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Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition)

Titel: Die Reise nach Orb - ein Steampunk-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anton Bärtschi
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Schreck. Er war nicht allein in der Brennkammer.
    »Hier bin ich«, sagte die Stimme. »Bevor du den Fluxer entzündest, nimm mich bitte mit rauf.« Es dauerte eine Weile, bis sich Martin von seinem Schreck erholt hatte. Offenbar drohte von dem Wesen keine Gefahr. Im Gegenteil, es schien auf seine Hilfe angewiesen zu sein. Doch wem gehörte die Stimme? Er sah sich suchend um, aber er sah niemanden.
    »Hier unten, du musst in Richtung deiner Füße sehen, dann findest du mich.«
    In der Tat, da war etwas, das sich vom dunklen Boden der Eisenkammer abhob. Ein kleines Ding, nicht größer als eine Maus. Verwundert ging er in die Hocke und nahm das Wesen genauer in Augenschein. Im bläulichen Schimmer des Karbonfluxers sah er eine Art Miniroboter. Ein kleines Metallkästchen, nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Es hatte zwei Arme und zwei Beine und anstelle des Kopfes zwei kleine Zylinder, die auf ihn gerichtet waren – offenbar die Augen. Martin dachte an die zwei Konservendosen-Roboter, die Eliane verfolgt hatten, und fragte sich, ob das Ding nicht auch zu der bösartigen Sorte gehörte.
    »Du bist ein Roboter«, stellte er fest.
    »Ich bin ein Mikromechanischer«, erhielt er zur Antwort. »Nimm mich bitte mit, ich beiße nicht.«
    »Und dann? Was soll ich mit dir tun? Ich bin nicht alleine, musst du wissen, und die Frau, die oben auf mich wartet, ist auf der Flucht vor gefährlichen Robotern. Wer sagt mir, ob du nicht auch zu dieser Bande gehörst?«
    »Mikromechanische sind nicht gefährlich. Dafür sind wir nicht gemacht. Übrigens sind auch nicht alle großen Mechanischen eine Gefahr für die Menschen. Nur die Rebellen.«
    »Was zum Teufel tust du da unten. Mach endlich Feuer!«, tönte es von oben.
    »Mein Chef«, feixte Martin. Dann hob er den Kleinen hoch und steckte ihn in die rechte Hosentasche. »Am besten, du verhältst dich ruhig. Ich muss zuerst herausfinden, wie Eliane auf Mikromechanische reagiert.«
    Er öffnete die Flasche und verteilte den Inhalt vorsichtig über die bläulich schimmernden Zylinder. Die Wirkung war frappant. Es dauerte keine drei Sekunden und der Karbonfluxer begann zu zischen und rötlich zu glühen. Die entstehende Hitze versengte ihm die Haare an den Armen und Martin wandte sich reflexartig zur Flucht. Die Flasche ließ er achtlos fallen und er hetzte die Tritte neben der Rampe hoch, so schnell er nur konnte. Hinter ihm war das Zischen in ein Tosen übergegangen und die Hitze in seinem Rücken war schier unerträglich und versengte ihm die Nackenhaare. Das rötliche Glühen war nun ein gleißendes Weiß und das Ofeninnere wurde taghell ausgeleuchtet. Wie der Blitz schnellte er oben aus der Ofentür, die hinter ihm zuknallte. Eliane hatte sie mit einem Fußtritt in ihre Verriegelung befördert.
    »Gut gemacht, Klugscheißer. Jetzt noch den linken, dann machen wir Dampf.«
    »Ich soll noch einmal da runter?« Martin schüttelte vehement den Kopf. »Die Hitze hätte mich beinahe umgebracht.«
    »Wir brauchen beide Kessel. Sonst haben wir zu wenig Dampf. Los, mach schon!« Sie richtete wieder die Ætherpistole auf ihn.
    »Wenn du mich erschießt, musst du selbst runter.«
    »Och, ich erschieß dich schon nicht ganz, ich mach dir bloß ein kleines grünes Loch in deinen schlappen Körper. Es wird noch genügend übrigbleiben, um runter zusteigen.«
    »Du bist die undankbarste Person, der ich je begegnet bin. Ich bereue, dass ich aufgemacht habe, als du vor meinem Fenster standest und dass ich dir die Pistole gegeben habe.«
    Eliane ließ die Waffe sinken.
    »War auch nicht so gemeint. Natürlich schieße ich nicht auf dich. Doch die Angst beflügelt den Mann.« Sie ließ bei diesen Worten wieder ihr befremdendes Lachen hören. Doch dann wurde sie schlagartig wieder ernst:
    »Wo hast du die Wasserflasche?«
    »Sie ist unten geblieben, tut mir leid.«
    Eliane klopfte sich an die Stirn und verdrehte die Augen.
    »Wie willst du jetzt den zweiten Ofen in Betrieb nehmen, du Schlaumeier?«
    »Hinter dir hat es noch eine zweite«, flüsterte etwas in seinem Ohr. Es war die Stimme des Mikromechanischen. Er fragte sich, wie er den Kleinen hören konnte, das Kerlchen steckte doch in seiner Hosentasche.
    »Da hinten hat es noch eine zweite Flasche«, sagte Martin. Er drehte sich um und ging auf die Seitenwand des Steuerstandes zu.
    »Links unten«, flüsterte der Mikromechaniker.
    Martin griff aufs Geratewohl zu, und tatsächlich schlossen sich seine Finger um den Hals einer Flasche.

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