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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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anderes: Ihre etwas sehr spöttische Einstellung der Bankgesellschaft gegenüber. Im Unterton klingt ständig der Satz mit: Wenn ihr wüsstet … Verstehst du, was ich meine?«
»War sie denn nett zu dir?«
Mann lachte. »Ich erzähle dir alles in Ruhe, wenn wir uns sehen.«
»Und? Ist die Bankgesellschaft nun ein Thema für dich?«
»Ein großes Thema«, bestätigte Mann.
»Na, also«, schnaufte Ziemann befreit und wollte sich verabschieden.
Mann sagte schnell: »Moment, großer Meister. Was mich noch interessiert: Ich habe nun ein paarmal mitbekommen, dass die Zusammenarbeit mit den Amerikanern nicht so ganz einfach ist. Fast habe ich den Eindruck, dass sie ziemlich belächelt werden. Was liegt dem zu Grunde?«
Ziemann seufzte. »Du bist wirklich hartnäckig. Aber na gut. Das Zauberwort heißt Joint Operation . Also immer wenn die amerikanischen großen Freunde hier einfliegen, ist eine vereinte Operation angesagt, Deutsche und US-Amerikaner gemeinsam gegen das Böse in der Welt. Nur ist die Regel, dass sich die Amis nie an irgendeine Regel halten. Sie haben zum Beispiel in der Nachfolge des grauenhaften Attentats auf die Zwillingstürme in New York nach einem wichtigen Verbindungsmann der Al Kaida gesucht. Der lebte in der Nähe von Würzburg und stand unter geheimer Beobachtung eines Kriminaloberrates des Bundesnachrichtendienstes. Und das ist ein ausgesprochen kluger Mensch, er hatte sein Netz gut ausgeworfen. Wie auch immer, die Amerikaner bestanden darauf, den mutmaßlichen Al-KaidaMann in eine Falle zu locken. Gut, sagten die braven Deutschen. Dann machen wir das. Der Mann ging nicht in die Falle, er konnte gar nicht in die Falle gehen, die Amerikaner hatten ihn vorher von der Straße weg verschleppt und in die USA transportiert. Aber dann bekamen sie ein Problem: Sie wussten nämlich nicht, was der Mann alles wissen konnte. Infolgedessen stellten sie lauter dämliche Fragen und der Verdächtige hat sie geduldig lächelnd beantwortet. Anschließend war die Verunsicherung bei den Amerikanern groß. Und auch jetzt haben sie sich wieder wie eine Horde betrunkener Söldner verhalten. In Kreuzberg gibt es einige mächtige, aber sehr liberale Muslime. Drei von ihnen sind seit gestern Morgen verschwunden. Inzwischen wissen wir, dass die US-Leute sie in ihren Wohnungen festgenommen und zum Flughafen Tegel gebracht haben, um sie in den USA zu verhören. Die Amerikaner haben uns kein Wort davon gesagt. Nun werden wir wieder Monate brauchen, vernünftige und gute Beziehungen zu diesen Muslimen aufzubauen. Also, ich rate dir: Finger weg von Amerikanern, falls du einen Fall hast, bei dem sie mitmischen wollen. Ich persönlich kenne keinen Fall, in dem eine Joint Operation glücklich über die Bühne gebracht wurde. Reicht dir das?«
»Ja, danke«, sagte Mann und beendete das Gespräch.
Mann begann, die Aussage von Marion Westernhage zu Papier zu bringen, und er brachte es auf etwa sechs glaubwürdige Sätze. Sie habe an dem Tag hart gearbeitet, habe sich dann in ein Taxi gesetzt, sei am KaDeWe ausgestiegen, herumgeschlendert, habe einen Schaufensterbummel gemacht, sei, ohne jede Absicht, immer weiter nach Osten gedriftet und dann schlussendlich ins Francucci’s gegangen, um einen Wein zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen. Sie sei nicht mehr als ein paar Minuten im Lokal gewesen, dann habe es schrecklich geknallt, sie sei herumgewirbelt worden und gegen eine Mauer geprallt. Sie müsse instinktiv den Weg in das Frauen-WC gefunden haben, wo sie das Bewusstsein verloren habe. Weitere Angaben könne sie nicht machen, irgendwelche Zusammenhänge zwischen ihr und der Explosion der Bombe seien auszuschließen.
Das muss reichen, dachte er. Ich werde es ihr in die Bank faxen, sie kann es unterschreiben und dann diesem Hauptmann schicken. Mann wäre jetzt gerne bei ihr gewesen.
»Kommst du essen?«, fragte Katharina sanft.
»Gern«, sagte er und beschloss, ihr nichts von Marion zu erzählen.
Er setzte sich an den Tisch und sah ihr zu, wie sie Spagetti auf die Teller häufte und dann die Sauce Bolognese darüber gab. »Bist du immer noch beunruhigt wegen meines Ausfluges in andere Gefilde?«
»Vielleicht war das im Fernsehen einfach … die Bilder waren zu schrecklich. Aber du hast ja gesagt, dass es bald vorbei ist.«
Er nickte. »Nur noch die Protokolle durchsprechen. Dann ist Schluss.« Dabei war ihm klar, dass es so problemlos nicht weitergehen würde.
Sie aßen eine Weile schweigend.
»Könntest du dir denn vorstellen, so

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