Die Riesen von Ganymed
überflutete. Die Hügel selbst schienen plötzlich zum Leben erwacht, als sich eine spontane Bewegung wie ein Muster ausbreitete, so weit das Auge nur blicken konnte. Zehntausende waren aufgesprungen und brüllten sich die Anspannung und die Erwartung aus dem Leib, die sich über Tage hinweg in ihnen aufgestaut hatten, und während sie brüllten, winkten sie – mit Armen, Hüten, Schirmen, Mänteln, mit allem, was sie gerade zur Hand hatten. Und hinter alldem, so als hinge wunder was davon ab, die Lärmkaskade zu übertönen, pulsierte der Klang von vielen Militärkapellen auf und ab.
Nach einigen Schritten auf der Rampe hielten die Erdbewohner inne, überwältigt von dem geballten Angriff, der auf alle ihre Sinne niederprasselte. Dann setzten sie sich erneut in Bewegung, marschierten die Rampe hinab und betraten den festen Boden der Erde unter den sich emporwölbenden Pfeilern der Heckflossen der Shapieron . Sie traten vor, hinein in den Sonnenschein, und bewegten sich auf den Fleck zu, auf dem eine kleine Gruppe von Repräsentanten der Erde in vorderster Front, vor allen übrigen Menschen, stand. Sie schritten einher wie in einem Zustand von Trance. Dabei wandten sie ihre Köpfe, um mit ihren Blicken die Umgebung in sich aufzunehmen, die vielen Hügel, den See im Hintergrund … und sie schauten empor zum Schiff, das sich nun still und bewegungslos zum Himmel emporreckte. Einige erhoben ihre Arme und winkten der Menge auf den umliegenden Hügeln zu. Der Lärm schwoll auf das Doppelte seiner bisherigen Lautstärke an, als die Massen ihrer Begeisterung darüber freien Lauf ließen. Bald winkte alles.
Hunt näherte sich der vordersten Gruppe und erkannte die Gestalt von Samuel K. Wilby, dem Generalsekretär der Vereinten Nationen. Neben ihm standen Irwin Frenshaw, der Generaldirektor der UNWO aus Washington, und General Bradley Cummings, Oberbefehlshaber der uniformierten Abteilungen der UNWO. Wilby begrüßte ihn mit einer ausgestreckten Hand und einem breiten Lächeln.
»Dr. Hunt, nicht wahr?« sagte er. »Willkommen daheim. Ich glaube, Sie haben einige Freunde mitgebracht.« Er ließe seine Blicke weiterwandern. »Ah … und Sie sind Professor Danchekker. Willkommen.«
Kaum hatte Danchekker den Händedruck beendet, als der Lärm um sie herum zu einem unerhörten Crescendo anschwoll. Sie blickten auf und zurück zum Schiff.
Die Ganymeder kamen heraus.
Die erste Gruppe der Ganymeder, von Garuth angeführt, war auf dem Scheitelpunkt der Rampe aufgetaucht. Dort hatte man angehalten. Die Blicke, mit denen sie um sich starrten, verrieten ihre vollständige Verblüffung.
»ZORAC«, sagte Hunt. »Sie sehen etwas verloren dort oben aus. Sag ihnen, sie sollten herunterkommen und die Leute treffen.«
»Das werden sie gleich tun«, ertönte die Maschine in seinem Ohr. »Sie brauchen einen Moment, um sich zu akklimatisieren. Du mußt bedenken, daß sie seit zwanzig Jahren keine natürliche Luft mehr geatmet haben. Und zum ersten Mal seit dieser Zeit befinden sie sich auf einer offenen Fläche.«
Um die Hecksektion des Schiffes herum hatten sich auf den Scheitelpunkten anderer Rampen weitere Luftschleusen geöffnet, und weitere Ganymeder kamen zum Vorschein. Die von Garuth so sorgfältig geplante Reihenfolge des Erscheinens war bereits in Vergessenheit geraten. Einige der Riesen standen noch gedrängt in den Schleusenöffnungen herum, während andere bereits halbwegs die Rampen hinabgeeilt waren. Wieder andere standen einfach nur bewegungslos da und starrten in die Gegend.
»Sie machen einen etwas verlorenen Eindruck«, sagte Hunt zu Wilby. »Wir sollten mal hinübergehen und ihnen etwas behilflich sein.« Wilby nickte und bedeutete seiner Gruppe, ihnen zu folgen. Einige UN-Ordonnanzen geleiteten den größten Teil der Erdbewohner, die von Ganymed zurückkamen, zu den Delegierten der verschiedenen Nationen, während Hunt, Danchekker und einige andere Wilbys Gruppe zu den Rampen eskortierten.
»ZORAC, verbinde mich mit Garuth«, murmelte Hunt, während sie hinmarschierten.
»Schon geschehen.«
»Hier spricht Vic Hunt. Na, wie gefällt’s Ihnen?«
»Meine Leute sind momentan überwältigt«, gab die bekannte Stimme zur Antwort. »Ich selbst allerdings auch. Ich hatte befürchtet, daß sich ein traumatisches Gefühl beim Heraustreten in freies Gelände nach so langer Zeit einstellen würde, aber nichts dergleichen. Und all diese Menschen … dieser Jubel … mir fehlen die Worte.«
»Ich befinde mich in der
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