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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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wechselten sie kein einziges Wort mehr. Andy ging es gar nicht einmal so schlecht – bis sie die Eingangshalle des Verlagsgebäudes betraten und zum Empfang gingen, um sich anzumelden, was sie beide seit ihren Bewerbungsgesprächen nicht mehr nötig gehabt hatten.
    »Ich komme mir vor wie im falschen Film«, sagte Emily, während sie sich verstohlen umblickte.
    »Kein Eduardo am Drehkreuz. Kein Ahmed am Zeitungsstand. Nicht ein Mensch, den ich kenne.«
    »Aber die wirst du wohl noch erkennen, oder?«, murmelte Emily. Sie warf einen angedeuteten Blick über ihre Schulter und steckte den Besucherausweis ein.
    Andy folgte ihrem Blick und erspähte Jocelyn, Society-Liebling und erst kürzlich zum Beauty Director befördert, die durch die Halle kam. Aus den Klatsch-Blogs wusste sie, dass Jocelyn ein sehr bewegtes letztes Jahrzehnt gehabt hatte – zwei Kinder von ihrem Mann (einem Millionär), die Scheidung, die Ehe mit einem Milliardär und weitere zwei Kinder. Man hätte es ihr niemals angesehen. Sie wirkte noch genauso jung, schlank und frisch wie zu Andys Zeiten. Wenn überhaupt, hatte ihr das Altern gutgetan. Mit Anfang dreißig trug sie eine hoheitsvolle Würde zur Schau, die sie in jüngeren Jahren nicht besessen hatte. Andy staunte nicht schlecht.
    »Ich glaub, ich steh das nicht durch«, ächzte sie. Eiskalte Panik stieg in ihr hoch. Was bildete sie sich eigentlich ein? Wie war sie bloß auf den Gedanken verfallen, dass sie nach allem, was passiert war, einfach in Mirandas Büro marschieren konnte, als ob sie die besten Freundinnen wären? Dabei war es der absolute Horror. Sie konnte ihren Fluchtinstinkt kaum überwinden.
    Emily packte sie beim Arm, zerrte sie buchstäblich durch das Drehkreuz und in den Aufzug, den sie wie durch ein Wunder ganz für sich allein hatten. Sie drückte auf den Knopf für den siebzehnten Stock und sah sie an. »Wir schaffen das, okay?«, sagte sie mit bebender Stimme. »Sieh es mal positiv – wenigstens müssen wir nicht in der Runway -Etage aussteigen.«
    Für eine Antwort blieb keine Zeit mehr. Die Tür glitt auf. Vor ihnen breitete sich das typische sterile Weiß eines Elias-Clark-Empfangsbereichs aus. Nach ihrem Aufstieg war Miranda in die Chefetage umgezogen, hatte ihr Runway -Büro aber trotzdem behalten. Nun konnte sie wohl nach Lust und Laune von einem Büro zum anderen wechseln und in der Hälfte der Zeit doppelt so viele Menschen in Angst und Schrecken versetzen.
    »Renoviert haben sie in der Zwischenzeit anscheinend nicht«, murmelte Andy.
    Die Empfangssekretärin, eine geschmeidige Brünette mit einem fast zu streng wirkenden Pagenkopf und knallrotem Lippenstift, zwang sich ein Lächeln ab, das eher an ein höhnisches Grinsen erinnerte. »Andrea Sachs und Emily Charlton? Hier entlang, bitte.«
    Bevor sie die Frage auch nur bejahen oder ihre Schals losbinden konnten, zog die Frau bereits ihre Ausweise durch das Lesegerät, drückte die riesige Flügeltür aus Glas auf und rauschte hindurch, ohne sich von ihren zehn Zentimeter hohen Absätzen aufhalten zu lassen. Emily und Andy mussten sich beeilen, um nicht abgeschüttelt zu werden.
    Während sie der Sekretärin durch das Korridorlabyrinth hinterherhasteten, vorbei an gläsernen Büros mit atemberaubender Aussicht auf das Empire State Building, vorbei an wichtigen Managern in teuren Anzügen, die irgendetwas Wichtiges zu managen hatten, tauschten Emily und Andy panische Blicke. Wie schnell das alles ging! Sie bekamen noch nicht einmal fünf Minuten Zeit, um sich hinzusetzen, durchzuatmen oder sich gegenseitig Mut zu machen. Die Sekretärin hatte ihnen weder ein Glas Wasser angeboten noch ihnen die Mäntel abgenommen. Zum allerersten Mal konnte Andy nicht nur verstehen, sondern sogar nachempfinden, wie sich die Redakteure, Autoren, Models, Designer, Werbeleute, Fotografen und sonstigen Mitarbeiter bei Runway gefühlt hatten, wenn sie aus ihren einigermaßen sicheren Büros zu Miranda zitiert worden waren. Kein Wunder, dass sie alle wie wandelnde Leichen ausgesehen hatten.
    Und dann lag eine Bürosuite vor ihnen, die sich höchstens in Nuancen von Mirandas Runway -Räumlichkeiten unterschied: ein Vorzimmer mit zwei mustergültig aufgeräumten Schreibtischen für die Assistentinnen und einer Glastür, hinter der sich das mehr als großzügig geschnittene Büro erstreckte. Es war vollständig in gedeckten Grau- und Weißtönen gehalten, hier und da durch Akzente in Gelb und Türkis aufgelockert, die dem Raum die Ausstrahlung

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