Die Rebenprinzessin
Brandgeruch in die Nase, und auch Bella, die sich fest an seinen Körper presste, erkannte er wieder. »Wie kommst du denn hierher?«, fragte er und nahm ihr Gesicht zärtlich in seine Hände.
»Giacomo hat mich gehen lassen, nachdem ich ihm erzählt habe, dass ich ein Kind von dir erwarte«, antwortete Bella, beugte sich vor und küsste ihn.
»Einfach so?«, fragte Martin verwundert, nachdem sie wieder von ihm abgelassen hatte.
»Ja, offenbar hat er mir geglaubt, dass ich schwanger bin. Er wollte deinem Vater den Enkel nicht nehmen.«
Martin schnaufte verächtlich. »Da kennst du ihn aber schlecht. Giacomo hat kein Gewissen.«
»Dennoch hat er mich freigelassen«, beharrte Bella.
Eine riesige Erleichterung überkam Martin, doch er wusste, dass das noch nicht alles war. Er hatte lediglich Bella zurück und Roland von Hohenstein besiegt. Wie durch ein Wunder hatte ihm der Fürst mit seinem Schwert keine Blessuren beigebracht. Vielleicht war der Kampf so etwas wie ein Gottesurteil?, ging es ihm durch den Sinn.
Nachdem sie sah, dass er einigermaßen fest auf den Beinen stand, packte Bella seine Hand. »Wir müssen zu meinem Vater!«, rief sie und zerrte ihn mit sich. »Er muss erfahren, was hier geschehen ist.«
Martin war nicht wohl bei der Sache, aber letztlich sagte er sich, dass es wohl nicht mehr schlimmer kommen konnte. Also folgte er ihr.
Auf dem Burghof wimmelte es nur so von Menschen, die mehr oder weniger panisch umherliefen. Noch immer waren die Burgbewohner damit beschäftigt, das Feuer zu löschen. Wasser schwappte über die Ränder von Eimern, die eilig durch die Pforte zum Weinberg geschleppt wurden, und nässte die Beine der Träger. Jene, die das Wasser aus dem Brunnen schöpften, schufteten so unermüdlich, dass ihnen der Schweiß nur so über den Rücken lief.
Bella hielt vergeblich Ausschau nach ihrem Vater, dafür erblickte sie Bernhard Wackernagel, der an ihr vorbeirannte und ein paar Knechten zurief, sie sollten Wasser in Fässer füllen und diese hinaus zum Weinberg schleppen. Erschöpfung und Fassungslosigkeit standen auf seinen Gesichtszügen.
Auch einige Soldaten waren auf dem Hof. Manche waren verletzt, andere wuschen sich den Ruß von den Gesichtern, weil sie gerade aus dem Feuer kamen, wo sie sich mit den Männern des Fürsten geschlagen hatten.
Da sie hier waren, ging Bella davon aus, dass die Meute des Fürsten besiegt worden war. Was war mit dem Italiener? Sie hoffte, dass er nicht getötet worden war. Er sollte sich vor ihrem Vater und vielleicht auch dem König verantworten.
»Da ist die Tochter des Grafen!«, rief plötzlich jemand. »Der junge Herr von Bärenwinkel ist bei ihr!«
Nun kam wieder Bewegung in die Männer, und innerhalb weniger Augenblicke waren die beiden umstellt.
Bella trat schützend vor Martin. »Hört auf!«, rief sie ihnen entgegen, obwohl ihre Stimme noch immer kratzig war von dem Rauch, den sie eingeatmet hatte. »Er trägt keine Schuld an dem, was geschehen ist.«
Ein Raunen ging durch die Soldaten, von denen keiner wagte vorzurücken.
Bella blickte entschlossen in die Gesichter der Männer. Wo bleibt nur mein Vater?, dachte sie panisch. Er muss kommen und ihnen Einhalt gebieten.
»Zurück mit euch!«, tönte auf einmal Heinrich Oldenlohes Stimme über die Menge hinweg.
Die Soldaten machten Platz, und wenig später stand der Waffenmeister vor ihnen. Auf der Schulter trug er die halb verkohlte Leiche eines Mannes, die er auf dem Boden ablegte.
»Giacomo«, raunte Martin. Er hatte den Mann nicht an den Kleidern erkannt, auch von den Haaren war nichts übrig geblieben, aber die Konturen des Gesichts hatte das Feuer verschont.
Auch Oldenlohe hatte einige Brandwunden auf dem Arm und der linken Wange davongetragen, die nun Blasen warfen. Seine Kleidung war rußgeschwärzt und von Brandlöchern durchsetzt. Offenbar hatte er versucht, Giacomo aus den Flammen zu zerren. Obwohl er sicher Schmerzen litt, klang seine Stimme klar und fest. »Dieser Mann hier hat den Weinberg in Flammen gesteckt! Früher stand er mal in den Diensten des Grafen von Bärenwinkel.«
»Dann sollten wir den jungen Bärenwinkel zu seinem Schöpfer schicken!«, rief jemand.
Bejahendes Johlen der anderen Soldaten folgte, doch Heinrich Oldenlohe riss die Hand hoch. Kurz blickte er zu Bella und Martin hinüber, dann sagte er: »Den Jungen trifft keine Schuld. Der Fürst von Hohenstein hat diesen Mann angestiftet. Er hat es mir gestanden, bevor er sich in die Flammen
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