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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Iren betrachteten – auch weiterhin die Insel regiert. Bis vor siebzig Jahren der englische König Heinrich Viii. die Fitzgeralds unterworfen und ein für allemal klargestellt hatte, dass England beabsichtigte, die Insel im Westen des Königreiches direkt zu regieren. Heinrich Viii. hatte sogar den Titel Kö nig von Irland angenommen.
    Einige Jahre später verstarb der sieche Monarch mit den sechs Ehefrauen. Nach seinem Tod herrschte sechs Jahre lang sein kränklicher Sohn, der Kindkönig Eduard. Heinrichs Tochter Maria regierte fünf Jahre. Und nach ihnen bestieg Elisabeth I., die jungfräuliche Königin, den Thron von England, den sie beinahe ein halbes Jahrhundert lang nicht wieder hergeben sollte. Sie alle hatten versucht, Irland zu beherrschen. Und sie alle mussten bald feststellen, dass dies keine leichte Aufgabe war.
    Man schickte Gouverneure auf die Insel. Einige waren weise, andere nicht. Beinahe immer stammten sie aus den Reihen des englischen Adels und trugen wohlklingende Namen oder Titel: Saint Leger, Sussex, Sidney, Essex, Grey. Und jeder Gouverneur stand vor den gleichen, traditionell irischen Problemen: Altenglische Großgrundbesitzer wie die Fitzgeralds und die Butlers, die sich gegenseitig immer noch voller Eifersucht beäugten; irische Prinzen, die ungeduldig nach königlichen Herrschaftsrechten strebten – die mächtigen O’Neills oben in Ulster hatten nicht vergessen, dass sie einst Hochkönige von Irland gewesen waren. Diese Leute – und das schloss auch die loyale altenglische Gentry, den alteingesessenen Landadel, mit ein – schickten nur zu gerne Gesandte zum Monarchen, um die Autorität des Gouverneurs zu untergraben, wenn dieser Entscheidungen traf, die ihnen nicht gefielen. Die Gouverneure hatten den Auftrag, Irland in ein zweites England zu verwandeln, und die Krone hatte dabei beileibe nicht nur das Wohl der Iren im Sinn. Mit ihnen kamen die unterschiedlichsten Einwanderer – die so genannten Neuengländer –, die in Irland ihr Glück machen wollten und nach Landbesitz hungerten. Einige Gauner unter ihnen behaupteten sogar dreist, sie würden von längst vergessenen Siedlern der Plantagenet-Ära abstammen und hätten daher ein uraltes Anrecht auf irischen Landbesitz.
    Es überraschte also niemanden außer den Gouverneuren, dass Irlands Bevölkerung sich vehement gegen Veränderungen, neue Steuern und englische Abenteurer, die ihr Land stehlen wollten, zur Wehr setzte. Martin Walsh hatte in seiner Kindheit mehrere, örtlich begrenzte Aufstände erlebt, die besonders im Süden stattfanden, wo sich die Fitzgeralds aus Munster bedroht fühlten. Allerdings galt es als gesichert, dass einige englische Beamte die Unruhe absichtlich geschürt hatten. »Die Engländer wollen uns so lange provozieren, bis wir offen rebellieren«, schlossen einige irische Landbesitzer daraus. »Dann können sie unser Land konfiszieren und es in ihre eigenen Hände bringen. Diesen Gefallen werden wir ihnen nicht tun.« Aber am Ende von Elisabeths langer Regierungszeit kam es schließlich doch zu einem großen Aufstand.
    Ulster galt als wildeste und rückständigste Provinz Irlands. Die Clanführer von Ulster hatten die Fortschritte, die englische Beamte nach und nach in den anderen Provinzen erzielten, mit Abscheu und zunehmender Unruhe beobachtet. Der mächtigste von ihnen – O’Neill, der in England ausgebildet worden war und den englischen Titel Earl of Tyrone trug – hatte es bisher meistens geschafft, den Frieden im Norden aufrecht zu erhalten. Aber am Ende führte eben jener Tyrone den Aufstand schließlich an.
    Was wollte er erreichen? Ganz Irland regieren, wie es seine Vorfahren getan hatten? Vielleicht. Den Engländern einen derartigen Schrecken einjagen, dass sie ihn in Zukunft Ulster unabhängig regieren lassen würden? Gut möglich. Wie Silken Thomas Fitzgerald sechzig Jahre vor ihm appellierte auch Tyrone an katholische Loyalitäten gegen die englischen Ketzer und schickte Gesandte mit der Bitte um Truppen zum katholischen spanischen König. Und diesmal trafen auch wirklich katholische Truppen – viereinhalbtausend Mann stark – in Irland ein. Außerdem war Tyrone ein hervorragender Soldat. In der Schlacht von Yellow Ford schlug er die ersten englischen Truppen, die in Ulster gegen ihn ausgesandt wurden, vernichtend. Menschen aus ganz Irland hatten sich seiner Sache angeschlossen und unterstützten ihn. Seit diesem Aufstand waren noch nicht einmal zehn Jahre vergangen, und niemand in Dublin

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