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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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konkrete Vorstellung davon, wie Genuß aussehen sollte. Sie betrachtete Männer unter simplen Gesichtspunkten : Konnten sie ihr sexuelle Befriedigung im höchsten Maß beschaffen? Hatten sie Geld und waren bereit, es großzügig für sie auszugeben? Stellten sie möglichst keinerlei Besitzansprüche, gaben sich zufrieden mit dem, was sie bekamen, und fingen nicht an, eifersüchtig herumzutoben, wenn sie feststellten, daß sie sich Majas Bett mit einem Dutzend weiterer Liebhaber teilten? Denn Maja konnte sich nicht mit einem einzigen Mann zufriedengeben.

    »Das wäre, als würde ich nur ein Buch lesen«, hatte sie einmal erklärt, als er ihr Vorhaltungen wegen ihres Lebenswandels gemacht hatte. »Oder als würde ich nur ein Land auf der Welt kennen. Immer Spaghetti essen und nichts anderes. Immer den gleichen Wein trinken. Meine Vorstellung von den Dingen wäre total beschränkt! «
    »Das kannst du doch nicht vergleichen! Du kannst Essen, Trinken, Reisen und Lesen nicht mit Männern über einen Kamm scheren. Du kannst Männer nicht ausprobieren wie Weinsorten oder verschiedene Reiseveranstalter! «
    Sie hatte gelacht. »Und warum nicht? Nenne mir einen einzigen Grund, warum es da einen Unterschied geben sollte! Warum soll ich nicht schauen, was sich mir alles bietet, bevor ich mich entscheide? «
    »Kein Mensch hat gesagt, du sollst am ersten besten Mann in deinem Leben hängenbleiben.«
    Sie hatte erneut gelacht. »Weil das nicht du warst. Sonst würdest du auch das von mir verlangen!«
    »Maja, was du tust, geht über Ausprobieren und Anschauen wirklich weit hinaus. Du konsumierst doch wahllos. Du bist überhaupt nicht lange und intensiv genug mit einem Mann zusammen, um irgend etwas über ihn sagen zu können. Es ist wie ein Sport für dich. Du willst dich zudem überhaupt nicht entscheiden. Nach meiner Ansicht hast du vor, es dein ganzes Leben lang auf diese Weise zu treiben.«
    Sie hatte die Arme um ihn geschlungen und gelächelt. Sie war bildschön, und sie konnte sehr charmant sein. »Oh, Alan! Du klingst wie eine Gouvernante! Und du blickst so ernst und so streng drein. Schau mal, auf meine Art bin ich doch durchaus treu! Mit dir bin ich jetzt schon seit fast vier Jahren zusammen. Egal, was ich tue, ich verlasse dich nie wirklich!«
    Er hatte sich aus ihren Armen gelöst. Es war zu lächerlich, zu demütigend, was sie da sagte. »Wir sind nicht seit fast vier Jahren zusammen! Seit vier Jahren reihst du mich nur hin und wieder in die Sammlung deiner Liebhaber ein. Du findest es ganz nett, ab und zu mit mir zusammen zu sein. Aber du bist nicht bereit, eine Beziehung mit mir aufzubauen.«

    »Wir haben doch eine Beziehung!«
    »Entschuldige, aber möglicherweise definiert jeder von uns den Begriff ein wenig anders. Für mich heißt Beziehung, sich wirklich aufeinander einzulassen. Verstehst du? Und dies wiederum schließt Dritte aus. Ich gehe ja auch nicht noch mit anderen Frauen ins Bett, wenn ich mit dir zusammen bin.«
    »Könntest du aber.«
    »Wenn du das ernsthaft sagst, liebst du nicht!«
    »Ach!« Sie hatte sich abgewandt, gereizt und gelangweilt. »Liebe? Ich bin einundzwanzig, Alan! Was willst du von mir? Ein Versprechen für die Ewigkeit? Ein Treuegelöbnis? Die Erklärung: du und kein anderer? Das mag in deinem Alter so üblich sein, aber ich fühle mich einfach zu jung!«
    Natürlich hatte sie damit den Nagel auf den Kopf getroffen. An dieser Stelle lag das Problem. Er dachte es wieder, als er nun hier an diesem heißen Nachmittag im September vor ihrem Haus parkte und langsam verging zwischen Blech und Ledersitzen. Der Altersunterschied war zu groß. Er war jetzt zweiundvierzig Jahre alt. Maja würde in Kürze ihren zweiundzwanzigsten Geburtstag feiern. Er war einfach zwanzig Jahre älter. Er fühlte sich keineswegs alt, aber im Vergleich zu ihr war er es. Er hatte andere Vorstellungen, weil er sich in einer anderen Lebensphase befand als sie. Obwohl er sich nicht erinnern konnte, mit Anfang Zwanzig einen derart exzessiven Lebenswandel geführt zu haben wie sie. Er kannte überhaupt niemanden, der das tat oder je getan hatte.
    Vergiß sie, dachte er müde, laß verdammt noch mal die Finger von ihr!
    Er hatte vorgehabt, sie während dieses Aufenthalts auf Guernsey nicht zu besuchen. Nach ihrem letzten Treffen im Sommer, irgendwann Anfang Juni war es gewesen, hatte er ihr gesagt, ihrer beider Beziehung sei von seiner Seite aus beendet. Sie hatte mit den Schultern gezuckt. »Wir haben einander ja

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