Die Riesen von Ganymed
nichts Definitives aussagen.
Dann traf das erste Bild über die Laserverbindung mit der Jupiter Vier ein, die Callisto umkreiste. Aufgrund der benachbarten Positionen von Ganymed und Callisto – und auch wegen des sich rapide verringernden Abstands des Eindringlings – erhielt man auf der Jupiter Vier einen Blick aus schräger Perspektive aus einiger Entfernung von seinem Anflugkurs auf Ganymed.
Den Beobachtern an Bord der J5 stockte der Atem, als das von J4 übermittelte Bild auf dem Schirm erschien. Vegas, die einzigen Schiffe, die für den Flug durch planetarische Atmosphären konstruiert waren, verfügten über ein stromlinienförmiges Design; dieses Schiff hingegen war eindeutig keine Vega. Diese schwungvollen Konturen und die sanft geneigten, anmutig, harmonisch verlaufenden Heckflossen waren von keinem irdischen Designer entworfen worden.
Hayters Gesicht verlor einiges an Farbe, als er ungläubig auf den Schirm starrte und ihm die Konsequenzen des Anblickes dämmerten. Er schluckte kräftig und überflog dann die erstaunten Gesichter, die vor ihm versammelt waren.
»Alle nehmen ihre Posten auf dem Kommandodeck ein«, befahl er mit einer Stimme, die fast zu einem Flüstern herabgesunken war. »Holen Sie den Direktor des Unternehmens sofort auf die Brücke.«
4
Eingerahmt in den riesigen Wandschirm auf der Brücke der Jupiter Fünf , hing das fremde Schiff im leeren Raum vor dem Hintergrund der Sterne und drehte sich fast unmerklich. Fast eine Stunde war vergangen, seitdem der Neuankömmling seine Geschwindigkeit verringert und in unmittelbarer Nähe des Flaggschiffes gestoppt hatte, um auf eine Parallelbahn um Ganymed zu gehen. Die beiden Schiffe waren kaum fünf Meilen voneinander entfernt, und jede Einzelheit des Raumkörpers war jetzt ohne Schwierigkeit auszumachen. Die glatten Konturen seiner Hülle und die Oberflächen der Flossen wurden nur durch wenige Erhebungen unterbrochen, es gab keinerlei Inschriften oder Markierungszeichen irgendwelcher Art. Allerdings konnte man mehrere Stellen sehen, deren farbliche Abhebung zur Umgebung den Schluß auf Überreste von Hoheitszeichen zuließen, die abgeschabt oder vielleicht auch versengt worden waren. Tatsächlich vermittelte die gesamte Erscheinung des Schiffes den Eindruck von Gebrauch und Abnutzung unter den Einflüssen einer langen und beschwerlichen Reise. Die Außenhaut war rauh und vernarbt und von vorn bis hinten entstellt von undeutlichen Streifen und Klecksern, als sei das ganze Schiff über einen längeren Zeitraum hinweg extremer Hitze ausgesetzt gewesen.
Seitdem die ersten signifikanten Bilder eingetroffen waren, hatte sich eine ungeheuerliche Aktivität auf der Jupiter Fünf entwickelt. Bislang hatte es noch keine Anzeichen gegeben, ob es an Bord des fremden Schiffes eine Besatzung gab oder ob es unbemannt war und, falls ersteres zutraf, welche Absichten diese Besatzung hegte. Die Jupiter Fünf war weder mit Angriffswaffen noch mit irgendwelchen Verteidigungsvorrichtungen ausgestattet, denn mit einer solchen Eventualität hatte der Planungsstab des Unternehmens nicht ernsthaft gerechnet.
Jeder einzelne Posten des Kommandodecks war mittlerweile bemannt worden, und im ganzen Schiff hielt sich jedes Besatzungsmitglied an der für ihn vorgesehenen Notstation auf. Alle Schotten waren geschlossen worden, und der Hauptantrieb konnte jederzeit gezündet werden. Der Kommunikationsfluß mit den Bodenstationen auf Ganymed und mit anderen Schiffen der UNWO in entsprechender Reichweite war eingefroren worden, um nicht ihre Existenz und ihre Positionen zu verraten. Diejenigen Tochterschiffe der J5 , die man noch innerhalb der verfügbaren Zeit hatte startklar machen können, hatten sich in den angrenzenden Raum zerstreut; einige von ihnen waren ferngesteuert, so daß sie im Zweifelsfall wie Rammböcke benutzt werden konnten. Funksignale an das fremde Schiff waren beantwortet worden, aber die Computer der J5 hatten die Rücksignale nicht dekodieren können. Im Augenblick konnte man nur abwarten.
Im Trubel der Ereignisse hatten Danchekker und Hunt eigentlich sehr ruhig dagestanden. Sie waren die einzigen Anwesenden auf der Brücke, die das Vorrecht eines umfassenden Überblicks über alle Ereignisse genossen, ohne dem Streß festgelegter Pflichterfüllung ausgesetzt zu sein. Sie waren vermutlich die einzigen, die intensiv über die Bedeutung der sich entfaltenden Ereignisse nachdenken konnten.
Nachdem zunächst die Lunarier und später dann die
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