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Die Rebellen von Irland

Die Rebellen von Irland

Titel: Die Rebellen von Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Rutherfurd
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Protestanten von Ulster, die diesen ein eigenes Parlament zugestand. Das bedeutete allerdings, dass die Katholiken von Ulster wie schon im siebzehnten und im achtzehnten Jahrhundert der Vorherrschaft der Protestanten ausgeliefert waren. Schon bald kam es in Ulster zu ersten Unruhen.
    Das übrige Irland sollte unterdessen noch einmal eine Invasion erleiden. Sie begann im Januar 1920.
    »Wenn sie schon Hilfe schicken mussten, hätten sie nicht jemand Besseres finden können?«, klagte Sheridan Smith.
    Die so genannten Black and Tans rekrutierten sich aus ehemaligen Soldaten und Matrosen. Sie waren im Grunde Söldner, die gegen Collins’ Guerillas von der IRA kämpfen sollten. Bei ihrem Eintritt in die Truppe oder bei der Ankunft in Irland erhielten sie die Uniformhosen der Armee in Khaki und die grünen Uniformjacken der Polizei. Die hässliche Farbmischung trug ihnen schon bald den Spitznamen Black and Tans ein, »Schwarze und Braune«. Gegen Ende des Jahres war ihre Zahl in Irland bereits auf zehntausend angewachsen. Ihre Taktik war einfach: zuschlagen und Vergeltung üben, zuerst schießen und dann Fragen stellen. Verdacht galt als Beweis, zumal wenn der Verdächtigte schon tot war. Recht und Gesetz galten diesen Männern wenig. Als Collins und seine Männer an einem Sonntagvormittag im November eine Gruppe britischer Geheimdienstagenten überfielen und töteten, versuchten die Black and Tans gar nicht erst, ihn ausfindig zu machen. Stattdessen begaben sie sich in das Dubliner Croke-Park-Stadion, in dem ein großes Footballspiel stattfand, und eröffneten das Feuer auf die Menge. Zwölf unschuldige Zuschauer starben.
    Die Black and Tans verbreiteten Angst und Schrecken und erfüllten insofern ihren Zweck. Wen sie als Mitglied der Sinn Fein ausfindig gemacht hatten, den jagten sie wie eine Meute wild gewordener Hunde. Doch wurden sie verachtet.
    ***
    Fünf Tage nach dem Massaker im Croke-Park-Stadion hörte Caitlin am frühen Nachmittag jemand an die Haustür klopfen. Da sie gerade im Flur war, machte sie selbst auf. Zu ihrer Überraschung schlüpfte Willy O’Byrne herein und zog hastig die Tür hinter sich zu.
    »Willst du mir das Leben retten?«, fragte er.
    »Wenn du mir sagst, wer hinter dir her ist.«
    »Die Zeit drängt. Ich habe einen von den Black and Tans vom Croke-Park-Stadion erwischt, und jetzt ist sein bester Freund hinter mir her. Ich wollte ihn auch töten, aber er hatte Verstärkung dabei. Ich bin ihnen eben erst draußen in einer Gasse entwischt, aber sie gehen jetzt bestimmt von Haus zu Haus. Leider kennen sie mich.«
    »Sie kennen deinen Namen?«
    »Und mein Gesicht.« Er blickte gehetzt aus dem Fenster. »Ich muss verschwinden. Es sei denn, du schickst mich wieder nach draußen.«
    »Hier lang.« Caitlin zeigte zum Salon, der nach hinten zum Garten hinaus lag.
    »Du rätst nie, wie der Mann heißt, der mich verfolgt. Was für eine Ironie! Mein Gott, ich hätte ihn noch vor dem anderen erschießen sollen.«
    »Wie heißt er?«
    »Victor Budge, der Erbe der alten Rose Budge. Ein arbeitsloser Soldat und ein Teufel. Den lege ich noch um.«
    Wieder ertönte der Türklopfer. Caitlin überlegte rasch. »Du könntest durch den Garten verschwinden, dahinter verläuft eine Gasse. Allerdings …«
    »Richtig, dort haben sie bestimmt eine Wache aufgestellt.«
    Caitlin betrachtete das Fenster, das zum Garten hinausging. Es hatte schwere Vorhänge, die wie eine lange Schleppe auf dem Boden auflagen. Ein passendes Versteck.
    »Stell dich dahinter und rühr dich nicht«, sagte sie. Ihre Gedanken rasten.
    Im nächsten Moment meldete das Dienstmädchen, einige Soldaten wünschten sie zu sprechen. Caitlin setzte sich auf einen Stuhl in der Mitte des Zimmers.
    »Lass sie herein.«
    Ein halbes Dutzend Soldaten traten ein. Ihr Anführer war ein hünenhafter Mann mit einem groben Gesicht. Caitlin lächelte ihn an.
    »Wir suchen einen Flüchtling. Hat jemand dieses Haus betreten?«
    »Nur Sie. Um was für einen Flüchtling handelt es sich? Bin ich in Gefahr?«
    Die Vorstellung, dass sie in Gefahr sein könnte, schien die Männer nicht zu interessieren.
    »Einen Mann mit schwarzen Haaren.« Der Anführer sah sich im Zimmer um.
    »Ich bin Gräfin Caitlin Birne. Und wer sind Sie, Sir?«
    »Entschuldigung. Hauptmann Budge.«
    »Budge?« Caitlins Gesicht hellte sich auf, als hätte sie einen Hauptmann Budge schon immer kennen lernen wollen. »Sie sind nicht mit Rose Budge von Rathconan verwandt? Aber doch, Sie müssen sie

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