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Die reinen Herzens sind

Die reinen Herzens sind

Titel: Die reinen Herzens sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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mich.«
    »Gut.«
    »Daddy?«
    »Ja?«
    »Hat das Baby schon einen Namen?«
    »Ich glaube, Rina wollte warten, bis wir ihr in der Synagoge einen Namen geben.«
    Cindy zögerte. »Wäre nur nett, wenn ich sie irgendwie nennen könnte. Aber ich will nicht mit der Tradition brechen.«
    Decker dachte kurz nach. »Rina hat davon gesprochen, sie Channa Shoshana – Hannah Rose in Englisch … zu nennen.«
    Magda brach in Tränen aus. »Nach meiner Mutter! Channa. Und nach Stefans Mutter Shoshana. Alaw Haschalom! Gottenu, wie lange habe ich nicht …« Sie schluchzte erneut und umarmte ihren Mann. »Sie wären so stolz, nu, Stefan?«
    »Sehr stolz.«
    Decker fing Schwester Bellsons ungeduldigen Blick auf. Ihre Augen waren nur noch schmale Schlitze.
    Die Augen eines Panthers.
    »Wir halten hier den ganzen Betrieb auf«, sagte er. »Danke, Marie. Gehen wir!« Er gab Cindy einen Kuß. »Bis bald, Prinzessin.«
    Cindy sah ihnen nach. Kaum war die kleine Gruppe außer Sichtweite, fühlte sie Schwester Bellsons bösen Blick. Sie hatte ihre mageren Arme vor der Brust verschränkt.
    »Na, das haben Sie ja raffiniert hingekriegt.«
    »Können wir nicht Freunde sein?« fragte Cindy.
    »Sie trauen mir wohl nicht zu, daß ich das Baby anständig füttere, was?«
    »Natürlich vertraue ich Ihnen, Miß Bellson. Sie tut mir nur so leid. Ihre Mutter ist frisch operiert. Mein Vater war noch vor einer Stunde völlig am Boden zerstört. Sie ist meine Schwester … die erste Schwester. Ich wollte nur helfen.«
    »Sie stören mich bei meiner Arbeit.«
    »Das war keine Absicht. Ehrlich.«
    »Keine Absicht!« schnaubte Marie Bellson. »Haben Sie nichts besseres zu tun, als hier rumzulungern?«
    »In einer Woche muß ich sowieso wieder aufs College.«
    »Aha. Auf welches denn?«
    »New York. Columbia University, um genauer zu sein.«
    »Kalifornien ist Ihnen wohl nicht gut genug, was?«
    »Wer kriegt in Los Angeles schon einen Platz? Außerdem wollte ich meiner Mutter mal eine Verschnaufpause gönnen. Sie mußte all die Jahre schon mit mir auskommen.«
    »Verstehen Sie sich nicht mit Ihrer Mutter?«
    Cindy zögerte einen Moment. Sie spürte, daß die andere geradezu auf eine negative Antwort hoffte. »Ich habe meine beiden Eltern sehr gern. Sie führen sehr unterschiedliche Leben, aber sie sind beide gute Menschen. Ich tue mein Bestes.«
    Marie Bellson zögerte und schüttelte den Kopf. Ihre Miene wurde weicher. »Es ist vermutlich nett, daß Sie das für Ihren Vater tun. Aber kommen Sie mir nicht in die Quere. Ich bin seit zehn fahren Oberschwester der Station. Ich kann es nicht ausstehen, wenn man sich einmischt und dann noch erwartet, daß ich mich darum kümmere.«
    »Das war nicht meine Absicht. Tut mir leid.«
    »Schon okay.« Marie Bellson ließ die Arme hängen. »Ich bin leicht reizbar. Besonders wenn ich überarbeitet bin.« Sie spielte mit einem goldenen Ring an ihrer linken Hand. »Mein Beruf bedeutet mir viel. Die Babys sind mein Leben. Ist Ihnen die kleine Rodriguez aufgefallen?«
    Cindy nickte.
    »Die Mutter ist erst fünfzehn … ein Kind mit einem Kind. Ich habe Stunden mit ihr zugebracht, um ihr das Nötigste beizubringen. Sie hat erst gar nicht begriffen, daß sie ein Kind und keine Puppe hat.«
    »Nett von Ihnen.«
    »Die magere Kleine liegt mir am Herzen.« Marie runzelte die Stirn. »Sie hat Untergewicht. Die Mutter hat während der Schwangerschaft geraucht.« Sie senkte die Stimme. »Und vermutlich nicht nur Zigaretten.«
    Die Schwester strich ihren sterilen Kittel glatt.
    »Urteile stehen uns nicht zu. Wir haben alle mal was getan, worauf wir nicht stolz sein können. Meine Aufgabe ist es, zu helfen. Ich will verhindern, daß das kleine Wurm mit einer Mutter nach Hause kommt, die von Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Solche Mütter richten nur Unheil an. Das sage ich immer wieder. Wenn sie nicht wollen, womit Gott sie gesegnet hat, gibt es Hunderte von Familien, die ihnen die Babys nur zu gern abnehmen. Sie sollten dankbar sein, daß sie ein gesundes Kind haben.«
    Cindy nickte ernst. Marie Bellson hätte eine großartige Puritanerin und Mutter abgegeben. Patent und lieblos. Marie sah auf die Uhr.
    »Ich bin spät dran«, seufzte sie.
    »Meine Schuld. Tut mir leid«, murmelte Cindy. »Ich warte im Säuglingszimmer … vor der gelben Linie.«
    »Gut.« Bellson spielte erneut mit ihrem Ring. »Nett, daß Sie das für Ihre Schwester tun wollen. Aber vergessen Sie nicht, daß Sie nicht die Mutter sind. Ich hoffe, Ihre

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