Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)
schimmerndes Licht, das Martin an die Beleuchtung in Stahldorf erinnerte. Dann gab es einen Ruck. Das Luftschiff hatte angedockt.
»Wir sind da«, sagte Alexandra. »Bitte habt etwas Geduld. Ich muss zuerst den Hohen Rat informieren.«
»Kein Problem«, meinte Martin. »Warst du schon oft hier oben?«
Er erwartete keine Antwort auf seine Frage, doch zu seinem Erstaunen sagte Alexandra: »Erst zum dritten Mal.«
Sie verließen das Schiff und gelangten über Treppen und grün beleuchtete Korridore in einen Saal mit schrägen Fenstern, die einen Blick nach unten auf die Stadt erlaubten.
»Wissen die Menschen da unten, dass über ihnen eine Luftinsel schwebt?«
»Ja, natürlich, obschon die Insel gut getarnt ist, lässt sie sich auf die Dauer nicht verheimlichen.«
»Dann ist die Tarnung ja nutzlos.«
»Sie ist auch nicht für die Bevölkerung von Stonehenge gedacht. Doch jetzt entschuldigt mich bitte. Ich muss den Hohen Rat informieren.« Sie verschwand durch die Tür und ließ Martin und Eliane allein.
»Was hast du …«, setzte Martin zum Sprechen an. Doch Eliane legte einen Finger auf die Lippen. Er verstummte sofort. Wahrscheinlich wurden sie belauscht oder gar beobachtet. Statt sie zu fragen, was und warum sie die Gegenstände in seiner Manteltasche deponiert hatte, fragte er: »Wie wird diese Insel in Position gehalten?«
»Das weiß ich nicht genau. Aber ich denke, dass sie mit Seilen an den Felswänden verankert ist.«
Plötzlich verdunkelten sich die Scheiben und die Lichter der Stadt wurden unsichtbar. Dafür wurde der Saal jetzt von Deckenleuchten mit Glühbirnen erhellt.
Ob sie den Strom dazu auf der Luftinsel fabrizierten oder ob er durch die Verankerung von einem externen Generator kam? Gerne hätte Martin noch weiter mit Eliane über die Technik der Insel diskutiert. Doch seine Aufmerksamkeit wurde von zwei Sitzen eingenommen, die inmitten des Saals aus dem Boden fuhren. Sie glänzten metallen und sahen mit ihren Polstern, ausladenden Arm- und hohen Rückenlehnen bequem und einladend aus.
»Milady, mein Herr, bitte setzen Sie sich«, ertönte eine tiefe Stimme vom Eingang her. Eine Gestalt in einer braunen Mönchskutte betrat den Saal. Der Mann hatte die Kapuze weit über den Kopf gezogen, sodass Martin sein Gesicht nicht erkennen konnte. »Sie verstehen sicher, dass ich Ihnen im Auftrag des Hohen Rates ein paar Fragen stellen möchte.«
Ein ausgesprochen höflicher Mensch auf diesem unhöflichen Planeten, dachte Martin. Er setzte sich in einen der Sessel. Eliane zögerte einen Augenblick, doch dann setzte sie sich auch.
Ein weiterer Sessel stieg ihnen gegenüber aus dem Boden und der Mann begab sich gemessenen Schrittes zu ihm und setzte sich. Noch immer war sein Gesicht nicht zu erkennen.
»Mein Name ist Herold, ich gehöre zum Hohen Rat und bin gekommen. um Ihre Botschaft zu hören.«
»Wir sind hier, um Stonehenge vor einer Invasion zu warnen«, sagte Eliane.
»Eine Invasion? Interessant.« Die Stimme Herolds klang rau und etwas metallisch, fand Martin.
»Ja, wir kommen aus Stahldorf und haben dort schwierige Verhältnisse vorgefunden.«
»Sie meinen die Eisenbahnverbindung?«
»Nein. Die Entwicklung dort ist gravierender. Mechanische Rebellen bereiten sich auf die Invasion von Stonehenge vor.«
»Wir haben bereits davon gehört, Milady. Sie sollen mit den Schremp gemeinsame Sache machen. Doch für Stonehenge besteht keine Gefahr. Die Technik der Rebellen ist der unseren nicht gewachsen. Außerdem würden wir rechtzeitig von Fort Tesla und Fort Watt gewarnt, sollte Gefahr in Verzug sein.«
»Die Rebellen haben den legendären Konstrukteur Flix Krok gefangen und wollen ihn zwingen, Angriffstechnologie zu entwickeln. Unter anderem einen sogenannten Ekranoplan. Ein Zwischending zwischen Schiff und Flugzeug.«
»Flix Krok? Das ist in der Tat eine gefährliche Entwicklung. Aber ich glaube nicht, dass er gemeinsame Sache mit den Rebellen machen wird.«
»Sie werden ihn dazu zwingen. Aber hinzu kommt noch, dass sowohl Fort Tesla wie auch Fort Watt erobert wurden.«
Herold in seiner Mönchskutte antwortete nicht darauf, stattdessen schossen aus den Armlehnen von Elianes und Martins Sesseln metallische Tentakel und fesselten sie auf ihre Sitze. Weitere Tentakel legten sich um ihre Hälse und um ihre Beine. Das alles geschah so blitzschnell, dass nicht einmal Eliane dazu kam, zu reagieren. Sie waren in Sekundenbruchteilen vollständig zur Bewegungslosigkeit verdammt.
»Das erklärt,
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