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Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie

Titel: Die rätselhafte Reise des Oscar Ogilvie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Dollar und 51 Cent je Pfund und Leber für 2 Dollar und 29 Cent je Pfund. Metzger Jones verkauft Schweinefleisch für 2 Dollar und 9 Cent je Pfund und Leber für 99 Cent je Pfund. Mrs Brown möchte 2,5 Pfund Schweinefleisch und 6 Pfund Leber. Bei welchem Metzger sollte sie kaufen?

    Ich war so verloren wie ein Kind im Wald. Jede Aufgabe war so schwierig wie die Suche nach der Nordwestpassage. Während ich zum Fenster hinausträumte, stellte ich mir vor, wie Metzger Smithund Metzger Jones mit ihren blutigen Schürzen Fleisch abwogen. Wer würde überhaupt diese grässliche Leber essen wollen? Vielleicht mochte Mrs Brown einen von den beiden Metzgern lieber. Vielleicht zwinkerte ihr Metzger Smith über das Hackfleisch hinweg zu. Wenn kümmerte es schon, wo sie einkaufte? Mich nicht.
    Ich faltete mein Pfannkuchenrezept zusammen und setzte mich in die Schaukelbank auf der vorderen Veranda, um an meiner Hausaufgabe zu arbeiten. So konnte ich das Tageslicht nutzen und musste keinen Strom verschwenden.
    Hier auf dieser Verandaschaukel saß ich eines strahlenden Oktobernachmittags mit zehn Matheaufgaben auf dem Stuhl neben mir.

    Wenn sich ein Motor mit einer Geschwindigkeit von 569.001,4562 Umdrehungen pro Stunde dreht, wie viele Umdrehungen sind nötig, um die Geschwindigkeit um 6 % zu reduzieren?

    Die fünf folgenden Aufgaben waren noch viel schlimmer. Meine Gedanken wanderten zu meinen Eisenbahnzügen. Wo waren die jetzt? Ich schlossdie Augen und dachte an meinen Blauen Komet. Würde ich ihn jemals wiedersehen? Ich wusste, die Chance, meine Züge wieder in Händen zu halten, war so groß wie die, zum Mars zu fliegen.
    »Bei diesem Problem kann ich dir helfen!«, hörte ich eine Stimme.

Ich hob den Kopf. Ein Mann stand am Rand der Veranda und schaute auf meine ausgebreiteten Blätter. Er trug eine Hornbrille und einen breitkrempigen Hut. Er schien niemand zu sein, der sich in schmutzigen Kleidern herumtrieb oder aus dem Gefängnis ausgebrochen war. Er hatte ein liebenswürdiges Lächeln und er roch nach Barbasol-Rasiercreme, wie mein Dad. Die Großvateruhr hatte vier geschlagen. Es waren noch eineinhalb Stunden, bis Tante Carmen und Willa Sue aus dem Bus stiegen.
    »Mein Name ist Henry Applegate«, sagte der Mann und nahm höflich seinen Hut ab. »Ich war einmal ein Mathematiklehrer.«
    Er setzte den Hut wieder auf und nahm seine Brille ab. »Hab ganz allein drei Jungen großgezogen!Sind alle erwachsen«, fügte er hinzu, während er seine Gläser mit einem zerrissenen, aber sauberen Taschentuch putzte. Er wusste sich zu benehmen. Das war ein gutes Zeichen. Er trug ein dickes Buch. Noch ein gutes Zeichen. Ich glaubte nicht, dass Vagabunden und Landstreicher mit schweren Büchern unter dem Arm herumliefen.
    Er stellte sich weiter vor. »Ich habe an der Highschool in Searchlight, Texas, Algebra und Geometrie unterrichtet. Präsident Hoovers Wirtschaftskrise vor einem Jahr hat Texas schwer getroffen. Die Leute haben ihre Sachen gepackt und sind fortgezogen. Die Schule wurde geschlossen. Ich habe meinen Posten verloren, also bin ich hierhergekommen, um mich nach einer Arbeit umzusehen.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Hab ein Zimmer im Christlichen Männerwohnheim für fünfundzwanzig Cent pro Tag«, war seine Antwort.
    »Mein Dad hat auch seinen Job verloren«, sagte ich. »Er ist nach Kalifornien gegangen. Er wird da drüben bei John Deere arbeiten. Sobald er Arbeit hat, wird er mir eine Fahrkarte schicken. Er wird mich vom Bahnhof in Los Angeles abholen.«
    Mr Applegate deutete mit seinem rosigen Finger auf meine Rechenaufgabe. Er sagte: »Die Antwort auf die erste Frage ist vier Millionen dreihundertsechsundneunzig Komma vier Mal pro Stunde. Die Antwort auf die zweite Frage ist zwanzig Millionen vierhundertsechsundneunzigtausend und einundvierzig Komma null neun, und die Antwort auf die dritte Frage ist sechshundert Millionen neunhundertfünfzigtausendvierhundertachtundsiebzig Komma eins.«
    »Können Sie das wiederholen?«, fragte ich, während ich fieberhaft mit meinem Bleistiftstummel schrieb.
    Mühelos rasselte er die Antworten ein zweites Mal herunter. »Ich war einmal Mathematiktutor an der Universität von Texas«, fügte Mr Applegate zur weiteren Erklärung hinzu. Ich beobachtete, wie er tief einatmete und grinste. »Riecht es da nach Pfannkuchen?«, fragte er.
    »Haben Sie Hunger?«, fragte ich.
    »Ich habe seit zwei Tagen nichts außer einer Tüte Rosinen gegessen«, sagte Mr Applegate.
    Ich zog mich in die Küche

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