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Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken

Titel: Die Rebellion der Maddie Freeman - Kacvinsky, K: Rebellion der Maddie Freeman - Awaken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katie Kacvinsky
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Warum musste jeder Mensch, den ich zu lieben versuchte, so frustrierend sein?
    Schließlich verließen wir den Highway und fuhren auf einen Rastplatz, wo ein anderes Auto parkte. Ich hatte das Gefühl, als würde ich innerlich in zwei Hälften gerissen, als ich meinen Bruder im Sonnenschein warten sah. Kaum hatten wir angehalten, sprang ich aus dem Wagen und warf mich ihm in die Arme. Er war so überrascht, dass er fast das Gleichgewicht verlor.
    »Seit wann bist du denn so ein Schmusekätzchen?«, scherzte er und drückte mich.
    Als Justin auf uns zukam, spürte ich, wie Joe sich versteifte. Er dankte Justin dafür, dass er mich sicher hergebracht hatte, und streckte ihm die Hand entgegen, aber sein Mund war zu einer schmalen Linie zusammengepresst.
    Justin schüttelte meinem Bruder die Hand. »Ich bin froh, dass sie jetzt einen Platz hat, wo sie wohnen kann«, sagte er.
    »Danke für die ganze Organisationsarbeit«, brachte Joe hervor.
    Justin nickte und versenkte die Hände in den Hosentaschen, während mein Bruder ihn mit einem kühlen, scharfen Blick musterte.
    »Lässt du uns einen Moment allein?«, fragte ich Joe.
    »Okay, ich warte im Auto«, sagte er. Bevor er sich abwandte, wechselten die beiden noch einen letzten Blick, der Bände sprach.
    Justin und ich gingen zu seinem Wagen und holten meine Tasche von der Rückbank. Die Sonne brannte von einem wolkenlosen Himmel auf uns herunter, doch um mich war nur dunkler Schatten.
    Ich nahm die Tasche und spürte Tränen aufsteigen. Sie sammelten sich in meinen Augen und liefen mir die Wangen hinunter, wo Justin sie mit dem Daumen auffing. Er schloss mich fest in die Arme.
    »Ich werde dich finden, Ehrenwort«, sagte er. Als ich nickte, ließ er mich los. »Genieß das Leben in Los Angeles. Mach das Beste daraus.«
    Ich wandte mich ab und schaute auf das wartende Auto meines Bruders, der bereits den Motor angelassen hatte. Sollte ich aussprechen, was ich auf dem Herzen hatte? Die Worte lagen mir wie ein Gewicht auf der Seele, und bestimmt wäre es eine Erleichterung gewesen, sie loszuwerden. Ich überlegte, was ich in der Digitalwelt sagen würde, wenn ich es vor dem Abschicken noch schnell löschen könnte. Allerdings wollte ich gar nicht mehrauf die ›Delete‹-Taste drücken, denn sonst würde mir ja das Beste entgehen. Man löscht immer gerade das Interessanteste. Also umarmte ich Justin noch einmal, bevor ich es mir anders überlegen konnte, und er küsste mich. Zum Abschied drückte ich meine feuchte Wange gegen sein warmes Gesicht.
    »Ich liebe dich«, flüsterte ich ihm ins Ohr und spürte ihn vorsichtig nicken. Ich lehnte mich zurück und schaute ihn fest an. »Das war jetzt einfach nur die Wahrheit.«
    Seine Mundwinkel zuckten amüsiert, doch in seinen Augen las ich vor allem Frustration, als würde er noch immer gegen seine Gefühle ankämpfen. Ob Justin solche Worte wohl gewöhnt war? Von seinen Eltern hatte ich sie jedenfalls nie gehört. Dabei verdiente er zu wissen, dass er geliebt wurde – so wie wir alle.
    Mit einem tiefen Atemzug wandte ich mich von Justin ab und meinem neuen Leben zu. Ich stieg zu meinem Bruder ins Auto, ließ mich auf den Beifahrersitz fallen und schloss die Tür hinter mir. Er betrachtete mein tränennasses Gesicht.
    »Anscheinend habe ich eine Menge verpasst«, sagte er.
    Ich wischte mir über die Wangen. »Du hast ja keine Ahnung.«
    »Und du hast keine Ahnung, wie schwierig es war, ein Mietauto zu bekommen, selbst in L.A.«
    Ich musste unter Tränen lachen und fühlte wieder die gleiche Zerrissenheit wie im ersten Moment: Einerseits war ich überglücklich, bei meinem Bruder zu sein, doch gleichzeitig schien etwas in meinem Inneren zu zerbrechen, weil ich ein Stück von mir zurücklassen musste.
    »Bereit zum Aufbruch?«, fragte Joe.
    Ich nickte und hob entschlossen das Kinn. Wir fuhren von dem Rastplatz herunter, und als wir auf den Highway einbogen, schaute ich zum westlichen Horizont. Dort schwebte eine Möwe dicht über dem Meer und trotz meiner Trauer musste ich lächeln. Denn bei diesem Zeichen wusste ich, dass mir etwas Außergewöhnliches bevorstand.

Katie Kacvinsky arbeitete als Modell und Lehrerin, bevor sie sich entschied, ihre Zeit ganz dem Schreiben zu widmen. Sie lebt in Oregon, USA. Die Rebellion der Maddie Freeman ist ihr erster Roman.

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