Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück: Roman (German Edition)
hatte.
Wieder erntete sie ein doppeltes Kopfschütteln.
Miranda runzelte die Stirn. »Dann fällt mir eigentlich nur noch die Kleine mit den billigen Schuhen ein, die mich mit an den Haaren herbeigezogenen Mobbingvorwürfen bei der Polizei angezeigt hat und mich verhaften lassen wollte, aber die war blond.«
»Das waren wir auch nicht«, sagte Andy tapfer, während sich Mirandas Blick kritisch in ihre Halbstiefel bohrte, die zwar nicht gerade eine Zumutung waren, aber auch kein Designertraum.
»Tja, dann werden Sie wohl so interessant nicht gewesen sein.«
Andy lächelte, und diesmal kam es von Herzen. Da hast du wohl recht, dachte sie. Ich hab dir ja auch nur an einer Straßenecke in Paris gesagt, dass du mich am Arsch lecken kannst, und dich mitten während der Modewoche sitzenlassen. An so eine Lappalie erinnert man sich natürlich nicht. Schon klar.
Sie hatte den Schock der Erleichterung noch nicht ganz überwunden, als Miranda plötzlich im selben schrillen Ton und in derselben Lautstärke wie früher loskeifte, genau wie in Andys Alpträumen.
»Charla! Halloooo! Ist da jemand? Halloooo!«
Ein junges Mädchen, das eindeutig nicht Charla war, sondern ihr noch jüngerer, hübscherer und nervöserer Klon, erschien in der Tür. »Ja, Miranda?«
»Charla, schaffen Sie Rinaldo her. Er muss mit mir die Zahlen durchgehen.«
Die Kleine geriet in Panik. »Ach, äh, hm, ich glaube, Rinaldo ist heute nicht im Haus. Er hat Urlaub. Kann ich jemand anderen holen?«
Miranda seufzte so abgrundtief enttäuscht auf, dass Andy schon befürchtete, sie würde Charla Light auf der Stelle achtkantig hinauswerfen. Emily stand noch immer wie im Koma da, die Hände so fest ineinander verkrallt, dass die Knöchel weiß hervortraten.
»Dann eben Stanley. Er soll sofort kommen. Das wäre alles.«
Als der Charla-Klon mit vor Angst und Anspannung völlig verzerrtem Gesicht hinaushuschte, hätte Andy sie am liebsten in den Arm genommen
Nur wenige Minuten später kam ein Mann mittleren Alters herein, der einen erstaunlich unmodischen Anzug trug. Ohne sich vorzustellen oder auch nur zu grüßen, rauschte er an ihrem kleinen Konzil vorbei und pflanzte sich an Mirandas Konferenztisch. »Miranda? Machst du mich mit deinen Gästen bekannt?«
Emily klappte die Kinnlade herunter. Andy hätte vor Verblüffung um ein Haar laut aufgelacht. Wer war diese mutige Gestalt im schäbigen Outfit, die mit Miranda wie mit einer Normalsterblichen redete?
Miranda wirkte kurz irritiert, doch dann bedeutete sie Andy und Emily, ihr zum Tisch zu folgen. Sie nahmen Platz.
»Stanley, darf ich dir Andrea Sachs und Emily Charlton vorstellen? Herausgeberinnen und Chefredakteurinnen von The Plunge , der neuesten Zeitschrift im Segment der Hochzeitsmagazine, auf die ich dich vor einigen Wochen aufmerksam gemacht habe. Meine Damen, Stanley Grogin.«
Sie erwarteten eine Erklärung, um wen oder was es sich bei Stanley Grogin handelte, doch sie warteten vergeblich.
Stanley ordnete, vor sich hin murmelnd, seine Aktenordner, zog zuletzt drei zusammengeheftete Papierstapel aus einer Ledermappe und händigte Andy, Emily und Miranda je einen davon aus. »Unser Angebot«, sagte er.
»Angebot?«, quietschte Emily. Das erste Wort, das ihr nach mehreren Minuten über die Lippen kam, klang eher nach einem Hilferuf.
Stanley sah Miranda an. »Hast du ihnen die Grundzüge der Vereinbarung noch nicht erklärt?«
Miranda funkelte ihn schweigend an.
»Miranda hat erwähnt, dass sie … äh, dass Elias-Clark uns übernehmen möchte«, sagte Emily.
»Seit der Gründung des Magazins hat The Plunge , sowohl was die Anzeigenverkäufe als auch was die Abonnentenzahlen angeht, ein solides Wachstum zu verzeichnen. Es ist eine Publikation, die durch Eleganz und Anspruch besticht, Eigenschaften, die man bei Hochzeitsmagazinen sonst doch eher vergeblich sucht. Besonders zugkräftig ist auch das monatliche Celebrity-Feature. Man kann Ihnen zu Ihrer Leistung nur gratulieren.« Miranda faltete die Hände über ihrem Papierstapel und sah Andy an.
»Danke«, krächzte die. Sie wagte es nicht einmal, Emily auch nur einen verstohlenen Seitenblick zuzuwerfen.
»Bitte überdenken Sie unser Angebot in aller Ruhe«, sagte Stanley. »Und natürlich müssen Sie es auch noch von Ihren Anwälten prüfen lassen.«
Auf einmal dämmerte es Andy, wie hinterwäldlerisch sie den beiden anderen vorkommen mussten, weil sie ohne »ihre Anwälte« zu dem Meeting erschienen waren. Sie blätterte in dem
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