Die Rolling-Stone-Jahre (German Edition)
aus der Konserve, keine Kopfhörer und kein Walkman und nicht einmal eine Plastikwindschutzscheibe, die den Regen abhielt. Aber ich konnte die Musik auch so hören, sogar, wenn sie noch fünf Meilen entfernt war. Wenn du einmal gelernt hast, die Musik richtig zu hören, kannst du sie in dein Gehirn pressen und überallhin mitnehmen, und zwar für immer.
Yes, Sir. Dies ist meine Weisheit, und das ist mein Song. Es ist Sonntag, und ich stelle neue Regeln für mich auf. Ich werde mein Herz den Geistern öffnen und den Tieren mehr Beachtung schenken. Ich werde Harfenmusik mitnehmen und zur Texaco-Tankstelle fahren, wo ich ein mit Schweinefleisch gefülltes Taco bekomme und die New York Times lese. Danach werde ich über die Straße zur Post gehen und meinen Brief in ihren Briefkasten schieben.
Res ipsa loquitur .
Die letzte Kurve
Während die Wahlen im Jahr 2004 rückblickend fast etwas wie vollendete Tatsachen darstellten, hieß es dennoch »Alle Mann an Deck, Entermesser gezückt und bis zur letzten Minute gekämpft«, als Hunter das verfasste, was sich als seine letzte Nachricht aus der innenpolitischen Redaktion herausstellen sollte – und seine letzte Geschichte für den Rolling Stone . George W. Bush wurde erst am Tag nach der Wahl zum Sieger erklärt, als John Kerry das offizielle Wahlergebnis von Ohio nicht anfocht, und Hunter nutzte seinen beträchtlichen Einfluss, um die Leser dazu zu ermuntern, aufzustehen und auf eine direkte praktische Art zu wählen; das war anders als fast alles, was er bisher getan hatte … na ja, seit er vor vierunddreißig Jahren versucht hatte, Stimmen für seine eigene Kandidatur zum Sheriff von Aspen einzusammeln; was natürlich die Grundlage für seinen ersten Text für das Magazin war. Die Schlange hatte sich in den Schwanz gebissen.
Sollte in diesem Stück Nostalgie oder Sentimentales liegen, hat es mit Hunters Erinnerung an die ersten Begegnungen mit John Kerry im Jahre 1972 zu tun, als beide in Washington, D. C., gegen den Vietnamkrieg demonstrierten, »wütend und rechthaberisch«, und Hunter versucht hat, »eine blutende tote Ratte über einen Zaun mit schwarzem Stacheldraht auf den Rasen des Präsidenten zu werfen«. Es handelte sich um einen harten Kontrast zwischen diesen aufregenden Zeiten von gestern und dem gegenwärtigen politischen Klima des Landes, und die große Frage dabei war weniger, »ob sich Präsident Bush wie der Kopf einer faschistischen Regierung verhält«, sondern »ob das Volk es so will«.
Wie schlecht war Dubya? Schlecht genug, um in Hunter das Verlangen nach seinem alten Erzfeind Tricky Dick zu wecken: »Wenn er dieses Jahr gegen die üble Bush-Cheney-Bande antreten würde, würde ich mit Freuden für ihn stimmen.« Weniger als vier Monate später – am Ende der Football-Saison und einen Monat nach Bushs Amtsantritt in der zweiten Legislaturperiode – war Hunter tot.
Weiße-Haus-Schweine auf der Überholspur
11. November 2004
Angst und Schrecken, Wahlkampf 2004
Lyndon Johnson und die Schweinezüchter … Der Gestank eines Verlierers … Krieg als Droge … Präsident Nixon, mehr denn je zuvor … Die Rache der Weißes-Haus-Schweine … Ein Opfer für die Rattengötter
Für George Bush kam die Apokalypse dieses Jahr frühzeitig, und er war darauf nicht vorbereitet. Seine lange erwarteten finalen Kämpfe mit John Kerry, meinem Mann, entwickelten sich zu einer Serie schrecklicher Peinlichkeiten, die seine Nerven zerrütteten und seine engsten Wahlkampfberater demoralisierten. Sie wussten, dass er sich davon nicht mehr erholen würde, ganz gleich, wie viele Stimmen sie in Florida für ihn stehlen würden; dort, wo die Fernsehdiskussionen der Kandidaten von Millionen von Kerrys Unterstützern genau verfolgt und flächendeckend gefeiert wurden; sie hatten gute Gründe dafür, sich als Sieger zu fühlen. Im Oktober war Kerry noch ein Außenseiter mit fünf Punkten Rückstand gewesen und schien so gut wie keine Chance zu haben, drei von drei manipulierten Auseinandersetzungen mit einem verräterischen kleinen Freak wie George Bush zu gewinnen. Aber die Debatten sind jetzt geführt, und der Sieger hieß jedes Mal eindeutig John Kerry. Er walzte Bush nieder und ließ ihn am Straßenrand zurück wie ein totes Tier.
Habt ihr Bush im Fernsehen gesehen, wie er versucht hat zu diskutieren? Meine Herren, er redete wie ein Esel, der rein gar nichts im Kopf hat. Die Stimmung kippte früh, nämlich in Coral Gables, als Bush schon nach der Hälfte des
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