Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
lachten sie beide.
Als Pukah zu den oberen Stockwerken des Gebäudes hinaufblickte, sah er, wie sich mehrere liebliche Dschinnias verführerisch über die Balkone beugten, Blumen fallen ließen oder den unten vorbeigehenden Männern anzügliche Bemerkungen zuriefen.
Kopfschüttelnd sah Pukah die ernste und feierliche Asrial an. »Bist du sicher, daß du dort hineingehen willst?« flüsterte er.
»Nein. Aber ich will auch nicht hier draußen bleiben.«
»Ich schätze, da hast du wohl recht«, räumte Pukah ein und musterte mit gerunzelter Stirn den rothaarigen Barbaren, der sie zu verfolgen schien. »Nun«, er packte sie wieder an der Hand und lächelte, als sich ihre Finger fest über seinen schlossen, »dann bleib auf jeden Fall immer dicht bei mir.«
Pukah zog Asrial hinter sich her und trat zwischen die beiden im Eingang stehenden Dschinnen.
»Na Freund, bringst wohl deinen Eigenbedarf gleich mit, wie?« bemerkte einer der beiden, wobei er Pukah auf die Schulter tippte.
»Die Stimme kenne ich doch!« erwiderte Pukah und musterte den anderen Dschinn eindringlich. »Baji? Ja, du bist es tatsächlich!« Pukah schlug dem Dschinn auf den muskulösen Unterarm. »Baji! Hätte ich mir denken können, daß ich dich hier finde! Hast du Sond denn nicht erkannt, als er gerade zwischen euch hindurchgegangen ist?«
»Freundchen, ich erkenne ja nicht einmal dich«, meinte der Dschinn und musterte Pukah ruhig.
»Natürlich tust du das! Ich bin’s doch, Pukah!« sagte Pukah. Dann fügte er stirnrunzelnd hinzu: »Du versuchst doch wohl nicht bloß, dich davor zu drücken, mir die fünf Silbertumane zurückzuzahlen, die du mir noch schuldest, oder, Baji?«
»Ich habe doch schon gesagt, daß du dich irrst«, versetzte der Dschinn mit leicht gereizter Stimme. »Und jetzt geh schon hinein und hab deinen Spaß, bevor die Sache hier noch häßlich zu werden beginnt…«
»So häßlich wie dein Gesicht, vielleicht?« fragte Pukah und ballte die Fäuste.
Das schrille, qualvolle Fiepen einer Quaita, die mitten im Satz unterbrochen wurde, und das Scheppern eines zu Boden fallenden Tambour vermischten sich mit einem weiblichen Aufschrei und zornigen männlichen Stimmen, die heftig miteinander stritten.
»Pukah!« rief Asrial atemlos. Sie spähte in den Schatten des Eingangs hinein und zerrte an der Hand des Dschinns. »Sond ist in Schwierigkeiten!«
»Da ist er nicht der einzige!« sagte Pukah drohend und musterte wütend seinen Mit-Dschinn.
»Pukah!« flehte Asrial ihn an. Die Stimmen im Inneren des Gebäudes wurden immer lauter.
»Hau bloß nicht ab!« knurrte Pukah. »Es dauert nur einen Moment.«
»Keine Bange, ich werde schon hier sein«, erwiderte der Dschinn und lehnte sich gegen die Türwölbung, wobei er die Arme vor der Brust verschränkte.
»Pukah!« Asrial zerrte ihn weiter.
Kristallperlen schlugen klickend gegeneinander und strichen über Pukahs Haut, als er zwischen ihnen hindurch in den kühlen Schatten des Arwat trat. Eine Parfümwoge umspülte ihn plötzlich. Blinzelnd versuchte er sich an eine Dunkelheit zu gewöhnen, die nur vom warmen Glühen dicker Jojobakerzen erhellt wurde. Es gab keine Fenster. Seidentapeten bedeckten die Wände. Seine Füße versanken in weichen Teppichen. Üppige Kissen luden ihn ein, sich niederzulegen und auszustrecken. Weinflakons erboten sich, ihn seine Sorgen vergessen zu machen. Teller, auf denen sich Weintrauben, Datteln und Orangen und Nüsse türmten, versprachen, seinen leiblichen Hunger zu befriedigen, während die verlockendsten, schönsten Dschinnias, die er jemals in seinem Leben gesehen hatte, alle anderen Begierden zu sättigen schienen, die er haben mochte.
Ein öliger, rundlicher kleiner Dschinn glitt zwischen den Abertausenden von Kissen hindurch, die jeden Zoll des Bodens bedeckten, und bot Pukah mit einem schrägen Blick auf den Engel ein abgeschiedenes Gemach für beide an.
»Ein bezaubernder kleiner Raum, Effendi, und nur zehn Silbertumane für eine Nacht! Du wirst in ganz Serinda keinen besseren Preis bekommen!« Der untersetzte Dschinn packte Pukah am Arm und wollte ihn durch den Raum zu einem mit einem Perlenvorhang abgetrennten Alkoven zerren.
Pukah riß sich wieder los. »Was geht hier vor?« Er blickte in die Mitte des Raums, wo das Geschrei am lautesten war.
»Nichts, Effendi, gar nichts!« versicherte ihm der rundliche Dschinn und versuchte erneut, Pukahs Arm zu erhaschen und ihn vorwärtszudrängen. »Ein belangloser Streit wegen eines meiner
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