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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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hielt ihn zurück, ließ ihn verharren, zwang ihn, die Tortur auf sich zu nehmen und unter
den Fenstern sitzen zu bleiben, hinter denen sie sich vergnügte. Irgendwann, dachte er, wird es vorbei sein. Er meinte nicht ihre sexuellen Spiele mit dem schmierigen Typen. Er meinte seine Besessenheit. Eines Morgens würde er aufwachen und feststellen, daß er Maja Ashworth nicht mehr liebte. Daß sie der Vergangenheit angehörte und er seine Freiheit zurückgewonnen hatte. Daß er andere Frauen lieben und das Leben wieder genießen konnte.
    Gegen sechs Uhr hielt er es nicht mehr aus. Schon die ganze Zeit über hatte er Durst gehabt, was kein Wunder war bei dem Wetter. Aber zunehmend kristallisierte sich das Bedürfnis nach einer be stimmten Art des Durstlöschens heraus. Er hatte nicht einfach Durst nach Wasser oder Orangensaft. Er brauchte etwas Härteres. Wie immer. Wie an fast jedem Tag.
    Dicht unterhalb von Majas Haus lag ein Pub, das um sechs Uhr öffnete. Als Alan hineinging, war außer den vier jungen Leuten hinter dem Tresen noch niemand da. Ein großes Plakat kündigte Live-Musik für den Abend an. Alan orderte einen Whisky und setzte sich damit vor den großen, gemauerten Kamin gegenüber der Bar. Eine riesige Kneipe, über zwei Stockwerke gebaut, mit wuchtigen Deckenbalken und vielen hölzernen Tischen und Stühlen. In den späteren Abendstunden, das wußte Alan noch, war es hier brechend voll. Jetzt blieb er fast eine Dreiviertelstunde völlig allein, ehe zwei Männer kamen, Fischer offensichtlich, die sich über eine Bootsfahrt mit Touristen nach Sark unterhielten. Er trank in der Zeit zwei weitere Whisky und ging dreimal auf die Toilette. Er wollte sich einen vierten Whisky bestellen, aber er dachte daran, daß er noch Autofahren mußte und daß seine Mutter wieder lamentieren würde, wenn er nach Alkohol roch. Die ganze Zeit über hatte er zur Tür gestarrt, hatte halb und halb erwartet, Maja mit dem Typen hereinkommen zu sehen. Er wußte, daß sie die Kneipe manchmal aufsuchte. Aber heute zog sie es offensichtlich vor, im Bett zu bleiben, oder sie war mit dem Mann woanders hingegangen. Er erhob sich schwerfällig, ging zur Bar und zahlte. Dann trat er hinaus auf die Straße.
    Der Herbst machte sich bemerkbar. Die Sonne war hinter den Häusern verschwunden, und die Schatten waren schon kühl. Wer jetzt draußen blieb, mußte einen warmen Pullover anziehen.

    Bald, dachte er, sind die Tage sehr grau. Besonders in London. Die Abende sind lang und dunkel und einsam. Man braucht eine Menge Whisky, um sie zu überstehen.
    Hinter Majas Fenstern brannte kein Licht, aber das mußte nicht bedeuten, daß sie fortgegangen war. Vielleicht waren sie eingeschlafen. Der Whisky machte den Gedanken ein wenig leichter.
    Ist alles nicht meine Sache, dachte er, geht mich nichts an.
    Er sah die Frau, als er gerade sein Auto aufschließen wollte. Sie stand auf der anderen Seite des Wagens auf dem Bürgersteig. Im ersten Moment meinte er, daß sie zwischen Auto und Hauswand nicht hindurchkonnte, denn er hatte so verwegen geparkt, daß er tatsächlich fast den ganzen Gehweg blockierte. Doch dann fiel ihm auf, daß sie sich mit beiden Händen am Wagendach festhielt. Sie war aschfahl im Gesicht, grau bis in die Lippen. Ihre Haut glänzte unnatürlich feucht.
    »Ist Ihnen nicht gut?« Er konnte schlecht losfahren, solange sie sich am Dach seines Autos festkrallte. »Brauchen Sie Hilfe?«
    Sie hatte ihn offensichtlich zuvor nicht bemerkt, denn sie zuckte zusammen und starrte ihn überrascht an. In ihren Augen las er eine Verzweiflung, die ihn verblüffte. Er hatte das Gefühl, mit einem Schlag nüchtern zu werden.
    »Vielleicht sind Sie den Berg zu schnell hinaufgelaufen«, mutmaßte er, »bei der Hitze kann das böse Folgen haben. Wenn Sie sich einen Moment setzen wollen...? Warten Sie, ich schließe das Auto auf.«
    Der Wagen hatte keine Zentralverriegelung. Er kam auf ihre Seite, schloß die Beifahrertür auf. »Hier. Setzen Sie sich. Sie sehen aus, als fielen Sie gleich in Ohnmacht.«
    Sie bewegte fast tonlos ihre grauen Lippen. Er versuchte zu verstehen, was sie sagen wollte.
    »Sie müssen lauter sprechen. Was ist los?«
    Sie sank auf den Sitz. In einer unendlich müden Bewegung lehnte sie den Kopf zurück, schloß die Augen. Er trat an den Kofferraum, kramte in seiner Tasche, fand ein Stück Traubenzucker und kehrte damit zu der Frau zurück. Er wickelte den Zucker für sie aus dem Zellophan. »Essen Sie das. Es wird Ihnen

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