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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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Bauch.
    Miranda thronte auf ihrem kalten Stahlrohrstuhl, den Rücken durchgedrückt, als hätte sie ein Lineal verschluckt. Der Bob, ihr Markenzeichen, war so glatt wie eine Perücke. Sie trug einen anthrazitfarbenen Faltenrock aus Merino oder Kaschmir und eine gemusterte Seidenbluse in leuchtenden Rot- und Orangetönen. Um die Schultern hatte sie ein elegantes Cape aus weißem Kaninchenfell und um den Hals eine Kette mit einem taubeneigroßen Rubin. Fingernägel und Lippen flammten in der gleichen Farbe. Gebannt beobachtete Andy, wie sich die rubinroten dünnen Lippen um den Rand des Kaffeebechers schlossen, kurz verharrten, ihn wieder losließen. Anschließend fuhr Miranda sich mit der Zunge aufreizend langsam erst über die Ober- und dann über die Unterlippe. Andy hatte das Gefühl, als sähe sie einer Kobra dabei zu, wie sie eine Maus verschlang.
    Endlich – endlich! – hob Miranda den Blick von den Unterlagen auf ihrem Schreibtisch und heftete ihn auf sie, ohne dass darin auch nur das kleinste Fünkchen des Erkennens zu lesen war. Stattdessen legte sie den Kopf leicht auf die Seite, sah von Emily zu Andy und wieder zurück und sagte: »Ja?«
    Ja? Ja? Ja wie in Ja, ihr Kröten? Was wollt ihr von mir? Andys Herz schlug noch ein bisschen schneller. Begriff Miranda wirklich nicht, dass sie selbst sie herbestellt hatte? Andy wäre vor Dankbarkeit fast in Ohnmacht gefallen, als Emily die Initiative ergriff und antwortete: »Tag, Miranda.« Sie hatte sich ein künstliches Lächeln ins Gesicht gekleistert, doch ihre Stimme klang erstaunlich fest. »Schön, dass wir uns mal wiedersehen.«
    Automatisch setzte Andy das gleiche Lächeln auf und nickte wie ein Wackeldackel. Ruhe, Coolness und Selbstbewusstsein waren wie weggeblasen. Genau wie die Gewissheit, dass diese Frau ihnen nichts mehr anhaben konnte, dass sie sehr gut ohne sie klarkamen, dass sie schon lange keine Macht mehr über sie hatte. Stattdessen standen sie vor ihr und grinsten wie zwei Schimpansen.
    Miranda wusste offenbar immer noch nicht, wen sie vor sich hatte. Und dass dieser Termin auf ihren eigenen Vorschlag hin zustande gekommen war, schien ihr genauso entfallen zu sein.
    Emily unternahm einen erneuten Vorstoß. »Wir haben uns ja so über Ihre Einladung zu diesem Meeting gefreut. Worum geht es denn?«
    Im Vorzimmer schnappte Charla hörbar nach Luft. Wenn sie nicht alle gut aufpassten, würde diese Begegnung ganz schnell in eine Katastrophe münden.
    Doch Miranda machte lediglich ein verwundertes Gesicht. »Ja, natürlich. Ich habe Sie hergebeten, um mit Ihnen über Ihr Magazin zu sprechen. The Plunge . Elias-Clark hätte Interesse an einer Übernahme. Aber was meinten Sie damit, dass wir uns wiedersehen? Kennen wir uns denn?«
    Von Mirandas Blicken durchbohrt erstarrte Emily zur Salzsäule.
    Andy blieb nichts anders übrig, als für ihre Freundin in die Bresche zu springen. »Emily meinte sicher, dass es schon so lange her ist, seit wir für Sie gearbeitet haben. Fast zehn Jahre! Emily war zwei Jahre Ihre Chefassistentin, und ich …«
    »Zweieinhalb!«, knurrte Emily.
    »Und ich war auch ein Jahr bei Ihnen.«
    Miranda tippte sich mit dem blutroten Fingernagel an die feucht glänzenden Lippen. Nach weiteren quälenden Schweigesekunden sagte sie: »Ich erinnere mich nicht. Aber Sie können sich natürlich vorstellen, wie viele Assistentinnen seitdem hier durchgelaufen sind.«
    Emily sah so aus, als ob sie ihr im nächsten Augenblick die Gurgel umdrehen wollte.
    Das musste Andy unbedingt verhindern. Sie stieß ein Lachen aus, das selbst in ihren Ohren blechern und bitter klang. »Also, ich für mein Teil bin gar nicht mal unfroh, dass Sie nicht mehr wissen, wer ich bin. Unser … Arbeitsverhältnis … endete nämlich nicht gerade in beiderseitigem Einvernehmen. Ich war noch so jung und dann auch noch in Paris … Es war wohl einfach alles ein bisschen zu viel …«
    Während Emily noch verzweifelt versuchte, sie mit Blicken zum Schweigen zu bringen, war Miranda ihr schon ins Wort gefallen.
    »War vielleicht eine von Ihnen die Assistentin, die in Schockstarre verfallen ist und in eine psychiatrische Klinik eingeliefert werden musste?«
    Sie schüttelten den Kopf.
    »Und die Verrückte, die ein paarmal damit gedroht hat, mir die Wohnung über dem Kopf anzuzünden, sind Sie auch nicht …« Obwohl es eher wie eine Feststellung klang, ließ Miranda sie dabei nicht aus den Augen, um zu sehen, ob sie nicht vielleicht doch ins Schwarze getroffen

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