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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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aber man kann ihnen nicht trauen.«
    Narren waren sie, sogar Sheridan Smith sagte das jetzt. »Wenn die Briten hätten beweisen wollen, dass die Rebellen von 1916 Recht hatten«, sagte er, »hätten sie es nicht besser anstellen können.« 1918 ging der Weltkrieg zu Ende und landesweite Wahlen wurden anberaumt. Redmonds alte Partei bekam nur sechs Sitze, die Partei der Unionisten, gleichbedeutend mit den Protestanten aus Ulster, sechsundzwanzig, die neue Sinn Fein dreiundsiebzig. »Die Welt hat sich von Grund auf geändert«, bemerkte Sheridan Smith.
    Sie hatte sich noch mehr geändert, als die Menschen wahrnahmen. Denn nach der Wahl taten die Abgeordneten der Sinn Fein etwas, das ihrer Meinung nach nur konsequent war. Sie weigerten sich, ihre Sitze im britischen Parlament in Westminster einzunehmen, und sie gingen noch einen Schritt weiter. Sie riefen in Dublin ein eigenes irisches Parlament aus, das Dail Eireann. »Wir sind jetzt die Regierung Irlands«, sagten sie. Bis zum Frühjahr hatten sie verschiedene Ministerien unter Griffith, der Gräfin Markievicz, Graf Plunkett, MacNeill von den ehemaligen Volunteers, Collins, einem tatkräftigen jungen IRB-Mitglied, und anderen geschaffen. Präsident wurde de Valera. »Wir sind eine Republik«, hieß es. »Wir weigern uns, die englische Herrschaft weiterhin anzuerkennen.« Damit war im Frühjahr 1919 in Irland ein seltsamer Zustand eingetreten. Es gab eine britische Regierung mit Vorschriften, Verordnungen und Vertretern, die in der Burg von Dublin residierten, und ein zweites, bei weitem beliebteres Schattenkabinett, das behauptete, die rechtmäßige Regierung zu sein, obwohl ihm die Macht fehlte, sich durchzusetzen. Moralisch und politisch hatten die Mitglieder der Sinn Fein bereits gewonnen, die Engländer mussten es nur noch anerkennen. Niemand wusste eine Lösung.
    ***
    Auch für Caitlin hatte sich die Welt auf unerwartete Weise verändert. Ihre Mutter war nach dem Aufstand 1916 nach Dublin zurückgekehrt und schien auch hier bleiben zu wollen. Niemand konnte sagen, ob sie rückblickend die Winter besser in Frankreich verbracht hätte. Jedenfalls breitete sich in Europa kurz nach Kriegsende eine schwere Grippeepide mie aus, der auch Caitlins Mutter zum Opfer fiel. Im Frühjahr 1919, kurz vor ihrem einundzwanzigsten Geburtstag, war Gräfin Caitlin Birne plötzlich eine reiche Frau. Sie beschloss ganz vernünftig, vorerst nichts zu tun und fertig zu studieren.
    Willy O’Byrne hatte sie lange Zeit nicht gesehen. Sie war deshalb einigermaßen überrascht, als er ihr im Sommer schrieb, er würde sie gern an einem Samstag besuchen und ausführen.
    Sie wusste nicht, was er zurzeit trieb. Sie hatte ihn nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis nicht gesprochen, doch Sheridan Smith hatte ihr gesagt, dass Willy nicht mehr für ihn arbeite. »Er ist jetzt Partner von Father MacGowans Bruder im Buchladen.« Nach einer Pause hatte er hinzugefügt: »Zu seiner Tätigkeit gehört unter anderem, in Amerika Geld für politische Zwecke zu sammeln.« Er lächelte ironisch. »Soviel ich weiß, stammt das Geld zum Teil von meinen eigenen Verwandten, den Maddens.«
    Willy fuhr in einem Auto vor. Er hatte sich nicht verändert, dachte Caitlin. Es schien ihm gut zu gehen. »Ich würde gern nach Rathconan fahren, wenn du Lust hast«, sagte er.
    Es war ein herrlicher Tag. Eine enge Straße führte in die Wicklow-Berge hinein. Manchmal versperrten steinerne Mauern die Aussicht, manchmal konnte Caitlin aber auch bis zum Meer hinuntersehen. Willy schien sich zu freuen, die Heimat seiner Kindheit wiederzusehen.
    »Die alte Rose Budge ist nicht da, das habe ich bereits überprüft«, sagte er schmunzelnd. »Dafür würde ich dich gern jemand anders vorstellen.«
    »Deiner Mutter?«
    »Nein, sie ist leider schon tot. Aber mein Vater lebt noch.« Aus einem unerfindlichen Grund schien dieser Gedanke ihn zu belustigen.
    Sie hielten vor einem lang gestreckten kleinen Haus mit weiß gekalkten Wänden. Hier lebte der alte Fintan O’Byrne. Erfreut stellte Caitlin fest, dass er hochgewachsen und gut aussehend war, mit schütteren grauen Haaren und einem langen weißen Schnurrbart. Er hieß sie freundlich willkommen, sagte, sein Sohn habe von ihr gesprochen, und bewirtete sie mit einem schlichten Mahl aus Speck, Blutwurst und Kartoffeln. »Ich lebe einfach«, sagte er lächelnd, »doch hoffe ich noch eine Weile zu leben.« Und er fügte hinzu: »Die Luft hier oben muss gesund sein, denn die Menschen

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