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Die Rebenprinzessin

Die Rebenprinzessin

Titel: Die Rebenprinzessin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinna Neuendorf
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gestürzt hat. Ich wollte ihn retten, aber das Feuer hat ihn sofort ergriffen.«
    »Somit ist er seinem Herrn gefolgt«, setzte Martin hinzu. »Ich habe Roland von Hohenstein erledigt, denn er wollte die Tochter Eures Grafen töten!«
    In dem Augenblick teilte sich die Menge erneut, und wenig später trat der Graf vor sie.
    »Vater!«, rief Bella erleichtert aus, doch Rudolph von Katzenburg reagierte nicht. Mit der Hand auf dem Schwertknauf ging er an dem toten Italiener vorbei direkt auf Martin zu.
    »Vater, bitte, er trägt wirklich keine Schuld!«, stellte sich Bella ihm in den Weg. Der Graf bedachte sie mit einem düsteren Blick. »Er hat mich gerettet und damit auch deinen Enkel!«
    Überraschung trat auf das Gesicht des Grafen und brachte ihn augenblicklich von seiner Raserei ab. »Was soll das heißen?«, fragte er fassungslos.
    »Dass ich sein Kind unter dem Herzen trage. Deinen Enkel. Oder auch deine Enkelin, je nachdem, was Gott für mich vorgesehen hat.«
    Der Graf brauchte einen Augenblick, um diese Nachricht zu verdauen. »Zieht euch zurück!«, rief er dann seinen Männern zu, die wie angewurzelt dastanden und das Gehörte ebenfalls nicht fassen konnten.
    »Seid ihr taub?«, fuhr Heinrich Oldenlohe sie an. »Zieht euch zurück. Das hier ist des Grafen Sache.«
    Murrend trollten sich die Männer.
    »Ich hatte eigentlich nicht vor, dem Jungen etwas anzutun«, sagte Graf von Katzenburg. »Aber ich weiß nicht, ob ich meine Meinung jetzt noch ändere!« Damit schob er Bella beiseite und packte Martin am Kragen. Der hätte sich mit seinem Schwert verteidigen können, aber das wollte er nicht. »Wie kommst du Milchbart dazu, meine Tochter zu schwängern?«, zischte er ihm zu.»Du bist ein Bärenwinkel.«
    »Was tut das zur Sache?«, gab Martin unerschrocken zurück. »Ich liebe Eure Tochter und werde sie mit Eurer Erlaubnis vor den Altar führen. Mich kümmert nicht, welch lächerlichen Händel Ihr mit meinem Vater ausfechtet. Ja, ich bin sein Sohn, aber ich bin nicht er. Ich bin ein anderer Mann. Ich stehe zu dem, was ich tue!«
    Einen Moment lang blickten sich die beiden Männer direkt in die Augen.
    Bella sah zwischen Martin und ihrem Vater hin und her und meinte auf den Gesichtern die gleiche Unnachgiebigkeit zu erkennen. »Martin hat recht«, sagte sie, und zu ihrer eigenen Überraschung war ihre Stimme bemerkenswert ruhig. »Der Streit zwischen euch ist unsinnig. Ihr solltet ihn beilegen, denn genau das hätte Mutter gewollt. Wenn du dich nicht mit Graf von Bärenwinkel einigen kannst, werde ich fortgehen und Martin mit mir. Dann habt ihr beide keinen Erben mehr.«
    Der Graf stand da wie vom Donner gerührt. So entschlossen hatte er seine Tochter noch nie erlebt.
    Bella blickte ihm unverwandt in die Augen und forderte damit eine Entscheidung von ihm. Wehe, wenn er jetzt an seinem Starrsinn festhält, dachte sie.
    Rudolph von Katzenburg atmete tief durch. Seine Schultern senkten sich, und auf einmal wirkte er unheimlich müde. »Geht in die Burg und säubert euch«, sagte er, was für Bella, die mit einem großen Donnerwetter gerechnet hatte, sehr überraschend kam.
    Auch Martin war sprachlos.
    Doch bevor es sich der Graf anders überlegte, zog Bella Martin mit sich.
     
    Als der neue Morgen heraufdämmerte, standen Martin und Bella auf dem Bergfried und blickten hinaus auf den verbrannten Weinberg, von dem immer noch Rauchschwaden in den Himmel aufstiegen.
    Bella blutete das Herz, ihn so zu sehen. Er wirkte jetzt nicht mehr wie ein fehlender Flicken auf dem Waldteppich, sondern wie ein unschönes Brandloch.
    Das Gefühl, als sei mit den Rebstöcken auch ein Teil ihrer Kindheit verbrannt, übermannte sie wie eine riesige Welle. Tränen rannen ihr übers Gesicht und zeichneten schmutzige Schlieren in den Ruß, der trotz des Waschens auf ihren Wangen zurückgeblieben war.
    Martin zog sie fest an sich. »Wir werden ihn neu erstehen lassen«, flüsterte er ihr zu und deutete auf einen Teil der Fläche, der von dem Feuer verschont geblieben war.
    Als Bernhard Wackernagel erkannt hatte, dass es sinnlos war, die bereits brennenden Weinstöcke zu löschen, hatte er seine Knechte und die anderen Helfer angewiesen, die unversehrten Stöcke zu begießen. Das Donnerkraut wurde dabei durchnässt, weshalb das seiner Nahrung beraubte Feuer gegen Morgengrauen ausbrannte. Zu den geretteten Rebstöcken gehörten zum Glück auch die neuen Setzlinge, die Roland von Hohenstein warum auch immer verschont hatte.
    Rudolph von

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