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Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück

Titel: Die Rache trägt Prada. Der Teufel kehrt zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Weisberger
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oder ohne? Ein Dutzend Mal? Öfter? Und jetzt? Jetzt lagen andere junge Frauen mit zerzaustem Pferdeschwanz und im sonntäglichen Räuberzivil zu Hause auf der Couch, zogen sich gemütlich die Story rein und dachten sich dabei: Das perfekte Paar! Erstklassige Unis, tolle Jobs. Und wie sie lächeln! Total verliebt.
    Plötzlich regte sich noch eine weitere Erinnerung in ihr, die ihr im Nachhinein mehr als peinlich war: wie sie sich vor Jahren eine eigene Hochzeitsankündigung in der New York Times zusammenfantasiert hatte – und zwar mit Alex als ihrem Bräutigam. Damals hatte sie sich bestimmt ein Dutzend verschiedene Versionen ausgedacht. Andrea Sachs und Alexander Fineman, Studium an der Sowieso-Universität – und so weiter und so fort. Nach den vielen Probeläufen kam es ihr fast merkwürdig vor, Max’ Namen neben dem ihren stehen zu sehen.
    Wieso machte sich die Vergangenheit in jüngster Zeit so störend bemerkbar? Zuerst der Miranda-Alptraum und nun auch noch die Erinnerungen an Alex.
    Andy wickelte sich fester in den flauschigen Hotelbademantel und warf einen Blick auf ihren nagelneuen diamantbesetzten Ehering. Sie riss sich zusammen. Nostalgische Verklärungen waren das Letzte, was sie brauchen konnte. Sicher, Alex war ein wunderbarer Freund gewesen, ihr Vertrauter, Partner und bester Kumpel. Aber er konnte auch unglaublich stur und voreingenommen sein. Schon bevor sie bei Runway überhaupt anfing, hatte er ihr die Stelle miesgemacht. Auch ihren weiteren beruflichen Plänen hatte er nicht so aufgeschlossen gegenübergestanden, wie sie es sich erhoffte. Er sprach es zwar nie aus, aber sie merkte ihm an, wie enttäuscht er war, dass sie keinen sozialeren Beruf ergriffen hatte wie zum Beispiel Lehrerin, Ärztin oder irgendetwas im gemeinnützigen Bereich.
    Max dagegen war Feuer und Flamme für ihre Arbeit. Dass er, ohne lange zu zögern, in The Plunge investiert hatte, bezeichnete er bis heute als eine der kühnsten und besten Geschäftsentscheidungen seines Lebens. Er war begeistert von ihrer Energie und ihrem Wissensdurst; er fand es aufregend, eine Freundin zu haben, die sich nicht nur für irgendwelche Benefizveranstaltungen interessierte oder für Klatschgeschichten darüber, wer mit wem über Weihnachten auf die Antillen fliegen wollte. Es wurde ihm nie zu viel, sich ihre Ideen anzuhören, ihr neue Kontakte zu vermitteln oder das Anzeigengeschäft mit anzukurbeln. Obwohl er natürlich von Brautkleidern oder mehrstöckigen Hochzeitstorten nicht die leiseste Ahnung hatte, überzeugte ihn die Qualität des Magazins, und er war stolz auf Emilys und Andys Leistung. Volle Terminkalender und irrwitzige Arbeitszeiten waren für ihn nichts Neues, und er hatte sich noch kein einziges Mal beklagt, wenn sie Überstunden machen oder in ihrer Freizeit geschäftlich telefonieren musste. Er hatte sogar Verständnis dafür, dass sie ab und zu auch samstags in die Redaktion ging, um das Layout zu überprüfen, bevor das Heft in Druck ging. Sie stimmten ihr Privatleben auf ihre jeweiligen beruflichen Verpflichtungen ab, feuerten sich gegenseitig an und standen einander mit Rat und Tat zur Seite. Sie kannten die Spielregeln und hielten sich daran: Erst die Arbeit, dann das Vergnügen.
    Es klingelte an der Tür, und Andy plumpste unsanft auf den Boden der Realität zurück. Sie verhielt sich mucksmäuschenstill, denn sie war wirklich nicht in der Verfassung, mit irgendjemandem zu sprechen, ganz gleich, ob mit ihrer Mutter, Nina oder auch nur mit ihrer Schwester. Geh weg , beschwor sie in Gedanken den ungebetenen Gast. Lass mich in Frieden. Ich muss nachdenken.
    Aber so leicht kam sie nicht davon. Nach dem vierten Klingeln setzte Andy mit letzter Kraft ein strahlendes Lächeln auf und öffnete.
    »Einen wunderschönen guten Morgen, Mrs Harrison«, trällerte ihr der Hotelmanager entgegen. Hinter ihm stand eine livrierte junge Frau mit einem Zimmerservicewagen. »Unser Haus beehrt sich, Ihnen und Ihrem werten Herrn Gemahl zur Einstimmung auf den späteren Brunch eine Auswahl an Appetithäppchen zu servieren.«
    »Oh. Ja. Vielen Dank. Wie aufmerksam.« Andy zog den Gürtel des Bademantels stramm und trat einen Schritt zurück, um das Wägelchen vorbeizulassen. Dabei bemerkte sie, dass das Bitte-nicht-stören-Schild von der Klinke gerutscht und auf den Boden gefallen war. Seufzend hob sie es auf und hängte es wieder an die Tür.
    Die Hotelangestellte rollte den Wagen vor das Panoramafenster im Wohnbereich. Während sie den

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