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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Tanks vernetzt waren.

    Für einige Augenblicke beobachteten wir das emsige Treiben. Die tänzerischen Bewegungen der Außerirdischen waren von bizarrer Eleganz. Unwillkürlich empfand ich einen gewissen Respekt vor den fremdartigen Wesen. Doch als die Tänzer uns bemerkten und an ihren Klauen die messerscharfen Krallen ausfuhren, war es mit der Bewunderung rasch vorbei.
    »Mörder!«, knurrte Meloman.
    Es war wie ein Kommando zum Angriff. Mit Gebrüll stürzte sich die ganze Meute, einschließlich der Mädchen, in den Kampf. Im letzten Moment gelang es mir, Inga an den Schultern zu packen und sie zurückzuhalten.
    »Bleib hier«, flüsterte ich ihr zu. »Das hast du nicht nötig.«
    »Wieso, ich bin auch nicht schlechter als die anderen«, entgegnete sie stur und versetzte mir einen empörten Blick.
    »Du bist besser als die anderen. Wage es nicht zu töten, Inga!«
    »Warum denn nicht?«
    »Darum... Ich... du bist ein Mädchen. Du darfst nicht töten.«
    Sie sah mich an, als hätte sie eine andere Begründung von mir erwartet. Dann entwand sie sich meinem Griff und verschränkte trotzig die Arme.
    »Also gut«, sagte sie spöttisch. »Ich halte mich zurück, solange alles gut geht.«
    Wir schwiegen beide einen Augenblick lang, ehe sie weitersprach: »Aber wehe, wenn sie dir etwas antun, das würde ich dir nie verzeihen!« Diese letzten Worte hatte sie regelrecht herausgeschrien und mich dabei zornig angesehen. Ich wusste nicht, was ich sagen, ja
ob ich überhaupt etwas erwidern sollte. Doch dann ergriff plötzlich unser Gefangener das Wort, der wie ein regloser Schatten nur wenige Schritte von uns entfernt stand.
    »Diese Art von Reaktion konnten wir bis zuletzt nicht verstehen«, sagte er. »Eine seltsame Eigenschaft des menschlichen Verstandes. Die Übertragung des Selbsterhaltungsbestrebens auf offensichtlich bedeutungslose Individuen. Wenn man versuchte, diese Reaktion aus der Sicht des Reproduktionsgedankens...«
    »Halt den Mund!«, bellte ich ihn an.
    Mit einem glucksenden Laut verschluckte er den Rest des Satzes. Als ich mich dem Schlachtfeld zuwandte, war der Kampf bereits vorüber. In drei Gruppen standen unsere Leute um die drei getöteten Außerirdischen herum. Ein Junge von einer der anderen Inseln, den ich nicht kannte, saß verletzt auf dem Boden. Rita verband ihm den Arm.
    »Jetzt sind es noch elf«, resümierte ich. »Hey, Führer, was haben die drei hier eigentlich gemacht?«
    »Sie haben versucht, die Simulationseinrichtungen wieder in Gang zu setzen. Unvernünftig. Eine Arbeit für zwei volle Zeitzyklen. Nicht zu schaffen.«
    »Führe uns weiter!«, befahl ich.
     
    Die Gänge, die wir nun passierten, waren derart abenteuerlich verwinkelt, dass selbst die Avantgarde der irdischen Architekten darüber nur den Kopf geschüttelt hätte. In Nischen und kleinen Räumen entlang unseres Weges standen skurrile Maschinen, riesige Kessel, in denen farbige Flüssigkeiten brodelten, und eine seltsame Metallkonstruktion, die aussah wie ein achtlos aufgetürmter
Berg aus Stacheldraht. Beiläufig erledigten wir zwei weitere Außerirdische.
    Am meisten erstaunte mich das Benehmen unseres Führers. In seinen Umhang gehüllt, dackelte er devot hinter unserer Vorhut her und wies uns von Zeit zu Zeit den Weg. Er legte nicht die geringste Spur von Unsicherheit oder Zweifel an den Tag. Selbst die Liquidation von seinesgleichen beobachtete er völlig ungerührt. Sein Verhalten ließ ihn wesentlich fremdartiger erscheinen als seine falsch herum durchgebogenen Knie.
    Ein längerer Aufenthalt ergab sich nur in einem Raum, den unser Gefangener das Kontrollzentrum nannte. Der ovale Eingang war durch eine massive Trennwand verschlossen, die aus zahlreichen Metallplatten bestand und an die Irisblende eines Kameraobjektivs erinnerte. Die ungewöhnliche Tür ließ sich nicht öffnen, und so versuchten wir, sie mit Gewalt aufzubrechen, indem wir uns dagegen warfen.
    Vermutlich hätte unser ungestümes Anrennen nichts eingebracht außer einer Menge blauer Flecken. Doch unter dem Lärm unserer dumpfen Rammstöße verlor der Kapitän des Raumschiffs hinter der Trennwand die Nerven und schoss.
    Tolik und Roman, ein groß gewachsener Junge von der Nachbarinsel, waren gerade dabei, mit den Füßen gegen die dicht schließenden Metalllamellen zu treten, als diese durch einen gewaltigen Stoß von innen aufgebrochen wurden und aus dem Rahmen flogen.
    Zum Ausweichen blieb keine Zeit. Tolik und Roman wurden von den herausfliegenden

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