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Die Rose von Byzanz

Die Rose von Byzanz

Titel: Die Rose von Byzanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Gordon
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etwas totzuschweigen? Schaffte man es damit aus der Welt?
    Eirik beugte sich zu ihr herüber. Seine Hand legte sich auf ihre. „Ich weiß, damit verschwindet der Schmerz nicht. Nichts kann wiedergutmachen, was er und andere dir angetan haben. Und auch ich bin vermutlich nicht unschuldig.“
    Sie nickte stumm.
    „Auch ich habe Fehler gemacht. Und ich habe dich zwar vor der grausamen Welt beschützt, aber nicht vor meiner eigenen Grausamkeit.“
    Sie spürte die Tränen, die über ihr Gesicht rannen. So viele Worte steckten in ihrem Kopf, doch konnte sie weder auf Byzantinisch noch auf Nordisch die rechten Sätze formen. Darum blieb sie stumm, schüttelte nur leicht den Kopf.
    Denn es gab etwas, das sie sich von ihm wünschte. Doch sie wusste nicht, wie sie es ausdrücken sollte. Eines wusste sie in diesem Moment: Sie war ihm dankbar. Er hatte sie gerettet, vor der üblen Nachrede eines Mannes, der zu viel wusste.
    „Und Freya?“, fragte sie stattdessen.
    Eirik warf Hallgrim einen knappen Blick zu. „Freya ist eine andere Geschichte.“
    „Du kannst es ruhig erzählen“, mischte Hallgrim sich ein. „Ich weiß um die Schwächen meiner Frau.“
    Eirik zögerte. Schließlich gestand er: „Sie hat versucht, mich zu erpressen. Sie hat es von Valdimar erfahren und wollte mich mit diesem Wissen dazu bringen, ihr Lager zu teilen.“
    Hallgrim schwieg lange.
    „Es verwundert mich nicht. Sie ist eine leidenschaftliche Frau. Ich weiß, sie schleicht sich tagsüber aus dem Haus und sucht anderswo, was ich ihr nicht mehr bieten kann.“
    „Bei mir wird sie es nicht finden“, sagte Eirik mit fester Stimme.
    Damit schien für die beiden Männer das Thema erledigt zu sein. Ihr Gespräch wandte sich anderen Themen zu.
    Johannas Ohren glühten. Sie lauschte dem weichen Singsang des Nordischen, in das die Männer bald verfielen, hörte bekannte Worte heraus, doch viele, die ihr gänzlich fremd blieben. Ihr Gerstenbrei wurde kalt, ihr Met schal.
    Ist es wirklich vorbei? Niemand wird hinter meinem Rücken flüstern, niemand wird mir scheele Blicke zuwerfen?
    Doch nein, es war nicht vorbei. Denn sie wusste, dass sie Eirik noch etwas gestehen musste. Es war ihr selbst noch nicht klar, doch mehrten sich die Anzeichen.

EPILOG
    Sie saß im Dunkel der Kammer. Ihre Hände umspielten schmale Stoffreste, die beim Zuschneiden des Kleids übrig geblieben waren, das sie sich nähte.
    Alles wird gut. Alles wird gut.
    Eirik kam bestimmt bald; er würde fragen, warum sie im Dunkeln saß und nicht unten in der Halle war, bei den anderen. Warum sie nicht mit Astrid, Gudrid und den anderen Mägden zusammensaß, die Johanna inzwischen so herzlich aufgenommen hatten und ihr nicht nur mit jedem Tag neue Worte ihrer Sprache beibrachten und auf gutmütige Art über Johannas kleine Fehler lachten und sie verbesserten, sondern auch die richtigen Worte fanden, ihren Verdacht zu bestätigen.
    Sie musste es Eirik sagen. Aber das konnte sie nicht im hellen Lärm der Halle tun, und ebenso wenig schien es ihr passend, am Bett eines Todkranken von diesem Thema zu sprechen, während Freya in stummer Verbissenheit ob Eiriks Abweisung um sie war und vorgab, sich weiterhin aufopferungsvoll um Hallgrim zu kümmern. Nachts war Johanna zu müde. Nein, eigentlich war sie inzwischen immer zu müde.
    Sie hörte ihn kommen. Schloss die Augen und wickelte die Stoffstreifen fest um ihre Handgelenke.
    Bitte, bitte. Ich will, dass du dich freust. Bitte.
    Eirik stieß die Tür auf. Einen Moment war er eine dunkle Silhouette im Türrahmen, dann warf er die Tür hinter sich zu, dass das ganze Haus erbebte. „Hier also steckst du. Ich habe dich gesucht.“
    „Ich war müde und wollte mich hinlegen“, log sie.
    Er kam zu ihr und setzte sich neben sie. „Und warum bist du tatsächlich hier oben?“, fragte er sanft.
    Sie lächelte. Diesen Mann konnte sie nicht täuschen.
    „Ich wollte mit dir reden.“
    „Nun, ich bin hier.“
    Sie holte tief Luft. „Wie lange sind wir nun schon hier? In Kiew?“
    „Es mögen inzwischen zwei Monde vergangen sein. Warum? Du möchtest doch nicht im tiefsten Winter fort?“
    Heftig schüttelte sie den Kopf. Ihre Worte überschlugen sich im Kopf und purzelten als wildes Durcheinander über ihre Lippen. „Ich dachte nur, und weil du doch damals … ich dachte, wir lieben uns, und dann … du hast mich nicht mehr angerührt, seit …“
    Nein, so ging das nicht. Sie holte tief Luft. „Ich sehne mich nach dir. Nachts.“
    Er war erstaunt.

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