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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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alles so verschwistert! – die ganze Welt eine Familie und ein Vater dort oben – Mein Vater nicht – Ich allein der Verstoßene, ich allein ausgemustert aus den Reihen der Reinen – mir nicht der süße Name Kind – nimmer mir der Geliebten schmachtender Blick – nimmer nimmer des Busenfreundes Umarmung! (Wild zurückfahrend.) Umlagert von Mördern – von Nattern umzischt – angeschmiedet an das Laster mit eisernen Banden – hinausschwindelnd ins Grab des Verderbens auf des Lasters schwankendem Rohr – mitten in den Blumen der glücklichen Welt ein heulender Abbadona!
    SCHWARZ
    (zu den Übrigen) Unbegreiflich! Ich hab ihn nie so gesehen.
    MOOR
    (mit Wehmut) Dass ich wiederkehren dürfte in meiner Mutter Leib! dass ich ein Bettler geboren werden dürfte! – nein! ich wollte nicht mehr o Himmel – dass ich werden dürfte wie dieser Taglöhner einer! – O ich wollte mich abmüden, dass mir das Blut von den Schläfen rollte – mir die Wollust eines einzigen Mittagschlafs zu erkaufen – die Seligkeit einer einzigen Träne.
    GRIMM
    (zu den andern) Nur Geduld! Der Paroxysmus ist schon im Fallen.
    MOOR
    Es war eine Zeit, wo sie mir so gern flossen – o ihr Tage des Friedens! Du Schloss meines Vaters – ihr grünen, schwärmerischen Täler! O all ihr Elysiumszenen meiner Kindheit! – Werdet ihr nimmer zurückkehren – nimmer mit köstlichen Säuseln meinen brennenden Busen kühlen? – Traure mit mir, Natur – Sie werden nimmer zurückkehren, nimmer mit köstlichen Säuseln meinen brennenden Busen kühlen. – Dahin! dahin! unwiederbringlich! –
    Schweizer mit Wasser im Hut.
    SCHWEIZER
    Sauf zu, Hauptmann – hier ist Wasser genug, und frisch wie Eis.
    SCHWARZ
    Du blutest ja – was hast du gemacht?
    SCHWEIZER
    Narr, einen Spaß, der mich bald zwei Beine und einen Hals gekostet hätte. Wie ich so auf dem Sandhügel am Fluss hintrolle, glitsch, so rutscht der Plunder unter mir ab und ich zehn rheinländische Schuhe lang hinunter – da lag ich, und wie ich mir eben meine fünf Sinne wieder zurechtsetze, treff ich dir das klarste Wasser im Kies. Genug diesmal für den Tanz, dacht ich, dem Hauptmann wird’s wohl schmecken.
    MOOR
    (gibt ihm den Hut zurück und wischt ihm sein Gesicht ab) Sonst sieht man ja die Narben nicht, die die böhmischen Reuter in deine Stirne gezeichnet haben – dein Wasser war gut, Schweizer – diese Narben stehen dir schön.
    SCHWEIZER
    Pah! hat noch Platz genug für ihrer dreißig.
    MOOR
    Ja, Kinder – es war ein heißer Nachmittag – und nur einen Mann verloren – mein Roller starb einen schönen Tod. Man würde einen Marmor auf seine Gebeine setzen, wenn er nicht mir gestorben wäre. Nehmet vorlieb mit diesem. (Er wischt sich die Augen.) Wie viel waren’s doch von den Feinden, die auf dem Platz blieben?
    SCHWEIZER
    Hundertundsechzig Husaren – dreiundneunzig Dragoner, gegen vierzig Jäger – dreihundert in allem.
    MOOR
    Dreihundert für einen! – Jeder von euch hat Anspruch an diesen Scheitel! (Er entblößt das Haupt.) Hier heb ich meinen Dolch auf! So wahr meine Seele lebt! Ich will euch niemals verlassen.
    SCHWEIZER
    Schwöre nicht! du weißt nicht, ob du nicht noch glücklich werden, und bereuen wirst.
    MOOR
    Bei den Gebeinen meines Rollers! Ich will euch niemals verlassen.
    Kosinsky kommt.
    KOSINSKY
    (vor sich) In dieser Revier herum, sagen sie, werd ich ihn antreffen – he, holla! was sind das für Gesichter? –
    Sollten’s –? wie, wenn’s diese – sie sind’s, sind’s! – ich will sie anreden.
    SCHWARZ
    Gebt acht! wer kommt da?
    KOSINSKY
    Meine Herrn, verzeihen Sie! Ich weiß nicht, geh ich recht, oder unrecht?
    MOOR
    Und wer müssen wir sein, wenn Sie recht gehn?
    KOSINSKY
    Männer!
    SCHWEIZER
    Ob wir das auch gezeigt haben, Hauptmann?
    KOSINSKY
    Männer such ich, die dem Tod ins Gesicht sehen, und die Gefahr wie eine zahme Schlange um sich spielen lassen, die Freiheit höher schätzen als Ehre und Leben, deren bloßer Name, willkommen dem Armen und Unterdrückten, die Beherztesten feig und Tyrannen bleich macht.
    SCHWEIZER
    (zum Hauptmann) Der Bursche gefällt mir. – Höre, guter Freund! Du hast deine Leute gefunden.
    KOSINSKY
    Das denk ich, und will hoffen, bald meine Brüder. – So könnt ihr mich dann zu meinem rechten Manne weisen, denn ich such euren Hauptmann, den großen Grafen von Moor.
    SCHWEIZER
    (gibt ihm die Hand, mit Wärme) Lieber Junge! wir duzen einander.
    MOOR
    (näher kommend) Kennen Sie

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