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Die Reise ins Licht

Die Reise ins Licht

Titel: Die Reise ins Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrej Djakow
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Entsetzen wagte er es nicht, sich einfach umzudrehen und zu dem rettenden Licht des Bunkers zurückzulaufen. Er wäre nicht imstande gewesen, seinen Rücken dem Unbekannten zuzudrehen. Er wollte nur eins: so schnell wie möglich sehen, was da vor ihm lag. Und sich überzeugen, dass es der Luftzug war, der die Blätter am Boden herumwirbelte, oder Ratten auf der Suche nach Nahrung. Etwas anderes konnte es einfach nicht sein. Unmöglich!
    Aus der Finsternis tauchten die Umrisse einer Abbiegung auf. Der Junge leuchtete um die Ecke herum. Ein weiterer Gang, der ins Nirgendwo führte. Gleb warf einen letzten Blick auf die ferne Tür des Bunkers und verschwand hinter der Abbiegung. Anscheinend begannen hier bereits die Kellerräume des Krankenhauses. Niedrige Zimmerdecken aus Beton, Berge von zerschlagenem Glas auf dem Boden, rostige Bettgerippe, die hier und da herumstanden. Irgendwo musste eine Treppe sein, die ins Erdgeschoss führte. Nachdem Gleb einige kleine Abstellräume untersucht hatte, stand er plötzlich an der Schwelle eines größeren Raumes, dessen hintere Wand sich in der Dunkelheit verlor.
    Erneut dieses raschelnde Geräusch. Jetzt war es schon viel näher. Gleb begann krampfhaft in alle Ecken zu leuchten, um zu erhaschen, was sich da bewegte. Der bleiche Lichtkreis erfasste für einen Augenblick eine undeutliche große Gestalt, dann schwenkte er weiter. Aus den Augenwinkeln
hatte der Junge dieses Bild wahrgenommen und lenkte die Lampe sofort auf die ferne Ecke des Kellerraumes. Das flackernde, matte Licht verzerrte die Umrisse der Objekte und warf wunderliche Schatten an die Wände. Gleb konnte die verschwommene Figur, die sich vor ihm befand, nicht genau erkennen. Es war, als stünde dort jemand, den Kopf in einen unförmigen Lumpen gehüllt, wie zur Strafe in der Ecke. Ein hässlicher Buckel auf dem Rücken. Der Junge machte einen Schritt nach vorn. Dann noch einen. Für einen Augenblick schien es ihm, als habe sich die Gestalt bewegt. Vielleicht hatte aber auch nur die Lampe in seiner zitternden Hand gewackelt.
    Noch einen Schritt … Die Gestalt nahm immer deutlichere Konturen an. Ein wenig noch, redete sich Gleb ein, dann würde sich die Frucht seiner Einbildung auflösen und sich als banaler Gerümpelhaufen herausstellen, mit dem der ganze Keller vollgestopft war. Was konnte es anderes sein!
    Auf einmal erlosch seine Lampe. Das geschah so plötzlich, dass der Junge auf der Stelle erstarrte und nicht zu atmen wagte. In dieser absoluten Stille ertönte ein Rascheln von vorn. Vor Glebs geistigem Auge spielte sich eine schreckliche Szene ab: Die schwere Gestalt richtete sich langsam auf, drehte sich um, warf die halb vermoderten Lumpen auf den Boden und streckte ihre langen, knotigen Hände mit rasiermesserscharfen Klauen nach ihm aus.
    Der Junge keuchte vor Entsetzen und wich zurück. In der tiefen Dunkelheit hatte er das Gefühl, dass direkt vor seinem Gesicht etwas scharf die Luft durchschnitt.
Gleb fiel auf den Rücken, scheuerte mit den Beinen über den staubigen Boden und begann krampfhaft wegzukriechen.
    Ein ohrenbetäubendes, langgezogenes Heulen erfüllte den riesigen Kellerraum. Dem Jungen standen die Haare zu Berge. Eine eisige Welle des Entsetzens überflutete sein Bewusstsein. Ihm war nicht klar, dass er es selbst war, der vor Angst heulte. Gleb stürzte davon und stieß immer wieder in der Dunkelheit gegen die endlosen Wände des unterirdischen Gewölbes. Verzweifelt begriff er, dass er ohne Licht den Weg zurück nicht wiederfinden würde, verlor völlig die Kontrolle, stolperte und stürzte in einen Haufen zerschlagenen Mobiliars. Die eine Seite seines Rumpfs brannte von dem Aufprall, seine Atmung setzte aus. Einen Augenblick lang dachte Gleb sogar, die Atemmaske sei kaputtgegangen – so schwer fiel es ihm, die nach Gummi riechende Luft einzuatmen.
    Röchelnd, fast erstickend tastete der Junge auf dem Boden nach etwas, das ihm als Waffe dienen konnte. Seine Hand fuhr wie von selbst in die Hosentasche. Die Berührung mit dem glatten Metall seines Feuerzeugs beruhigte ihn ein wenig. Er holte tief Luft, zog das Feuerzeug aus der Tasche und drehte an dem Zündrädchen. Die Dunkelheit trat zurück und machte dem winzigen Feuer in seiner erhobenen Hand Platz. Gleb schlich durch den verwinkelten, unterirdischen Komplex, den Weg mit der zitternden Flamme ausleuchtend, bis er schließlich den gesuchten Korridor gefunden hatte. Undeutlich erkannte er in der Ferne die vertraute Tür des Bunkers. Der

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