Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
Dann wüsste Emily ein für alle Mal, wie es wäre, für lange, lange Zeit an diese Frau und all ihre Vorstellungen gebunden zu sein.
»Ich verstehe, was Sie meinen, und natürlich sind wir bestrebt, unseren Leserinnen tolle und interessante Features zu liefern. Allen Rückmeldungen zufolge schätzt die Leserschaft es sehr, Einblicke in andere Kulturen und Traditionen zu bekommen – insbesondere wenn sie sich sehr stark von den eigenen unterscheiden. Deswegen fände ich es faszinierend, einen Extrabeitrag über Schwulenhochzeiten in aller Welt zu bringen. Die Dinge verändern sich rasend schnell, nicht nur in den USA oder in Europa. Selbst in Asien und Lateinamerika gibt es Schritte in diese Richtung. Dort ist man zwar noch nicht ganz so weit, aber optimistisch, dass die Dinge sich in der gewünschten Weise entwickeln. Das wäre ein toller Aufmacher für das Heft, und es könnte dazu beitragen, dass …«
Miranda lachte. Es klang schrill und freudlos, und wieder fletschte sie die Zähne, bis ihre Lippen zu einem straff gespannten, dünnen Strich wurden. Andy bekam Gänsehaut.
»Wie süß«, sagte Miranda und legte ihre Dessertgabel quer über den Teller zum Zeichen, dass sie fertig war. Unverzüglich eilten drei Bedienstete herbei und räumten sämtliche Teller ab, obwohl zwei Anwesende noch kauten.
»Süß?« Andy hätte sich in den Hintern beißen können, weil es so gequiekt herauskam.
»Sie schreiben über Hochzeiten, Aan-dreh-ah. The Plunge ist kein Wissenschaftsjournal. Und auch keine Nachrichtenzeitschrift. So ein Feature wäre vollkommen unpassend, und ich würde es niemals zulassen.«
Ich würde es niemals zulassen.
Andys Kopf schnellte hoch, als habe man sie geohrfeigt, doch außer ihr schien niemand bemerkt zu haben oder sich Gedanken darum zu machen, was Miranda soeben glasklar bestätigt hatte: dass sie sich das Recht vorbehielt, darüber zu bestimmen, was ins Heft kam, und dass sie so lange an jedem einzelnen Wort feilen würde, bis es ihren Vorstellungen entsprach. Und damit nicht genug – sie war nicht einmal imstande, sich so lange zu verstellen, bis der Verkauf tatsächlich über die Bühne gegangen war.
»Ja, aber es ist unsere Zeitschrift.« Andys Stimme war kaum mehr als ein Hauch. Sie wagte einen Blick Richtung Miranda, die überrascht wirkte. Emily und Nigel schwiegen.
»Allerdings, das ist sie«, sagte Miranda, lehnte sich zurück, schlug die Beine übereinander und schien sich pudelwohl zu fühlen. »Ich muss Sie aber sicher nicht daran erinnern, dass Sie noch einen langen Weg vor sich haben?«
»Selbstverständlich lässt sich immer noch etwas verbessern. Andy und ich haben uns bloß …«
Miranda schnitt Emily das Wort ab, als hätte sie keinen Pieps von sich gegeben. »Jede solche Publikation lässt sich an ihrer Septemberausgabe messen, und die war bei Ihnen – wie soll ich sagen – reichlich dürftig. Überlegen Sie einmal, wie viele Unternehmen sich förmlich darum reißen werden, Anzeigen in dem Magazin zu schalten, sobald sie erfahren, dass Runway dahintersteht, sprich das Gewicht, die Erfahrung und das Ansehen von Elias-Clark. Überlegen Sie nur – dann könnten Sie meinen Namen tatsächlich mit voller Berechtigung fallen lassen.«
Emily machte ein Gesicht, als wolle sie am liebsten unter den Tisch kriechen.
Andy hustete und spürte, wie sie rot anlief. »Entschuldigen Sie, Miranda«, sagte sie immer noch überrascht, dass die Frau Bescheid wusste. »Den Namen Runway haben wir nur fallen lassen, um uns Türen zu öffnen. Alles andere haben wir aus eigener Kraft geschaffen.«
»Also bitte, nun regen Sie sich bloß nicht auf. Natürlich haben Sie das. Sie sind erfolgreich, sonst säßen wir nicht hier. Aber es ist an der Zeit, einen Gang zuzulegen. Wer war das noch mal auf Ihrem neuesten Cover? Diese Griechen?«
Emily erläuterte, dass es sich um Griechenlands berühmtestes junges Paar handelte – der Sohn des Premierministers hatte die Tochter und Alleinerbin eines der reichsten Männer der Welt geheiratet. Beide sahen umwerfend aus, hatten in Cambridge studiert und waren mit Prinz William und Prinzessin Kate befreundet.
»Die kann man vergessen«, sagte Miranda. »Schluss mit den ganzen Ausländern, es sei denn, sie gehören zu Königshäusern. Wir wollen höher hinaus. Und, offen gesagt, Aan-dreh-ah, die Ausgabe mit Ihrer Hochzeit war schon reichlich gewagt. Max Harrison mag einen vorzeigbaren Stammbaum haben, aber so faszinierend ist er auch wieder nicht, dass
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