel sein. Und nach den Richtlinien von Runway gedrillt. Darum würde ich mich selbst kümmern.«
»Ja, ich glaube …«, setzte Emily an, kam aber wieder nicht weiter.
»Um noch einmal auf Nigels Hochzeit zurückzukommen«, sagte Miranda und legte eine kleine Kunstpause ein, damit auch ja alle zu ihr hinsahen. »Ich würde persönlich dafür garantieren, dass es Ihre bisher größte Ausgabe wird. Mit weitem Abstand.« Beherzt setzte Andy an: »Ich weiß, dass ich in Emilys und meinem Namen spreche, wenn ich Ihnen sage, dass wir ganz klare Vorstellungen haben, wie diese Ausgabe …«
»Liebe Freunde!«, rief Nigel. »Wir wollen doch nicht um solche Kleinigkeiten zanken. Es muss euch allen natürlich klar sein, wenn von der Hochzeit des Jahrhunderts – nämlich meiner – die Rede ist, dass dann nur einer die Entscheidungen trifft, und das bin ich. Betrachtet mich als euren unerschrockenen König und euch alle als meine Hofdamen.« Er schob den Stuhl zurück, sprang auf und warf sich sein Cape um die Schultern.
Emily lachte als Erste gefolgt von Andy. Mirandas Lächeln verriet Anspannung und Unmut.
Nigel salutierte. »Auf die Hochzeitseintracht!«, trompetete er nunmehr in vollem Schwung. »Ich versichere euch: Nigel hat genug Pracht und Herrlichkeit für alle. So, wie wär’s jetzt mit einem Toast?«
Wie von Zauberhand erschien aus der Küche ein Bediensteter mit vier Champagnerflöten und einer Flasche Moët auf einem Tablett.
»Nein, nein, das ist nicht angemessen«, brummte Nigel, verschwand in der Küche und kam mit vier eleganten kristallenen Schnapsgläsern zurück. Genauer betrachtet sahen sie eher nach Espressotässchen aus, aber das schien Nigel nicht zu stören.
»Was ist das?«, fragte Emily und hielt ihr Glas graziös zwischen Daumen und Zeigefinger von sich
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