Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
erkundigen, als irgendwas nahe der Wohnungstür wieder ihre Aufmerksamkeit erregte. Miranda und Emily folgten ihrem Blick zum Foyer, durch das eine völlig erschöpft wirkende Charla schlich, beladen mit dem BUCH und frisch gereinigten Klamotten, mit denen man die komplette East Side von Manhattan hätte einkleiden können. Das arme Ding bemerkte die drei Augenpaare erst, als sie die Garderobe in den ersten Schrank zu ihrer Linken gehängt und das BUCH – das kostbare, geheiligte BUCH – auf dem Konsolentischchen unter einem imposanten Spiegel mit Zickzackrahmen abgelegt hatte.
»Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Miranda«, wisperte sie.
Andy wäre am liebsten aufgesprungen und hätte das Mädchen in die Arme geschlossen. Sie war zwar bisher weder im direkten Umgang noch am Telefon besonders nett gewesen, aber dafür hatte Andy Verständnis. Und jetzt sah sie aus wie das Kaninchen vor der Schlange.
»Entschuldigung wofür, wenn ich fragen darf?« Mirandas Brauen schossen in die Höhe, doch insgesamt schien die Störung sie nicht so in Rage zu versetzen, wie Andy es erwartet hätte.
Charlas Blick irrte zur Tür.
»Für mich!«, ließ sich eine vergnügte Stimme vernehmen. »Sie hat versucht, mich aufzuhalten, aber ich brauche heute Abend einfach dringend noch eine Antwort.«
Nigel. Der sich offenbar an die willensschwache Charla drangehängt hatte.
»Charla, das wäre alles!«, trompetete Miranda nunmehr sichtlich gereizt. Charla verdrückte sich in den Flur und schloss die Tür hinter sich.
»Schätzchen? Wo bist du denn? Wie soll man dich in dieser Wohnhöhle finden?«, krähte Nigel.
Miranda presste die Hände zusammen. »Nigel, hör endlich mit dem Gebrüll auf. Wir sitzen gleich hier, am Esstisch.«
Dass Nigel einfach so ins Speisezimmer schlenderte, wäre eine grobe Untertreibung gewesen: Gewandet in diverse Schichten unterschiedlichster Schottenkaros, komplett mit Kilt und passenden Kniestrümpfen, erweckte Nigel den Eindruck, als habe man ihn von einer schottischen Wolke direkt in Mirandas Apartment gebeamt. Die Atmosphäre war auf einmal aufgeladen. Und in dem bisher geruchsneutralen Raum duftete es nun eigentümlich, aber keineswegs unangenehm nach Kiefern und Weichspüler. Oder war es Haarspray? Andy konnte es nicht mit Sicherheit sagen.
Miranda seufzte, war aber eindeutig nicht so verärgert, wie sie tat. »Wie kommen wir zu diesem Vergnügen?«
»Tut mir entsetzlich leid, die Störung, wirklich und wahrhaftig, aber ich bin so dermaßen hin- und hergerissen, ob wir für die Doppelseite nun das Kleid von de la Renta oder das von McQueen nehmen sollen? Sie könnten unterschiedlicher nicht sein, ich weiß, aber ich kann mich einfach nicht entscheiden, und ich brauche deine Meinung dazu.« Nigel griff in eine Kuriertasche aus Schlangenleder und zog zwei Layouts heraus.
Falls Miranda davon überrumpelt war, dass Nigel unangekündigt in ihre Abendeinladung platzte und seine Entwürfe ungeniert quer über ihren keineswegs schon leer gegessenen Teller breitete, ließ sie es sich nicht anmerken. Sie beäugte lediglich die beiden Doppelseiten und zeigte mit einem langen roten Fingernagel auf die linke, eine verspielte Spitzenkreation in Pink, die zumindest für Andys ungeschultes Auge weder nach dem einen noch nach dem anderen Designer aussah. »Ganz klar das hier«, sagte Miranda und gab Nigel die Layouts zurück. »Die Leserinnen werden es zu schätzen wissen, dass Oscar langsam etwas mehr wagt.«
Nigel nickte. »Genau das habe ich mir auch gedacht.«
Wie auf ein Stichwort räumte ein Ninja-Verschnitt vom Hauspersonal Mirandas Teller ab und setzte ihr einen dampfenden Milchkaffee vor.
Sie versenkte graziös ein Löffelchen Zucker in der Tasse und nahm einen Schluck. Weder bot sie Nigel einen Stuhl an, noch ließ sie durchblicken, dass seine weitere Anwesenheit unerwünscht war. Nach kurzem unbehaglichem Schweigen sagte Nigel: »Ja, wen haben wir denn da! Wo sind bloß meine Manieren? Das Hochzeitstraumteam! Hallo, Emily. Hallo, Andrea. Und, wie fühlt man sich so mit am Tisch?«
Echt voll schräg , hätte Andy am liebsten gesagt, begnügte sich aber mit einem Lächeln. »Hi, Nigel. Schön, dich zu sehen.«
Nigel musterte die Gesichter der beiden ein paar ungemütliche Sekunden zu lang und nahm dann unverhohlen auch den Rest – Schmuck, Frisur, Kleidung – unter die Lupe.
»Welche Freude, euch zwei Damen wiederzusehen. Und, gibt’s schon was zu feiern? Oder hängen wir immer noch bei den
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