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Die Raeuber

Die Raeuber

Titel: Die Raeuber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Schiller
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krümmen muss.
    SCHWEIZER
    (aufstehend, seinen Degen wetzend) Das ist Wasser auf unsere Mühle, Hauptmann! Da gibt’s was anzuzünden!
    MOOR
    (der bisher in heftigen Bewegungen hin und her gegangen, springt rasch auf, zu den Räubern) Ich muss sie sehen. – Auf! rafft zusammen – du bleibst, Kosinsky – packt eilig zusammen!
    DIE RÄUBER
    Wohin? Was?
    MOOR
    Wohin? wer fragt wohin? (Heftig zu Schweizern.) Verräter, du willst mich zurückhalten? Aber bei der Hoffnung des Himmels! –
    SCHWEIZER
    Verräter ich? – geh in die Hölle, ich folge dir!
    MOOR
    (fällt ihm um den Hals) Bruderherz! du folgst mir – sie weint, sie vertrauert ihr Leben. Auf! Hurtig! Alle! nach Franken! in acht Tagen müssen wir dort sein. (Sie gehen ab.)

Vierter Akt

Erste Szene
    Ländliche Gegend um das Moorische Schloss.
    Räuber Moor, Kosinsky in der Ferne.
    MOOR
    Geh voran, und melde mich. Du weißt doch noch alles, was du sprechen musst?
    KOSINSKY
    Ihr seid der Graf von Brand, kommt aus Mecklenburg, ich Euer Reutknecht – sorgt nicht, ich will meine Rolle schon spielen, lebt wohl! (Ab.)
    MOOR
    Sei mir gegrüßt, Vaterlandserde! (Er küsst die Erde.) Vaterlandshimmel! Vaterlandssonne! – und Fluren und Hügel und Ströme und Wälder! seid alle, alle mir herzlich gegrüßt! – wie so köstlich wehet die Luft von meinen Heimatgebürgen! wie strömt balsamische Wonne aus euch dem armen Flüchtling entgegen! – Elysium! dichterische Welt! Halt ein Moor! dein Fuß wandelt in einem heiligen Tempel. (Er kommt näher.) Sieh da auch die Schwalbennester im Schlosshof – auch das Gartentürchen! – und diese Ecke am Zaun, wo du so oft den Fanger belauschtest und necktest – und dort unten das Wiesental, wo du, der Held Alexander, deine Mazedonier ins Treffen bei Arbela führtest, und nebendran der grasigte Hügel, von welchem du den persischen Satrapen niederwarfst – und deine siegende Fahne flatterte hoch! (Er lächelt.) Die goldne Maienjahre der Knabenzeit leben wieder auf in der Seele des Elenden – da warst du so glücklich, warst so ganz, so wolkenlos heiter – und nun – da liegen die Trümmer deiner Entwürfe! Hier solltest du wandeln dereinst, ein großer, stattlicher, gepriesener Mann – hier dein Knabenleben in Amalias blühenden Kindern zum zweiten Mal leben – hier! hier der Abgott deines Volks – aber der böse Feind schmollte darzu! (Er fährt auf.) Warum bin ich hiehergekommen? dass mir’s ginge wie dem Gefangenen, den der klirrende Eisenring aus Träumen der Freiheit aufjagt – nein, ich gehe in mein Elend zurück! – der Gefangene hatte das Licht vergessen, aber der Traum der Freiheit fuhr über ihm wie ein Blitz in die Nacht, der sie finsterer zurücklässt – Lebt wohl, ihr Vaterlandstäler! einst saht ihr den Knaben Karl, und der Knabe Karl war ein glücklicher Knabe – itzt saht ihr den Mann, und er war in Verzweiflung. (Er dreht sich schnell nach dem äußersten Ende der Gegend, allwo er plötzlich stille steht und nach dem Schloss mit Wehmut herüberblickt.) Sie nicht sehen, nicht einen Blick? – und nur eine Mauer gewesen zwischen mir und Amalia – Nein! sehen muss ich sie – muss ich ihn – es soll mich zermalmen! (Er kehrt um.) Vater! Vater! dein Sohn naht – weg mit dir, schwarzes, rauchendes Blut! weg, hohler, grasser, zuckender Todesblick! Nur diese Stunde lass mir frei – Amalia! Vater! dein Karl naht! (Er geht schnell auf das Schloss zu.) Quäle mich, wenn der Tag erwacht, lass nicht ab von mir, wenn die Nacht kommt – quäle mich in schröcklichen Träumen! nur vergifte mir diese einzige Wollust nicht! (Er steht an der Pforte.) Wie wird mir? was ist das, Moor? Sei ein Mann! – – Todesschauer – Schreckenahndung – – (Er geht hinein.)

Zweite Szene
    Galerie im Schloss.
    Räuber Moor, Amalia treten auf
    AMALIA
    Und getrauten Sie sich wohl, sein Bildnis unter diesen Gemälden zu erkennen?
    MOOR
    O ganz gewiss. Sein Bild war immer lebendig in mir. (An den Gemälden herumgehend.) Dieser ist’s nicht.
    AMALIA
    Erraten! – Er war der Stammvater des gräflichen Hauses, und erhielt den Adel vom Barbarossa, dem er wider die Seeräuber diente.
    MOOR
    (immer an den Gemälden) Dieser ist’s auch nicht – auch der nicht – auch nicht jener dort – er ist nicht unter ihnen.
    AMALIA
    Wie, sehen Sie doch besser! ich dachte, Sie kennten ihn –
    MOOR
    Ich kenne meinen Vater nicht besser! Ihm fehlt der sanftmütige Zug um den Mund, der ihn aus Tausenden

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