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Die Riesen von Ganymed

Die Riesen von Ganymed

Titel: Die Riesen von Ganymed Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James P. Hogan
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die beiden Wissenschaftler an. »Und die Ganymeder«, fragte er. »Was geschah mit ihnen? Sie verschwanden vollständig vor fünfundzwanzig Millionen Jahren. Seid ihr Wissenschaftler nahe daran, auch noch diese Frage zu beantworten? Wie wär’s mit einem kleinen Informationsvorschuß? Ich interessiere mich sehr dafür.«
    Danchekker zeigte ihm demonstrativ seine leeren Hände.
    »Glauben Sie mir, ich würde nichts lieber tun, als Ihre Frage beantworten zu können. Aber im Ernst, wir haben in dieser Hinsicht noch keine großen Erfolge aufzuweisen. Was Sie sagen, ist völlig richtig; nicht allein die Ganymeder, sondern darüber hinaus alle landbewohnenden eingeborenen Lebensformen auf Minerva starben aus oder verschwanden innerhalb sehr kurzer Zeit – relativ ausgedrückt: etwa um diese Zeit. Die importierten irdischen Arten blühten hingegen auf ihrem Terrain auf, und schließlich tauchten die Lunarier auf.« Der Professor streckte erneut seine Handflächen aus. »Was mit den Ganymedern geschah und warum – diese Fragen bleiben ein Geheimnis. Oh … wir haben da Theorien, oder besser gesagt, wir können mögliche Erklärungen bieten. Die wohl verbreitetste scheint von der Annahme auszugehen, daß ein Anstieg giftiger Substanzen in der atmosphärischen Zusammensetzung, insbesondere Kohlendioxid, die Ureinwohner ausrottete, den eingewanderten Arten jedoch nichts ausmachte. Aber um bei der Wahrheit zu bleiben, diese Überlegung ist alles andere als schlüssig. Ich habe gestern mit Ihren Molekularbiologen hier an Bord der J5 gesprochen; einige Ergebnisse ihrer jüngsten Arbeiten haben meine Zuversicht in diese Theorie abgeschwächt, die noch vor zwei oder drei Monaten weitaus stärker war.«
    Shannon zeigte sich etwas enttäuscht, nahm die Sachlage jedoch hin wie ein Philosoph. Bevor er weiterreden konnte, trat ein Steward in weißer Jacke an den Tisch heran und begann damit, die leeren Kaffeetassen zusammenzustellen und Asche und Krumen vom Tischtuch zu entfernen. Als sie sich in ihre Sessel zurücklehnten, um dem Mann die Arbeit zu erleichtern, blickte Shannon zum Steward auf.
    »Guten Morgen, Henry«, sagte er beiläufig. »Wie geht’s denn heute so?«
    »Oh, ich kann nicht klagen, Sir. Ich habe schon für schlechtere Brotgeber als die UNWO gearbeitet«, antwortete Henry heiter. Hunt nahm neugierig seinen Ostlondoner Akzent wahr. »Eine Ortsveränderung kann nie schaden; das sage ich immer.«
    »Was haben Sie denn früher gearbeitet, Henry?« fragte Hunt.
    »Ich war Kabinensteward für eine Fluggesellschaft.«
    Henry entfernte sich von ihrem Tisch, um den benachbarten Tisch abzuräumen. Shannon bemerkte die Blicke der beiden Wissenschaftler und deutete mit seinem Kopf in Richtung auf den Steward.
    »Ein bemerkenswerter Mann, dieser Henry«, sagte er mit etwas gedämpfter Stimme. »Hatten Sie ihn bereits auf dem Flug von der Erde kennengelernt?« Die anderen schüttelten ihre Köpfe. »Der amtierende Schachmeister auf Jupiter Fünf .«
    »Meine Güte«, sagte Hunt, und sein Blick zeigte erhöhtes Interesse. »Tatsächlich?«
    »Er hat das Spiel im Alter von sechs Jahren gelernt«, erzählte ihnen Shannon. »Er hat eine Begabung dafür. Könnte vermutlich eine Menge Geld machen, wenn er Profi würde, aber er sagt, er betreibe das Spiel lieber als Hobby. Der Erste Navigator trainiert Tag und Nacht, nur um Henry den Titel abzujagen. Unter uns gesagt – ich glaube, daß er verdammt viel Glück dazu brauchen wird, und Schach ist ja dieses einzigartige Spiel, das mit Glück nichts zu tun hat. Hab’ ich recht?«
    »Vollkommen«, stimmte Danchekker zu. »Wirklich außergewöhnlich.«
    Der Direktor des Unternehmens blickte auf die Uhr an der Wand des Eßzimmers und ließ in einer abschließenden Geste seine beiden Arme an der Tischkante entlanggleiten, bis sie weit voneinander gespreizt waren.
    »Meine Herren«, sagte er, »es war mir ein Vergnügen, Sie beide endlich einmal kennenzulernen. Ich danke Ihnen für diese ausgesprochen interessante Unterhaltung. Wir müssen von nun an regelmäßigen Kontakt halten. Ich muß in Kürze einen Termin wahrnehmen, habe jedoch nicht vergessen, daß ich Ihnen eine Besichtigung der Kommandozentrale versprochen habe. Wenn Sie also bereit sind, gehen wir doch gerade mal hin. Ich werde Ihnen Captain Hayter vorstellen, der sie herumführen wird. Dann werden Sie mich leider entschuldigen müssen.«
    Fünfzehn Minuten später, nachdem sie mit einer Kapsel durch eine der Kommunikationsröhren

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