Die Rebellin von Leiland 3: Die Gefangene des Tyrannen (German Edition)
Ermüdung nicht gespielt war. Mit drei Schlägen ritzte ihm Andin Arm, Oberkörper und Wange auf; diese letzte Wunde spiegelte die, die Elea Korta einst auf der anderen Seite geschlagen hatte.
Korta schrie vor Schmerz auf und verlor plötzlich die Zuversicht. Er wich weiter zurück und stieg die unteren Stufen des Throns empor, um Abstand von seinem Gegner zu gewinnen. Er wischte sich die Wange ab. Andin ließ ihm keine Atempause. Er lief die Treppe hinauf, die sie voneinander trennte. Der junge Prinz drängte seinen Gegner bis an den Thron zurück. Die Schläge, die sie austauschten, brachen ganze Holzstücke aus dem königlichen Sessel.
Um einem kreisförmigen Hieb von Korta zu entgehen, duckte Andin sich unvermittelt: Sein Schwertgriff prallte, in seiner Bewegung aufgehalten, so heftig auf die hohe Lehne des Throns, dass ein Sprung darin zurückblieb. Die Wucht des Schlags musste sich auf den Baldachin darüber übertragen haben: Der große Rubin, der in einen der Monde des Wappens eingelassen war, die für die Königsmacht standen, löste sich und fiel zwischen die beiden Gegner. Es war der Ring des Königs! Jemand hatte ein Loch in den Baldachin gebohrt, um ihn dort zu verstauen, und den Goldring so versteckt, während der Rubin weiterhin für alle sichtbar gewesen war.
Korta stieß einen Fluch aus und wollte das Schmuckstück an sich nehmen, nach dem er so lange gesucht hatte. Aber Andin hob den Ring geschickt mit der Schwertspitze auf und warf ihn mit ein und derselben Bewegung aus dem Kampfkreis hinaus. Der Herzog sah sein Königtum über die Flammenwand davonfliegen. Thalan fing den Ring auf. Korta fluchte erneut, da ihm nun bewusst wurde, dass der Page, den Muht verdächtigt hatte, von Anfang an ein doppeltes Spiel gespielt hatte. Einer der Wachsoldaten, die ihm treu geblieben waren, stürzte sich auf den Jungen, um ihm den Ring zu entreißen. Thalan hatte keine Zeit zu reagieren, bevor eine Klinge, die auf den Hals des Mannes gerichtet war, diesen mitten in der Bewegung aufhielt.
»Lass dieses Kind in Ruhe!«, befahl Estelle und drückte etwas fester mit ihrem Dolch zu. »Man tastet den Helden der Königin nicht einfach an.«
»Und versuch nicht einmal, den Händen meiner Frau zu entkommen, wenn du nicht lieber spüren willst, wie meine dir die Kehle zuschnüren«, setzte der Riese aus Ize neben ihr hinzu. »Wir werden das Ende dieses Kampfs ruhig abwarten.«
Dank dieser Ablenkung hatte Andin seinen Vorteil gewahrt; es war ihm gelungen, Korta noch einmal den Arm aufzuritzen, und trotz aller Gegenwehr des Herzogs konnte er ihn an die Wandbespannung drängen. Mit einem geschickten Rückhandhieb schlug Andin seinem Gegner die Klinge aus den Händen. Ende. Den Stahl an der Kehle keuchte Korta wie ein Kalb.
»Ibbak!«, rief er.
Bei diesem Namen erfolgte eine neuerliche Explosion, aber die Türen und Glasscheiben im Saal waren schon bei der ersten gesplittert. Was also mochte dieser Aufschrei zerstört haben?
Die Antwort kam aus dem königlichen Schreibzimmer, schwarz, gallertartig und riesenhaft: Der Geheimgang des Königs war unter der wilden Amalyse zusammengebrochen. Die Mörderpflanze glitt so schnell wie eine gewaltige Welle über den Steinboden. Ihre Beute war nicht Andin. Er war hinter der Flammenwand unantastbar. Nein– sie stürzte sich auf Elea, die allein vor dem göttlichen Feuer stand.
Die junge Frau war wie gelähmt. Die Amalyse wirkte zu stark und unberechenbar, selbst für die drei Feen.
»Andin!«, schrie sie unmittelbar bevor sie unter der Amalyse begraben wurde.
Der junge Mann versuchte gar nicht erst zu verstehen. Er ließ Korta los und rannte auf den Punkt zu, an dem Elea verschwunden war. Ihm wurde nicht bewusst, dass die Flammen vor ihm beiseitewichen. Er warf das Schwert auf die Marmorfliesen und stürzte sich wie ein Wahnsinniger in die Amalyse.
Seine Handlungsweise brachte Korta aus der Fassung, aber die rauchigen Augenhöhlen des Hexergeists hatten sich vor Befriedigung geweitet. Niemand wagte es, sich zu rühren oder zu sprechen– bis auf Korta, der den Augenblick zu nutzen versuchte, um aus dem göttlichen Feuer hinauszugelangen. Das Schwert wieder in der Hand wollte er der Einzige sein, der Andin tötete– und wenn er ihm dafür in die Amalyse folgen musste! Aber die geheimnisvollen Flammen loderten machtvoll auf, um ihm den Weg zu versperren.
Auf der anderen Seite beobachteten alle die große schwarze Masse. Cedric hatte Philip davon abgehalten, loszulaufen. Er
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