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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Lage, meine neue Rolle auch wertzuschätzen.
    Die Gestalten, die unten auf der ins orangefarbene Licht der Scheinwerfer getauchten Eisfläche langsam näher kamen, spürte ich eher, als dass ich sie sah. Es waren viele, mindestens zwei Dutzend, und langsam begriff ich, dass von mindestens zwei Inseln Unterstützung unterwegs war. Rita, Inga, Tanja und Olja hatten es also geschafft, unsere ehemaligen Feinde zu überzeugen.
    Freudig kletterte ich hinunter in den Schnee, um den Nachschub zu begrüßen. Und während ich Seite an Seite mit Inga wieder zur Plattform hinaufstieg, wiederholte ich unentwegt ein und dasselbe: »Wir werden siegen. Wir werden ganz bestimmt siegen.«
    Chris und Timur fesselten dem Außerirdischen die Klauen. Als sie den Knoten brutal festzogen, quiekte er wie ein Schwein.

    »Dafür besteht keine Notwendigkeit«, jammerte er entrüstet.
    Ungerührt stand ich daneben und mischte mich nicht ein.
    »Sind deine Gefährten bewaffnet?«, fragte ich dann.
    In seiner jetzigen Lage, mit den am Rücken gefesselten Armen, hatte das bizarre Geschöpf überhaupt keine Ähnlichkeit mehr mit einem Menschen.
    »Alle verfügen über Waffen«, begann er mit ruhiger, mechanischer Stimme. »Aber der Reaktor ist zerstört, die Strahlenpistolen können nicht geladen werden.« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Der Kapitän des Schiffs verfügt als Einziger über eine einsatzbereite Strahlenpistole, deren Ladung aber nur für zehn Schuss reicht. Ihr könntet die am wenigsten nützlichen Individuen vorausschicken, die Munition reicht nur für ihre Vernichtung...«
    Der Rest des Satzes wurde abgewürgt, denn eine krachende Rechte von Timur traf den Fremdplanetarier mitten im fratzenhaften Gesicht.
    »Dafür besteht keine Notwendigkeit«, wimmerte er heftig taumelnd.
    »Lass ihn, Tim«, befahl ich knapp. »Weißt du, auf welche Weise der Reaktor zerstört wurde?«, fragte ich mit einem Blick auf die verwirrten Gesichter der Jungen von den anderen Inseln.
    »Ja. Es gab eine Explosion in der Abfallrecyclinganlage. Der erste und zweite Wärmeträgerkreislauf wurden unterbrochen. Notabschaltung des Reaktors. Beendigung der Synthese im Hauptblock sowie der Spaltung im Nebenblock. Disbalance des Chronogenerators. Nach Zuschaltung der Schutzmechanismen war die Gruppe
der Energietechniker im Überstrahlungssektor isoliert.« Wieder verstummte der Außerirdische kurz, um dann fortzufahren: »Die Sabotage war mit einer Präzision geplant, die uns unmöglich ist. Meine Entscheidung, zu euch überzulaufen, ist wohl überlegt. Ein Hochfahren des Reaktors und die Aufladung der Waffen sind in den nächsten Zeitzyklen nicht möglich. Eure Kampfeisen dagegen verfügen über eine autonome Energieversorgung. Demzufolge werdet ihr die Sieger sein.«
    Kampfeisen? Stirnrunzelnd betrachtete ich mein Schwert. So wurden sie also von ihren Erfindern genannt. Genauso eine Attrappe wie alles Übrige. Klingen, die auf die Emotionen ihrer Besitzer reagierten und mal zur Waffe, mal zum Spielzeug wurden. Nun gut, heute würden sich die Kampfeisen noch einmal nach Herzenslust austoben können.
    »Führe uns«, befahl ich dem Außerirdischen. »Und vergiss nicht: Wenn du versuchst, uns zu täuschen, stirbst du als Erster.«

4
    DAS SCHIFF
    Der Fremdplanetarier machte keinerlei Anstalten, uns zu täuschen. In seiner Logik existierten die Begriffe »Verrat« und »Betrug« überhaupt nicht, sein Verstand kannte nur den etwas gestelzten Ausdruck »Verhaltensänderung«. Infolge einer nüchternen Abwägung von Für und Wider hatte er sein Verhalten geändert, indem er auf die Seite der Stärkeren übergelaufen war. Und in dieser Situation waren die Stärkeren seiner Einschätzung nach wir Menschen.
    Zunächst verließen wir das Labyrinth der verschlungenen Gittertunnel, das die Kuppel des Versuchsgeländes durchzog. Der dunkle, stählerne Korridor mündete in einen kunststoffverkleideten Gang, der vom pulsierenden Licht orangeroter Alarmlampen schwach erleuchtet wurde.
    In einem runden Saal, dessen Decke aus einem riesigen Spiegel bestand, stießen wir auf drei Fremdplanetarier. Sie trugen keine Umhänge, und an ihren Gürteln hingen undefinierbare Gegenstände aus Metall.
    »Das sind Waffen. Nicht geladen«, erklärte unser Führer stoisch.
    Die drei Figuren wuselten um durchsichtige Behälter herum, in denen eine rosafarbene gallertartige Masse brodelte. Mit ihren Gummiklauen hantierten sie an einem Gewirr aus Hähnen und Schläuchen, mit denen die

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