Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise Nach Helsinki

Die Reise Nach Helsinki

Titel: Die Reise Nach Helsinki Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Gibiec
Vom Netzwerk:
früh«,
sagte Oleg, »aber vielleicht erreiche ich sie auch noch vorher. Ich
verbürge mich mit meinem Leben dafür, dass er kein Unheil mehr
anrichtet.«
    Skrijabin ging, und Hugo war
überzeugt davon, dass sie das Richtige taten, obwohl er sich
niemals hatte vorstellen können, dass er gleich den ersten Mörder,
an dessen Überführung er beteiligt war, laufen lassen würde. Dann
machten sie sich wieder auf den Weg zu Minna Salander, um
herauszufinden, wo sich das Sommerhaus von Riikkas Freundin befand.
Aber auch Minna wusste nichts Genaues und konnte die Lage nur sehr
vage beschreiben, sodass sie beschlossen, erst mal
abzuwarten. 
    Riikka
    Das ist doch mal was anderes,
Mittsommer am Straßenrand. Seppo ist wütend, er ist extra aus
Helsinki gekommen, um mit mir das Johannisfest zu feiern, und ich
hätte auch nichts gegen ein bisschen Spaß und eine schöne Nacht
gehabt. Dann soll er eben mit Leena feiern oder mit Sirkka, es sind
ja genug Frauen da. Gut, dass ich Matte die alten Sachen und die
Mütze weggenommen und ihm dafür einen Anzug gegeben habe, als hätte
ich es geahnt, dass er fortläuft. Sonst könnte er sich ja gleich in
die Mitte vom Senatsplatz stellen und rufen: Schaut her, da bin
ich, der Lappe, den ihr sucht. Ich kann nur beten, dass Oleg meine
Nachricht bekommen hat, der Ladenbesitzer von nebenan hat ein
Telefon. Zwischendurch ist Matte so schwach, dass ich denke, er
überlebt den nächsten Tag nicht, den ganzen gestrigen Abend
verbrachte er im Sessel auf der Veranda, er hatte Fieber und konnte
kaum seinen Finger heben.
    Aber dann ist er in der Nacht im
Haus herumgegeistert, anstatt zu schlafen, das tyttö, das tyttö,
einen anderen Gedanken hatte er nicht. Sie heißt Anna und ist meine
Schwester, habe ich ihn angebrüllt, du kannst sie doch nicht
einfach vergiften, man kann doch Menschen nicht einfach umbringen!
Du hast das Gift nach Deutschland geschickt, du wirst ins Gefängnis
kommen, du bist ein Mörder, Matte, sie werden dich einsperren und
vor Gericht stellen und nach Sibirien schicken! Gib es mir, wenn du
noch etwas von dem Gift hast, gib es mir sofort! Das tyttö, das
tyttö, wie eine Gebetsmühle hat er es wiederholt. Dieser Niolpas
ist ein Verbrecher, habe ich geschrien, alles, was du von ihm
bekommen hast, ist böse, immer schon, auch früher, wenn du dich auf
seine bösen, gefährlichen Geschäfte eingelassen hast, wenn er den
Lappen Strychnin verkaufte und ihnen einredete, damit könnten sie
die Wölfe töten, aber ihnen verschwieg, dass sie selbst dran
sterben konnten, wie Mika, der elend an dem Zeug verreckt ist.
Immer war er böse und verschlagen, alles, alles kannst du von mir
haben, flüsterte Niolpas mit seiner grässlichen Stimme. Dabei war
nur er es, der haben wollte, am liebsten hätte er unsere Kote
ausgeräumt und alles verscherbelt, unseren Silberschmuck, unsere
Kleider und Töpfe, sie nehmen alles, die Schwarzgekleideten,
flüsterte er, alles kannst du bei ihnen zu Geld machen. Aber das
Geld machte nur er, nicht wir dummen Lappen, die die Felle gejagt
und getrocknet hatten, uns gab er einen Hungerlohn dafür. Und wie
er gegen mich gehetzt hat, deine Riikka ist von dem Ulda, schau
doch, sie hat seine Augen, sie ist keine von uns, lass sie doch
gehen.          
    Ich weiß nicht, ob Matte weiß, wovon
ich spreche, seine Augen sind wie Lakritztaler, ich ahne nicht, was
sich dahinter abspielt. Das Schlimmste ist, dass er mir so fremd
ist in diesen Zuständen, mein Matte, mein Vater, der vertrauteste
Mensch außer Minna.
    Wie konnte ich damit rechnen, dass
er einfach den Bus nach Helsinki nimmt, während wir im See
schwimmen. Und nun kann ich sehen, wie ich hinterherkomme und
beten, dass nichts passiert, dass er nicht noch mehr anrichtet. Ich
hoffe, ich erwische ein Automobil, mit der Droschke dauert es doch
Stunden. Aber wer fährt schon am Abend des Johannisfestes in der
Gegend herum, womöglich stehe ich um Mitternacht noch hier. Hätte
ich seine Sachen nur früher kontrolliert. Der Brief lag ganz unten
in seinem Sack, in ein Tuch eingeschlagen, Mitte April muss er
angekommen sein. Oleg war einige Tage nicht da, um seine
Deutschlandreise vorzubereiten, und Matte war allein bei Minna. Als
sie in der Schule war, muss er den Brief abgefangen haben. Das Foto
war ganz speckig, Matte muss es sich immer wieder angesehen haben.
Mein Vater, alt hat er ausgesehen. Es hat mir doch einen Stich
gegeben, wie sie da so einträchtig standen, Arm in Arm, in seinem
Laden in diesem

Weitere Kostenlose Bücher