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Die Raffkes

Die Raffkes

Titel: Die Raffkes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berndorf Jacques
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galt?«
»Kriminalrat Ziemann ist fest davon überzeugt. Und ich, glaub ich, auch.«
»Wer könnte so etwas arrangiert haben?«
»Keine Ahnung.«
»Derweil suchen die Amerikaner ihr Reich des Bösen …«
»Hast du eigentlich Freunde? Ich meine nicht solche Leute wie Dreher.«
»Eigentlich nein. Ich habe keine Zeit für Freunde. Ich bin für Dreher da, ich bin für die Bankgesellschaft da, zehn, fünfzehn Stunden am Tag, auch samstags oder sonntags, manchmal das ganze Wochenende.« Marion lächelte. »Allerdings muss ich gestehen, dass ich Angst vor Freunden habe. Was würden sie mir sagen? Dass es völlig bekloppt ist, für diese Bankgesellschaft zu leben? Dass ich mich von einem wesentlich älteren Mann aushalten lasse, der auch noch langweilig ist? O nein, lieber keine Freunde.«
»Aber was bringt dir so ein Leben nur für die Bank?«
Sie überlegte eine Weile. »Ich bin abgesichert. Für eine gute Rente muss eine alte Frau lange stricken.«
»Du bist so jung.«
»Bin ich gar nicht mehr. Außerdem – was mache ich, wenn Dreher mich morgen feuert? So einen Job kriege ich nie wieder.«
»Vielleicht … Also marschierst du gleich in die Bank und alles läuft wie gehabt.«
»Richtig. Wie bei dir. Alles geht weiter. Wirst du der Frau, mit der du zusammenlebst, von uns beiden erzählen?«
»Das ist eine Scheißfrage«, zitierte er sie. »Du wirst Dreher auch nicht beichten.«
»Jetzt nicht. Vielleicht später, wenn wir Stress haben, wenn ich ihn verlassen will. Wie viel Uhr ist es eigentlich?«
»Viertel nach vier«, seufzte er. »Schlafen kann ich jetzt nicht mehr. Ich werde heimfahren und die Protokolle schreiben. Das ist noch viel Arbeit.«
»Ich möchte jetzt nicht allein sein. Bleib doch noch etwas. Nicht lange. Und fühl mal, ich bin wieder hungrig nach dir.« Gegen sechs Uhr brach er auf und fuhr in den Grunewald zu Tante Ichen. Er hätte Katharina jetzt nicht in die Augen sehen können. Leise stieg er die Treppe hoch, fand sein Bett gemacht und legte sich darauf. Nach wenigen Minuten schlief er ein und konnte sich später an keinen Traum erinnern, an kein Schreckensbild. Er wachte auf, weil Tante Ichen an seinem Bett stand und auf ihn hinunterlächelte. Sie sagte: »Es ist Mittag, mein Lieber, und vielleicht magst du mit mir frühstücken. Wie war es gestern?« »Anstrengend. Ich komme gleich, ich muss sowieso mit dir reden.«
Er rasierte sich und fand natürlich wieder frische Wäsche im Schrank. Unten begrüßte er John und stürzte sich dann gleich auf seine Tante, die ihn auf der Terrasse erwartete.
»Warum hast du mir so wenig über Walter Sirtel erzählt? Du wusstest doch viel mehr.«
»Aber ich wusste nicht, ob ihm das recht gewesen wäre«, sagte sie streng.
»Ich war bei seiner Frau. Sie ist völlig durcheinander, trotzdem lügt sie. Sie behauptete, die Probleme mit ihrem Sohn hätten sich erledigt.«
»Wieso soll das gelogen sein?« Ihre Stimme klang spitz.
»Weil ich inzwischen weiß, dass es um einen Kredit ging, den Blandin dem Sohn bewilligt hatte. Zweieinhalb Millionen Euro für vier edle Lastwagen. Was hat Sirtel dazu gesagt?«
»Wenig«, blieb sie kurz angebunden.
Er trank von dem Rührkaffee, zündete sich eine Zigarette an und sagte betulich: »Liebe Tante Maria, du brauchst auf deinen alten Freund Walter Sirtel keine Rücksicht mehr zu nehmen. Er ist tot. Übrigens, ganz im Vertrauen gesagt, mehren sich die Anzeichen, dass er getötet werden sollte und nicht der israelische Botschafter. Aber kein Wort zu niemandem, jedenfalls nicht solange die Amis in der Stadt sind. Und nun – was weißt du über den Kredit?«
»Walter war ganz traurig darüber.«
»Traute er seinem Sohn nicht?«
»Oh, das war es eigentlich nicht. Er regte sich eher darüber auf, wie Blandin es versteht, Leute in den Dreck zu ziehen.«
»Was soll das heißen?«
»Na ja, Blandin hört, dass jemand Geld braucht, und er fragt nicht lange, sondern gibt es ihm. Damit hast du Geld, aber du gehst auch die Verpflichtung ein, Blandin die Stange zu halten und überall zu behaupten, Blandin sei ein Edelmann. Dabei ist Blandin alles andere als das, er macht immer alles hintenrum.«
»Wie – hintenrum?«
»In diesem Fall: Blandin hört, Sascha will eine Spedition gründen. Bloß: Von wem kriegt der Junge die Aufträge? Sehr schnell weiß Blandin, dass Grischa Koniew dahinter steckt. Koniew garantiert die Frachten, aber Koniew garantiert damit auch die Rückzahlung des Kredits, verstehst du? Und nun steckt Sascha knietief in einer

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