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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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paar Jungen eilten mit Krügen aus der Küche, die wohl für die Arbeiter auf dem Weinberg bestimmt waren.
    Martin hatte sich nie sonderlich für den Weinbau interessiert, dennoch wusste er, dass dies die Zeit war, in der die Weinlese vorbereitet wurde.
    Während sie auf dem Gut damit beschäftigt waren, Keller, Pressen und Bütten zu säubern, überprüften die Männer auf dem Feld den Mostgehalt der Trauben. Auch sein Vater war um diese Zeit sicher draußen, was Martin die Gelegenheit gab, sich noch ein wenig auszuruhen, bevor er ihm unter die Augen treten musste.
    Kaum war er abgestiegen, rief auch schon eine freudige Stimme hinter ihm: »Junger Herr! Wie schön, dass Ihr da seid!«
    Als Martin sich umwandte, erkannte er Johann Sibelius, den Haushofmeister seines Vaters. Dem recht beleibten Mann mit dem schütteren Haar stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.
    Offenbar hatte ihm der Graf mit seiner Ungeduld mächtig zugesetzt. Martin wusste nur zu gut, wie sein Vater sein konnte, wenn sich nicht alles schnell nach seinem Willen fügte.
    »Johann!«, rief Martin aus und schloss den Mann in die Arme, bevor dieser in eine Verbeugung sinken konnte. Er wusste, dass dies den Haushofmeister immer ziemlich in Verlegenheit brachte. »Wie geht es Euch?«, sprach er ihn herzlich an, während er wieder von ihm abließ. »Was machen Eure Frau und die Kinder?«
    Wie erwartet blickte Sibelius verwirrt drein. »Es geht ihnen gut«, entgegnete er und holte die Verneigung nach. »Ich hoffe, das gilt auch für Euch, junger Herr.«
    »Bis auf die Müdigkeit in meinen Knochen bin ich wohlauf«, erwiderte Martin. »Wenn ich mich erst einmal ein wenig ausgeruht habe, werde ich mich fühlen wie neugeboren.«
    »Ich fürchte, Ihr werdet das mit dem Ausruhen noch eine Weile verschieben müssen, der Graf erwartet Euch bereits.«
    Dann ist er immerhin nicht krank, spottete Martin im Stillen, doch um dem Haushofmeister nicht noch mehr Unwohlsein zu bereiten, sagte er: »Dann werde ich mich sogleich bei ihm einfinden.«
    Er reichte die Zügel seines Pferdes dem herbeigeeilten Stallburschen und schloss sich Sibelius an.
    Das Innere der Burg hatte sich ebenfalls nicht verändert. Noch immer erhellten Fackeln die dunklen, verschachtelten Gänge. Noch immer huschten Ratten an seinen Füßen vorbei. Noch immer wirkte das Licht, das durch die Butzenscheiben hereinfiel, sehr dämmrig.
    Erst wenn man in höhere Gefilde aufstieg, wo die Gänge breiter waren und die Butzenscheiben blanker, wusste man wieder, dass die Grafen von Bärenwinkel ein kraftvolles und reiches Geschlecht waren, das sich nicht scheute, mit seiner Pracht zu protzen. So schimmerten dem Grafensohn Gold und Purpur von kunstvoll gewirkten Wandteppichen entgegen, und von hölzernen Bildtafeln blickten seine Ahnen mit leerem Blick auf ihn herab.
    An der mit Schnitzereien verzierten Tür angekommen, hinter der sich die Studierstube seines Vaters befand, machte Sibelius halt.
    »Euer Sohn ist eingetroffen«, verkündete er, nachdem er eingetreten war.
    »Nun, dann soll er reinkommen! Ich habe keine Zeit zu verlieren.«
    Der Klang der väterlichen Stimme, die für Martin seit jeher mit Strenge und der Forderung nach Gehorsam verbunden war, gab ihm das Gefühl zu schrumpfen, während er näher trat.
    Sibelius, der sich diskret zurückzog, schloss leise die Tür hinter ihnen.
    Martin blickte dem alten Mann kurz hinterher, doch auch er würde ihm nicht helfen können.
    Der Graf von Bärenwinkel saß hinter dem Schreibpult, das bereits sein Vater und sein Großvater benutzt hatten, und musterte seinen Sohn kritisch.
    Martin war nicht sicher, ob ihm gefiel, war er sah.
    Aus dem Jungen von einst war ein großer junger Mann geworden, auf dessen Gesicht immer noch der unreife Schalk aus Kindertagen lag. Sein schwarzes Haar war nach wie vor zottelig, die braunen Augen hatten den schelmischen Ausdruck nicht verloren, und um seinen Mund spielte noch immer das spöttische Lächeln, das jedes seiner Worte in Zweifel zu ziehen schien.
    Diese Kinderflausen werde ich dir endgültig austreiben, schien der Blick des Grafen zu sagen, als er sich erhob und Martin entgegenging.
    »Mein Sohn!«, sagte er und öffnete die Arme in einer einladenden Geste. »Es tut meinen alten Augen gut, dich wiederzusehen.«
    »Ebenso ergeht es mir«, entgegnete Martin höflich, während er zuließ, dass sein Vater ihn umarmte.
    Wie früher entströmte den Kleidern des Grafen der Geruch nach Laub und Wein, und auch

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