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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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entgegen streckte und stand unsicher auf. Sein Bein schmerzte.
    »Sind Sie gerade erst angekommen?«
    »Ja. Ich bin zum ersten Mal in Dublin.«
    »Dann folgen Sie mir, Sir. Mein Name ist übrigens Martin Walsh. Ganz in der Nähe gibt es ein Gasthaus. Ich werde Sie dorthin begleiten.«
    Nachdem der hilfsbereite Gentleman Pincher im Gasthaus abgeliefert hatte, ging er wieder, um den Schaden zu begutachten. Eine Stunde später kehrte er zurück und berichtete:
    »Eine merkwürdige Sache. Zweifellos ein Unfall.« Offenbar hatte ein Funken, den das Hufeisen eines Pferdes auf den Pflastersteinen geschlagen hatte, ein Fass mit Schießpulver entzündet. Dies hatte wiederum ein großes Schießpulverlager beim zentralen Lastkran zur Explosion gebracht. »Der untere Teil der Winetavern Street ist völlig zerstört. Sogar das Fundament der Christ-Church-Kathedrale wurde erschüttert.« Er lächelte gequält. »Ich habe schon oft gehört, dass Fremde schlechtes Wetter mitbringen, aber eine Explosion ist doch recht außergewöhnlich. Ich hoffe nur, Sie werden den Iren in Zukunft freundlicher gesonnen sein.«
    Dies war ein harmloser, gutmütiger Scherz, wie Pincher wohl begriff. Aber freundliche Konversation war noch nie seine Stärke gewesen.
    »Nicht«, antwortete er mit grimmiger Befriedigung, »wenn es sich um Papisten handelt.«
    »Ah.« Der Gentleman lächelte wehmütig. »Da werden Sie in Dublin nicht lange suchen müssen, Sir.«
    Erst nachdem dieser barmherzige Samariter ihn zum Trinity College geführt und ihn sicher der Obhut des Portiers übergeben hatte, erfuhr der Neuankömmling, dass auch Mr Walsh selbst dem römisch-katholischen Glauben angehörte. Ein peinlicher Moment, das war nicht zu leugnen. Aber wie hätte er auch ahnen können, dass der freundliche, so offensichtlich englische Gentleman ein Papist war? Tatsächlich hatte Walsh mit seiner Warnung Recht gehabt. Pincher stellte schon bald geschockt fest, dass viele Angehörige der Dubliner Führungsschicht Katholiken waren.
    Nachdem der erste Schock sich gelegt hatte, bestärkte ihn dieser Umstand nur in der Überzeugung, dass hier viel Arbeit auf ihn wartete.
* 1607 *
    An einem Abend im Hochsommer stand Martin Walsh mit seinen drei Kindern am Ben of Howth und blickte ruhig aufs Meer hinaus. Aber der ruhelose Verstand des Advokaten ließ ihn auch in diesem Augenblick über vieles nachgrübeln.
    Martin war schon immer ein nachdenklicher Mensch gewesen – eine alte Seele in einem jungen Körper hatte man ihn früher genannt. Seine Mutter war gestorben, als er drei Jahre alt gewesen war, und sein Vater Robert Walsh war ihr ein Jahr später gefolgt. Martin war bei seinem Großvater Richard und seiner Großmutter aufgewachsen, und weil er von klein auf meist von alten Menschen umgeben gewesen war, hatte er sich unbewusst viele ihrer Einstellungen angeeignet. Eine davon war Vorsicht.
    Er sah seine Tochter Anne liebevoll an. Sie war erst fünfzehn. Es war kaum zu fassen, dass er jetzt bereits solche Entscheidungen für sie treffen musste. Seine Finger schlossen sich fest um den Brief, den er in der verborgenen Tasche seiner Kniehose bei sich trug. Seit Stunden zermarterte er sich das Gehirn, ob er ihr davon erzählen sollte.
    Die Eheschließung einer Tochter sollte eigentlich eine private Familienangelegenheit sein. Aber das war sie nicht, zumindest nicht mehr heutzutage. Er wünschte, seine Frau wäre noch am Leben. Sie hätte gewusst, wie man mit einer solch delikaten Angelegenheit umzugehen hatte. Natürlich musste er erst einmal mehr über den Charakter des jungen Smith herausfinden. Walsh hoffte, dass er ein guter Mann war. Aber das allein reichte noch nicht aus. Gut, er musste natürlich Prinzipien haben, und auch ein starker Wille wäre wünschenswert. Aber zusätzlich musste er noch eine weitere, undefinierbare und doch ungeheuer wichtige Qualität aufweisen. Und zwar das Talent zu überleben.
    Denn für Menschen wie ihn selbst – für die loyale, altenglische Führungsschicht – war das Leben in Irland gefährlicher geworden als je zuvor.
    ***
    Vor viereinhalb Jahrhunderten war der Normannenkönig Heinrich Plantagenet von England in Irland eingefallen, hatte die alten, irischen Hochkönige verdrängt und die irischen Prinzen so lange drangsaliert, bis sie ihn wenigstens dem Namen nach als ihren Herrscher akzeptierten. Aber außerhalb des Pale-Gebietes um Dublin hatten irische Prinzen und Großgrundbesitzer wie die Fitzgeralds – die sich bald selbst als

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