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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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Gott! Ihr sollt alles wissen!
    AMALIA
    Keinen Laut weiter – Ich vergebe dir – Ziehe heim in Frieden. (Will hinwegeilen.)
    HERMANN
    So höret nur ein einziges Wort – es wird Euch all Eure Ruhe wiedergeben.
    AMALIA
    (kommt zurück und blickt ihn verwundernd an) Wie Freund? – wer im Himmel und auf Erden kann mir meine Ruhe wiedergeben?
    HERMANN
    Das kann von meinen Lippen ein einiges Wort – höret mich an!
    AMALIA
    (mit Mitleiden, seine Hand ergreifend) Guter Mensch – Kann ein Wort von deinen Lippen die Riegel der Ewigkeit aufreißen?
    HERMANN
    (steht auf) Karl lebt noch!
    AMALIA
    (schreiend) Unglücklicher!
    HERMANN
    Nicht anders – Nun noch ein Wort – Euer Oheim –
    AMALIA
    (gegen ihn herstürzend) Du lügst –
    HERMANN
    Euer Oheim –
    AMALIA
    Karl lebt noch!
    HERMANN
    Und Euer Oheim –
    AMALIA
    Karl lebt noch?
    HERMANN
    Auch Euer Oheim – Verratet mich nicht. (Eilt hinaus.)
    AMALIA
    (steht lang wie versteinert. Dann fährt sie wild auf, eilt ihm nach.) Karl lebt noch!

Zweite Szene
    Gegend an der Donau.
    die Räuber, gelagert auf einer Anhöhe unter Bäumen,
die Pferde weiden am Hügel hinunter.
    MOOR
    Hier muss ich liegen bleiben. (Wirft sich auf die Erde.) Meine Glieder wie abgeschlagen. Meine Zunge trocken wie eine Scherbe. (Schweizer verliert sich unvermerkt.) Ich wollt euch bitten, mir eine Handvoll Wassers aus diesem Strome zu holen, aber ihr seid alle matt bis in den Tod.
    SCHWARZ
    Auch ist der Wein all in unsern Schläuchen.
    MOOR
    Seht doch, wie schön das Getreide steht! – Die Bäume brechen fast unter ihrem Segen. – Der Weinstock voll Hoffnung.
    GRIMM
    Es gibt ein fruchtbares Jahr.
    MOOR
    Meinst du? – Und so würde doch ein Schweiß in der Welt bezahlt. – Einer?  – – Aber es kann ja über Nacht ein Hagel fallen und alles zugrund schlagen.
    SCHWARZ
    Das ist leicht möglich. Es kann alles zugrund gehen, wenig Stunden vorm Schneiden.
    MOOR
    Das sag ich ja. Es wird alles zugrund gehn. Warum soll dem Menschen das gelingen, was er von der Ameise hat, wenn ihm das fehlschlägt, was ihn den Göttern gleich macht! – Oder ist hier die Mark seiner Bestimmung?
    SCHWARZ
    Ich kenne sie nicht.
    MOOR
    Du hast gut gesagt, und noch besser getan, wenn du sie nie zu kennen verlangtest! – Bruder – ich habe die Menschen gesehen, ihre Bienensorgen, und ihre Riesenprojekte – ihre Götterplane und ihre Mäusegeschäfte, das wunderseltsame Wettrennen nach Glückseligkeit; – dieser dem Schwung seines Rosses anvertraut – ein anderer der Nase seines Esels – ein Dritter seinen eigenen Beinen; dieses bunte Lotto des Lebens, worein so mancher seine Unschuld, und – seinen Himmel setzt, einen Treffer zu haschen, und – Nullen sind der Auszug – am Ende war kein Treffer darin. Es ist ein Schauspiel, Bruder, das Tränen in deine Augen lockt, wenn es dein Zwerchfell zum Gelächter kitzelt.
    SCHWARZ
    Wie herrlich die Sonne dort untergeht!
    MOOR
    (in den Anblick verschwemmt) So stirbt ein Held! – Anbetenswürdig.
    GRIMM
    Du scheinst tief gerührt.
    MOOR
    Da ich noch ein Bube war – war’s mein Lieblingsgedanke, wie sie zu leben, zu sterben wie sie. – (Mit verbissnem Schmerz.) Es war ein Bubengedanke!
    GRIMM
    Das will ich hoffen.
    MOOR
    (drückt den Hut übers Gesicht) Es war eine Zeit – Lasst mich allein, Kameraden.
    SCHWARZ
    Moor! Moor! Was zum Henker? – wie er seine Farbe verändert!
    GRIMM
    Alle Teufel! was hat er? wird ihm übel?
    MOOR
    Es war eine Zeit, wo ich nicht schlafen konnte, wenn ich mein Nachtgebet vergessen hatte –
    GRIMM
    Bist du wahnsinnig? Willst du dich von deinen Bubenjahren hofmeistern lassen?
    MOOR
    (legt sein Haupt auf Grimms Brust) Bruder! Bruder!
    GRIMM
    Wie? sei doch kein Kind – ich bitte dich –
    MOOR
    Wär ich’s – wär ich’s wieder!
    GRIMM
    Pfui! Pfui!
    SCHWARZ
    Heitre dich auf. Sieh diese malerische Landschaft – den lieblichen Abend.
    MOOR
    Ja, Freunde, diese Welt ist so schön.
    SCHWARZ
    Nun, das war wohl gesprochen.
    MOOR
    Diese Erde so herrlich.
    GRIMM
    Recht – recht – so hör ich’s gerne.
    MOOR
    (zurückgesunken) Und ich so hässlich auf dieser schönen Welt – und ich ein Ungeheuer auf dieser herrlichen Erde.
    GRIMM
    O weh, o weh!
    MOOR
    Meine Unschuld! Meine Unschuld! – Seht! es ist alles hinausgegangen, sich im friedlichen Strahl des Frühlings zu sonnen – warum ich allein die Hölle saugen aus den Freuden des Himmels? – dass alles so glücklich ist, durch den Geist des Friedens

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