Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
Vom Netzwerk:
wieso das Leuchtfeuer von Watt nicht mehr arbeitet und Tesla nicht mehr auf unsere Signale antwortet. Aber es erklärt nicht, wieso Sie, Milady und mein Herr, so genaue Kenntnisse dieser Ereignisse haben. Sie verstehen sicher, dass wir Sie unter diesen Umständen arretieren müssen.«
    Herold erhob sich, ging zum Eingang und betätigte dort einen Knopf, wie Martin aus den Augenwinkeln sehen konnte. Sein Sessel versank daraufhin im Boden und er fand sich unversehens in einer kleinen Zelle wieder. Die Decke über ihm hatte sich fugenlos geschlossen. Dann lockerten sich die Metallfesseln und gaben ihn frei. Die Tentakel zogen sich wieder zurück in die Armlehnen.
    Überrascht blieb Martin noch eine Weile sitzen. Wie hatte doch der Kurier gesagt: Oft wird der Überbringer der schlechten Nachricht verantwortlich gemacht. Genau das schien hier geschehen zu sein. Würde es ihnen gelingen, ihre Unschuld glaubhaft darzulegen? Martin ahnte, dass es schwierig würde. Sie hatten keinerlei Beweise. Wenn die Zerstörung des Senders in Fort Tesla die Wächter wieder aktiviert hatte, konnten sie darauf hoffen, dass die Kommandantin zu ihren Gunsten aussagen würde. Doch bis diese Botschaft in Stonehenge ankam, konnte bereits alles Mögliche passiert sein. Martin wollte sich gar nicht ausmalen, was man mit ihnen tun könnte, hatte er doch genügend Beispiele von Grausamkeit hautnah miterlebt. Er machte sich vor allem wegen Eliane Sorgen. Sie hatten sie getrennt, wahrscheinlich um sie separat verhören zu können. Was würden sie ihr antun? Er musste unwillkürlich an die beiden Schwarzgekleideten unten im Zollgebäude denken. Unruhig geworden, erhob er sich und schritt seine Zelle ab. Sie war exakt viereckig, drei mal drei Meter groß und besaß weder Fenster noch Tür. Kleine Glühbirnen an den Wänden tauchten sie in ein schummriges Licht. Als einziges Möbelstück stand der Fesselstuhl mitten drin – wie bestellt und nicht abgeholt.
    Er taste in seiner Tasche nach dem Nagler. Er war noch da, genauso wie die Murmeln und der Metallzylinder. Doch der Nagler nützte ihm nichts. Mit ihm konnte er nicht einmal ein Loch in die Wand schießen. Er nahm eine der Murmeln aus dem Sack. Sie hatte eine raue anthrazitfarbene Oberfläche. Handelte es sich dabei um eine kleine Granate? Doch so sehr er sie auch drehte, er konnte nirgend einen Mechanismus entdecken. Er steckte sie wieder ein und holt stattdessen den Metallzylinder hervor. Er war nicht größer als ein Lippenstift und hatte an einem Ende einen Deckel zum Abschrauben. Darauf prangte eine stilisierte Spinne. Ob er den Zylinder öffnen sollte?
    Das schien ihm zu gefährlich. Vielleicht enthielt er tatsächlich ein giftiges Insekt. Stattdessen untersuchte er den Sessel, der ihn gefesselt und in die Zelle gebracht hatte. Auf der Rückseite der Lehne fand er eine Klappe. Sie war mit Schlitzschrauben gesichert. Er durchsuchte seine Taschen nach einem geeigneten Instrument, fand aber nichts. Doch dann fiel sein Blick auf die Bronzeknöpfe seines Mantels. Ihre Kanten würden in die Schraubenschlitze passen, schätzte er. Als er die Schrauben gelöst hatte, ließ sich die Klappe leicht entfernen. Rauch stieg aus der Öffnung und es roch nach verbranntem Öl. Ob der Sessel vielleicht defekt war? Hatten sich deshalb die Tentakel zurückgezogen und ihn freigelassen?
    Er untersuchte die Mechanik im Innern der Sessellehne. Tatsächlich war ein Zahnrad abgebrochen und hatte ein Schneckengetriebe blockiert. Vermutlich hatte dieser Defekt eine Kettenreaktion ausgelöst. Vorsichtig entfernte er das abgebrochene Zahnrad. Der Effekt war frappant. Die Tentakel schossen aus den Lehnen und drehten und wanden sich, als sie auf keinen Körper stießen. Gleichzeitig begann der Sessel aufzusteigen. Über ihm öffnete sich die Klappe in der Decke. Entschlossen klammerte sich Martin an die Rücklehne und ließ sich von dem Sitz zurück in den Saal tragen. Oben angekommen sprang er auf den Boden und zückte den Nagler. Die Szene, die er sah, verhieß nichts Gutes. Hinter Elianes Sitz stand ein kleiner Mechanischer, eine große Konservenbüchse auf vier Beinen mit einem kuppelförmigen Kopf, aus dem drei Schläuche ragten. Sie waren an Eliane angeschlossen. Einer im Nacken, einer am linken Arm und einer an ihrem rechten Bein. Vor ihr standen zwei Gestalten in braunen Mönchskutten mit übergezogenen Kapuzen. Herold saß noch immer in seinem Sessel.
    »Mein Herr, stecken Sie ihren Nagler ein«, sagte Herold. »Er

Weitere Kostenlose Bücher