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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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schwanden. Sie klang genauso freundlich wie die Telefonistin in Cairo und sie würde mich mit meinem Dad verbinden.
    »Cairo, Illinois, bitte, Ma’am. Cairo, sechs-null-acht-vier-fünf«, wiederholte ich. Mein Herz schlug rascher. Nur ein Hallo – das ist alles, was ich hörenmöchte! , sagte ich mir. Dann hänge ich ein und kehre ins Zimmer oben zurück und niemand wird mich sehen. Das verspreche ich!
    »Illinois?«, fragte die Telefonistin. »Sagtest du Illinois, Schätzchen?«
    »Ja«, antwortete ich und versuchte, meine Sechsjährigenstimme tiefer klingen zu lassen. Schon wieder dieses Schätzchen .
    »Mein liebes Kind«, flötete die Telefonistin, »Telefonistinnen von Bell dürfen Kindern keine Ferngespräche vermitteln.«
    »Ich bin elf«, versicherte ich.
    »Ist irgendein Erwachsener zu Hause, der diesen Anruf für dich erledigen kann?«, fragte die Telefonistin.
    »Nein!«, sagte ich.
    »Das hab ich mir gedacht«, sagte die Telefonistin. »Kinder treiben gern Unfug mit dem Telefon, deshalb übernimmt die Telefongesellschaft keine Ferngespräche von kleinen Schlingeln. Jetzt geh und such deine Mami oder deinen Papi und bitte sie, ein Ferngespräch anzumelden. Okay? Frohes neues Jahr!«
    Alles für nichts und wieder nichts! , zischte meine innere Stimme. Verdufte, Oscar, solange noch Zeitist! Tränen der Enttäuschung tropften auf mein Kinn. Ich hängte den Hörer ein und wischte mit einer Vorhangquaste die Spuren auf dem Telefon ab. Dann trottete ich – langsam diesmal, weil mir meine brennenden Rippen zu schaffen machten – zurück durchs Esszimmer, durchs Wohnzimmer mit seinen mächtigen Sesseln und lackierten Tischen. Schließlich schleppte ich mich die Treppe zu den Schlafzimmern hinauf.
    Als mein Fuß die oberste Stufe erreicht hatte, drehte sich unten ein Schlüssel im Schloss und der Riegel der Eingangstür klickte. Ich stolperte die zweite Treppe hoch. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als fröhliche Stimmen den Raum unten erfüllten. Mein Telefonabenteuer hatte aus mir ein Nervenbündel gemacht. Auf Lisls Kommode stand ein Fläschchen Nervosa. Das Etikett versprach eine Regulierung des Blutkreislaufs und damit verbunden die Behebung von Angstzuständen. Ich nahm einen großen Schluck und wartete auf das Einsetzen der Wirkung. Nach einer Weile tauchte Claire wieder auf. Sie winkte mir von der Tür aus zu. »Komm, Oscar!«, sagte sie.
    »Wohin?«, fragte ich.
    »In mein Zimmer! Mummy und Daddy haben unten Gäste zum Tee«, sagte Claire. »Sie werden nicht mehr heraufkommen. Warte, bis du den Zug siehst, Oscar! Ich hab die größte und beste elektrische Anlage bekommen!«
    »Es ist der Twentieth Century, Claire!«, rief ich, als ich die Lokomotive in ihren Händen sah. Der Twentieth Century Express verkehrte regelmäßig zwischen New York und Chicago. Claires Anlage hatte zwei Bahnhöfe, den Grand Central von New York und die Union Station von Chicago.
    Wir ließen den Zug hin- und zurückfahren, ließen ihn pfeifen und stopften Rauch in den Schornstein. »Bist du glücklich, Claire?«, fragte ich und schaute ihr dabei in die Augen. Ihre verträumten Augen blickten nicht glücklich drein. »Was ist los?«, fragte ich, während ich vor ihr in der Mitte des neu gelegten Schienenovals hockte. »Du musst von diesem Zug begeistert sein! Du wolltest ihn unbedingt haben, Claire! Wenn du sie bittest, kaufen sie dir wahrscheinlich noch drei!«
    Claire schaute auf den Zug hinunter. »Ich will nicht, dass du nach Hause fährst, Oscar«, sagte Claire. »Aber ich werde nicht glücklich sein, solangedu nicht glücklich bist, das heißt, bis du sicher nach Hause kommst. Weißt du, du bist der erste Mensch auf der ganzen weiten Welt, der mir wirklich etwas bedeutet, Oscar.«
    »Ich?«
    »Ja, Oscar. Du.«
    Ich spürte, wie ich rot wurde wie eine Lionel-Signalampel. Claire war schließlich ein Mädchen. »Du liebst auch deine Mutter und deinen Vater!«, sagte ich. »Deinen Bruder nicht zu vergessen, wo immer er ist.«
    »Natürlich liebe ich sie, Oscar. Aber niemand hat mir jemals so zugehört wie du und mich ernst genommen wie du. Jetzt musst du nach Hause fahren und ich will nicht, dass du gehst.«
    »Aber wie denn?«, fragte ich. »Ich kann nicht auf deinen Zug springen, Claire. Es gibt nichts, was mir solche Angst macht, dass es funktionieren würde. Nichts kann mich dazu bringen, auf die Anlage zu springen und ins Jahr 1931 zurückzukehren, wo ich hingehöre.«
    »Ich werde Daddy bitten, dass er dir eine

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