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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Ramiro ihr ein Stück Brot oder ließ sie an einem Bach trinken. Mit der Zeit wurde es ihm jedoch lästig, sie losbinden und hinterher erneut fesseln zu müssen. Daher wandte er sich an seinen Anführer. »Glaubt Ihr nicht, dass sie jetzt gezähmt genug ist, Herr?«
    Graf Roderich sah auf das kleine, dünne Mädchen herab, das verschreckt auf der Erde hockte, und schüttelte den Kopf. »Meinetwegen brauchst du das Ding nicht mehr zu binden. Es wird uns schon nicht davonlaufen.«
    Das denkst auch nur du, dachte Maite. Da Ramiro sie jedoch scharf im Auge behielt, machte sie nicht den Fehler, bei dieser Rast zu fliehen. Mit ihren Pferden waren die Asturier viel schneller als sie und würden sie rasch eingeholt haben.
    Obwohl er sich für Maite verwendet hatte, achtete Ramiro dar auf, dass sie nicht an seinen Dolch herankam. Doch ihr erster Zorn war inzwischen verraucht, und sie begriff, dass sie ihren Vater nicht auf diese Weise rächen konnte. Sie war nicht kräftig genug, dem Mann, der sie bewachte, eine Klinge durch die Panzerung in den Leib zu stoßen. Außerdem würde Ramiros Tod nichts ändern. Da hätte sie schon Graf Roderich töten müssen, doch der ritt ein ganzes Stück vor ihnen, und sein Kettenhemd sah so fest aus, als sei es von Zauberschmieden gefertigt worden. Da sie im Augenblick weder fliehen noch Rache üben konnte, beschloss Maite, erst einmal so zu tun, als wäre ihr Wille gebrochen.
    Graf Roderich war mit dem Erreichten äußerst zufrieden. Mit Iker von Askaiz hatte er den einzigen Häuptling aus dem Weg geräumt, der die waskonischen Stämme jenseits der Grenze hätte einen können. Jetzt gab es bis nach Nafarroa, wo EnekoAritza sich ein kleines Reich geschaffen hatte, keinen waskonischen Anführer mehr, der sich der asturischen Macht entgegenzustellen vermochte.
    »Der Verräter hat ganze Arbeit geleistet!« Im Hochgefühl seines Erfolgs achtete Roderich nicht auf seine kleine Gefangene, die bei dem Wort Verräter den Kopf hob. Ihr Vater war Opfer eines Verrats geworden! Für Maite war dies eine schmerzhafte Erkenntnis, denn sie mochte ihre Heimat Askaiz und war auch schon oft in Guizora und den anderen Dörfern des Stammes gewesen. Sie war dort stets gut behandelt worden, viele hatten ihr Honigkuchen und leckere Nüsse zugesteckt. Jetzt denken zu müssen, dass einer dieser Menschen Schuld am Tod ihres Vaters trug, war unerträglich.
    Roderich lachte selbstgefällig auf. »Mein Verwandter, der König, wird zufrieden sein!« Auch wenn seine Frau Urraxa nur eine illegitime Schwester von Graf Silo, einem Vetter König Aurelios, war, so hatte die Heirat mit ihr ihm Rang und Bedeutung verschafft.
    Seine Männer lachten, denn selten hatten sie einen Erfolg leichter errungen als diesen. Sie spotteten über Iker von Askaiz, der ihnen wie ein mit Honig gelockter Bär in die Falle gelaufen war. Offensichtlich ahnten sie nicht, dass ihre Gefangene als Tochter des Häuptlings neben ihrer waskonischen Muttersprache auch das Asturische hatte lernen müssen. Maite hörte aufmerksam zu, doch zu ihrem Leidwesen fiel kein einziges Mal der Name des Mannes, der ihren Vater ans Messer geliefert hatte.
    Dennoch schwor Maite diesem Verräter blutige Rache. Es würde Jahre dauern, bis sie etwas gegen ihn unternehmen konnte, das war ihr klar, und wahrscheinlich würde der Mann, den sie einmal heiratete, ihn töten müssen. Doch irgendwann würde sie ihre Hände in das Blut jenes Kerls tauchen, der sie ihres Vaters und den Stamm seines Anführers beraubt hatte.
    Ganz in ihre Rachegedanken eingesponnen, merkte sie erst jetzt, dass der Trupp sich seinem Ziel näherte. Zunächst ritten sie durch ein Dorf, das um ein Vielfaches größer war als ihr Heimatdorf Askaiz. Die Bewohner sprachen zwar einen verwandten Dialekt, waren aber schon vor vielen Generationen von den Visigoten unterworfen worden und hatten längst verlernt, was es hieß, Waskonen zu sein. Sie begrüßten den Grafen unterwürfig und betrachteten seine kindliche Gefangene mit großen Augen.
    »Wer ist denn das, Don Rodrigo?«, fragte eine junge Frau in einem langen, braunen Kittelkleid.
    »Eine kleine Wildkatze, die ich meiner Tochter schenken will«, antwortete der Graf lachend.
    Auch wenn er sich selbst Roderich nannte, so nahm er es doch hin, dass er von seiner Umgebung mit dem hispanisierten Namen angesprochen wurde. Über Jahrhunderte hatte sein Volk in Spanien über die früheren Einwohner geherrscht und sich dabei Sprache und Sitten bewahrt. Er wusste

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