Die Raeuber
die Abhängigkeit der Familie vom Dienst für den württembergischen Landesherrn Carl Eugen diesen über das Schicksal des Kindes bestimmen ließ.
So absolvierte der junge Sch. auf Befehl Carl Eugens eine militärisch-medizinische Ausbildung an der neugegründeten Carlsschule in Stuttgart (von 1773 bis 1780) und wurde danach zum schlecht bezahlten und noch schlechter behandelten »Regimentsmedikus« (Dezember 1780), bis er sich dem Unverständnis des absolutistischen Fürsten für die literarischen Interessen des jungen Mannes durch Flucht entzog.
Dennoch fallen Sch.s erste dichterische Arbeiten in die Zeit der Carlsschule; Dichtung galt hier natürlich nicht viel, auch wenn einzelne Lehrer wie Professor Abel das erkennbare Talent des jungen Eleven nach Kräften förderten. Die wenigen, die von Sch.s Versuchen wussten, waren von seinen Ergebnissen nicht gerade begeistert; sie warfen ihm vor, seine Texte seien »künstlich«, »exaltiert«, »herzlos«; es gelang ihm offensichtlich nicht, seine »innere Bewegung« in angemessener, sprachlich differenzierter Weise zum Ausdruck zu bringen. Das erkannte Sch. auch selbst ( Brief an Boigeol , 1777), und er bemühte sich zeitlebens, dem entgegenzuwirken; dennoch verstummte die Kritik an seiner Sprache eigentlich nie ganz; so lachten Caroline Schlegel und ihre Freunde 1799 über Das Lied von der Glocke , dass sie »fast von den Stühlen gefallen« wären, und Jean Paul kritisierte in seiner Vorschule der Ästhetik (1804) »die zu Juwelen versteinerte Hand«, die, wenn nicht das Spielen, dann doch das Hören störe.
Sch. hat die Empfindungen seiner Leser bis ins 21. Jahrhundert »polarisiert«, seine Werke wurden immer wieder als »Ideenmagazin« gesellschaftlich und politisch missbraucht, ihr ästhetischer Wert aber verkannt. Schon sein erstes Drama, Die Räuber , löste durch den berühmten, nicht von Sch. stammenden Zusatz »In tirannos« (in der zweiten Auflage 1782 bei Löffler) eine Kette von Missverständnissen aus: Sch.s Kampf um die Aufführung in Mannheim (1782) brachte ihm wegen wiederholten unerlaubten Verlassens seiner Arbeitsstelle eine Haftstrafe und – als Folge seiner anschließenden Flucht – eine lebenslange Entfernung von der schwäbischen Heimat ein, wenn man von dem kurzen Versuch absieht, nach dem Tode Carl Eugens im Oktober 1793 in Stuttgart zu leben (Frühjahr 1794). 1782 war Sch. in Kontakt mit dem Intendanten des Mannheimer Nationaltheaters, Wolfgang Heribert Freiherr von Dalberg, gekommen. Obwohl dieser ein »opportunes Ritterstück«, auf keinen Fall ein »revolutionäres«, inszenieren wollte, erlebte Sch. bei der Premiere seiner nun schon mehrfach umgearbeiteten Räuber im Januar 1782, dass das Drama trotz einer völlig unangemessenen Inszenierung eine überwältigende Wirkung beim Publikum erzielte, während die literarische Kritik es kaum zur Kenntnis nahm. Deshalb wollte Sch. mehr für die »Öffentlichkeit« seiner Dramen tun und versuchte, seine »Bühnentheorie« publik zu machen; aber alle diese Bemühungen brachten keinen Erfolg, auch seine Rede vor der »Deutschen Gesellschaft« in Mannheim (1784) wurde zwar mit Beifall aufgenommen, änderte die Einstellung des Intendanten von Dalberg aber nicht; Sch.s einjähriger Vertrag als Mannheimer »Theaterdichter« wurde im August 1784 nicht verlängert. Damit blieb ihm eine »Wirkung der Schaubühne auf das Volk«, die über bloße Unterhaltung hinausgehen sollte, versperrt, und die Möglichkeit, als unabhängiger Schriftsteller zu leben und zu schreiben, war gescheitert. An Jens Baggesen schrieb Sch. 1791: »Von der Wiege meines Geistes bis jetzt, da ich dies schreibe, habe ich mit dem Schicksal gekämpft, und seitdem ich die Freiheit des Geistes zu schätzen weiß, war ich dazu verurteilt, sie zu entbehren. […] Ich habe mir diesen Beruf gegeben, eh ich seine Forderungen geprüft, seine Schwierigkeiten übersehen hatte.«
Dennoch versuchte Sch. »freier Schriftsteller« zu bleiben; zehn Jahre äußerster finanzieller Bedrängnis, Einschränkung, Abhängigkeit und Ratlosigkeit trieben den jungen Dichter auf geistige, materielle und räumliche Wanderschaft; seine Gönner waren entweder selbst adelig (Charlotte von Kalb, Henriette von Wolzogen, Graf Schimmelmann, der dänische König, Carl August von Weimar), oder sie lebten in Abhängigkeit von einem Hofe (wie seine engen Freunde Körner und Goethe, die sich allerdings beide ihre Unabhängigkeit zu wahren wussten); Sch. musste um
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