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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Verkehrssystem und man lässt es einfach vergammeln und kutschiert lieber mit Luftschiffen durch die Wolken. Das verstehe ich nicht.«
    »Du musst auch nicht alles verstehen. Los jetzt, sonst kommen wir nicht vom Fleck. Du füllst den rechten Brenner, ich nehme den linken.«
    »Wird sie denn überhaupt fahren nach all der Zeit? Maschinen bekommen doch Standschäden, wenn man sie nicht bewegt.«
    »Nimm die Schaufel, du Klugscheißer, öffne die Ofentür und schieb rein.«
    Martin sah sich im Steuerstand um. Eine Beleuchtung fehlte und im Schein der Glühlampen draußen war nicht viel auszumachen. Doch die beiden großen runden Türen unter den Kesseln waren nicht zu übersehen. Aber womit sollte er anheizen? Die Lokomotive besaß keinen Kohletender. Vielleicht mit diesen komischen Dingern, die er vage im hinteren Teil des Steuerstandes erkennen konnte: längliche, blau schimmernde Zylinder, so dick und lang wie die Kartonrollen auf denen Toilettenpapier aufgewickelt war.
    Eliane bestätigte seine Vermutung. Sie hatte eine der beiden Schaufeln ergriffen und füllte sie mit den Zylindern.
    »Was für eine Sorte Brennstoff ist das? Das wird doch niemals reichen, um diese riesige Lokomotive in Gang zu setzen.«
    »Karbonfluxer, er hat hundertmal mehr Heizwert als simple Kohle. Leider ist das Zeug heutzutage rar geworden.«
    »Aha«, machte Martin bloß und wunderte sich. Dann lud auch er von den bläulichen Zylindern auf die Schaufel und schob sie durch die offene Brennertür. Die Karbonfluxer waren schwer wie Blei und er schaffte es nicht, mehr als vier oder fünf Stück gleichzeitig auf die Schippe zu nehmen. Im Ofeninnern kullerten sie eine schräge Rampe hinunter und entschwanden in der Dunkelheit. Er war darauf gespannt, wie Eliane sie entzünden würde.
    Nachdem sie alle Karbonfluxer in den Ofen geschoben hatten, wandte sich ihm die junge Frau zu, verzog die knallrot geschminkten Lippen zu einem gekünstelten Lächeln: »Leider vertrage ich die Hitze schlecht. Deshalb bist du heute mein Heizer.«
    »Was bedeutet das? Soll ich Feuer machen?«
    »Was denn sonst? Hier, nimm diese Flasche. Du musst das Wasser auf die Karbonfluxer gießen, sie entzünden sich von selbst.«
    Martin ergriff die große Flasche, die Eliane aus einem Fach neben dem Eingang geholt hatte. Er zog den Korken aus dem Hals und machte Anstalten, das Wasser in den Ofen zu gießen. Doch Eliane stoppte ihn.
    »Halt, nicht so, du armer Tropf. Wenn du das tust, fliegt uns der Kessel um die Ohren. Du musst hinunter in den Brennraum steigen und das Wasser schön sachte auf die Karbonfluxer verteilen. Die Dinger vertragen keine grobe Behandlung.«
    »Was? Ich soll in den Ofen steigen?« Martin war entsetzt.
    »Ja natürlich. Neben der Rampe hat es Tritte. So kommst du auch wieder rauf. Und wenn nicht, so ist es kein großer Verlust.« Sie lachte bei diesen Worten.
    »Aber es ist doch stockdunkel da drin. Ich kann absolut nichts sehen.«
    »Das brauchst du auch nicht. Wie du vielleicht bemerkt hast, leuchten die Dinger im Dunkeln. Du wirst sie also problemlos finden. Musst dich halt die Tritte runter tasten. Und beim Aufstieg wirst du mehr Licht haben, als dir lieb ist.«
    Martin wurde mulmig zumute.
    »Sie werden sich sofort entzünden?«
    »Na klar. Aber du wirst genug Zeit haben, rauf zu kommen. Bis jetzt hat es noch jeder geschafft. Los jetzt, ich möchte hier keine Wurzeln schlagen. Orb wartet auf uns.«
    »Was hat es mit diesem Orb auf sich? Wieso gehen wir überhaupt dorthin?«
    »Das werde ich dir auf der Fahrt erklären, wir werden noch genügend Zeit dafür haben. Was sollen wir sonst miteinander anfangen.« Sie ließ wieder ihr eigenartiges Lachen erschallen. Es tönte schrecklich und Martin dünkte, es verheiße nichts Gutes. Trotzdem stieg er durch die Ofentür und tastet nach den Tritten neben der Rampe, wie sie ihm befohlen hatte. Was sollte er auch sonst tun? Jetzt war es zu spät, umzukehren. Er war dieser verrückten jungen Frau total ausgeliefert.
     

 
    EIN BLINDER PASSAGIER
     
    Tatsächlich bemerkte er in der Dunkelheit unter sich ein blaues Glühen. Die Karbonfluxer lagen am Ende der Rampe auf einem Haufen. Eigentlich war es mehr ein Häufchen, denn Platz hätte es hier für viel mehr Brennstoff gehabt. Er konnte problemlos aufrecht in der Brennkammer stehen und ihr Ende war in dem bläulichen Schimmer nicht auszumachen.
    »Pass auf, wo du hintrittst«, hörte er unvermittelt eine Stimme in der Dunkelheit. Martin wurde starr vor

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