Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar
ich eine höchst interessante Geschichte darüber erzählen, wie der Emir, gegen seinen ausdrücklichen Befehl, Gasim befohlen hat, dich zu ermorden. Der Emir wird das natürlich leugnen.« Ihre Finger berührten leicht den Beutel, den sie an der Hüfte trug und der von ihrer wallenden, rosafarbenen Seidenrobe verborgen wurde. »Doch ich habe die Vorgänge bei Gasims Tod in meinem Spiegel eingefangen. Ich bin im Besitz seiner letzten Worte, die Kannadis Verrat enthüllen.«
In gefährlicher Nähe schlug ein Blitz ein, und das Pferd tänzelte unruhig.
»Nun fang an, Kaug! Bring mich hier heraus!« schrie Meryem, sah ungeduldig zur Wolke empor und drohte ihr mit dem Zauberstab.
Doch nichts rührte sich, der Ifrit war wohl noch mit der Schlacht beschäftigt. Meryem biß sich auf die Unterlippe und seufzte enttäuscht. Wieder wanderte ihr Blick zu Khardan.
»Es bedarf natürlich mehr, um den Emir zu stürzen«, sprach sie zu ihm, als ob er sie hören könnte. »Aber es wird immerhin ein Anfang sein. In der Zwischenzeit, bis du erwacht bist, mein Geliebter, werde ich dir berichten, wie du mich vor den Klauen des mörderischen Gasim gerettet hast. Ich werde dir schildern, wie ich die Soldaten angefleht habe, dein Leben zu verschonen und uns sicher nach Kich zu geleiten. Du wirst ein Gefangener sein, das ist wahr, aber einer, dessen Gefangenschaft die angenehmste aller Zeiten sein wird! Denn ich werde jede Nacht zu dir kommen, Geliebter. Ich werde dir das Wissen über Quar nahebringen und…«, während sie tief Luft holte, verkrallten sich ihre Finger krampfartig in seinen Umhang, »ich werde dich in der Kunst weltlicherer Vergnügungen unterweisen! Dein Körper wird mir gehören, Khardan! Du wirst Quar deine Seele weihen, und gemeinsam werden wir herrschen…«
Zu spät hörte Meryem die leichten Schritte und den keuchenden Atem. Als sie sich umwandte, erblickte sie unmittelbar hinter sich ein blasses Gesicht und das rote Haar des Verrückten. Sie hob den Zauberstab, doch die Hand des Verrückten riß sie aus dem Sattel und wirbelte sie in den Sand, noch bevor sie Zeit fand, eine Zauberformel auszusprechen.
Sie stürzte hart zu Boden.
Schmerz schoß ihr durch den Kopf…
»Zohra! Dafür ist jetzt keine Zeit!« zischte Mathew wütend. Er griff nach Zohras Hand, mit der sie den Dolch umklammerte, und konnte sie im letzten Augenblick über Meryems Brust aufhalten. »Schau sie dir an! Sie ist bewußtlos! Willst du sie auf diese Weise ermorden?«
»Nein«, sprach Zohra nach einer kurzen Weile. »Du hast recht, Mat-hew. Ihr Tod wäre zu schnell und zu schmerzlos. Ich könnte daraus keine Genugtuung gewinnen.«
Angewidert wandte sich Mathew wieder Khardan zu. »Hilf mir, ihn auf den Boden zu legen«, befahl er ihr mit kalter Stimme.
Der Wind zerrte an ihnen, als sie sich gemeinsam bemühten, Khardan auf die Arme zu nehmen und langsam vom Rücken des Pferds herunterzuheben. Unruhig schaute Mathew zurück zum Schlachtfeld, um festzustellen, ob irgend jemand besonderes Interesse an ihnen zeigte. Doch die Soldaten achteten nur auf den Kampf, und die Spahis fochten verzweifelt um ihr Leben. Mathew hielt es für das Beste, wenn sie keine Aufmerksamkeit auf sich lenkten. Er streckte die Hand aus und berührte die Zügel des Pferds, und wie er nicht anders erwartet hatte, verschwand das magische Tier auf der Stelle.
»Halt dich unten!« befahl er Zohra und zog sie neben sich auf den Boden.
»Was ist mit Khardan geschehen?« fragte Zohra und untersuchte ihn im schwindenden Licht des Zauberstabs, den Meryem auf den Boden fallengelassen hatte. Zohras geschickte Hände zogen das blutgetränkte Gewand mit ungewohnter Sanftheit von der Brust des Kalifen. »Er ist verletzt, aber nicht ernsthaft. Ich habe ihn schon schlimmere Wunden bei der Baigha davontragen sehen! Dennoch scheint er dem Tod nahe zu sein!«
»Er steht unter einem Zauber. Aber wodurch wird er bewirkt?… Ah! Hier ist die Antwort darauf.« Mathew zog den Stoff von Khardans Mantel zur Seite und legte behutsam die Hand unter ein Schmuckstück, das Khardan um den Hals trug. »Schau her, Zohra!«
Ein silberner Schild leuchtete wie ein kleiner Mond in einem hellen magischen Licht.
Zohra zog hörbar die Luft ein und starrte es furchtsam an.
»Ein Abschiedsgeschenk von unserer Zauberin«, stellte Mathew kühl mit einem Seitenblick auf Meryem fest. »Sehr raffiniert. Sie konnte die Wirkung des Schilds mit einem Wort freisetzen, und er ist wahrscheinlich sofort wie tot
Weitere Kostenlose Bücher