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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Aussicht, ein Zimmer für die Nacht zu haben, gab ihr ein wenig Kraft zurück.
    »Mein Gott«, sagte sie, »was für ein Tag!«
    »Wahrscheinlich war alles ein wenig zuviel für Sie«, meinte Alan, »und da hat dann Ihr Kreislauf schlappgemacht. Morgen geht es Ihnen sicher wieder viel besser.«
    Ihre Augen begannen schon wieder zu zucken. Es machte ihn rasend zu sehen, daß sie ihren Whisky kaum mit den Lippen berührte. Er hatte sein Glas schon fast wieder leer. Am liebsten hätte er nach ihrem gegriffen und davon getrunken.
    »Morgen«, sagte sie, »muß ich zur Bank.«
    »Das wird kein Problem sein. Von Le Variouf aus können Sie mit dem Bus fahren. Aber wahrscheinlich kann Sie auch jemand mitnehmen. Ganz sicher fährt meine Mutter morgen nach St. Peter Port, und ich wahrscheinlich auch. Also machen Sie sich keine Gedanken. «
    Sie seufzte tief, drehte ihr Glas hin und her.
    Wovor, fragte er sich, hat sie so schreckliche Angst? Sie sieht aus wie ein Kaninchen, das vor einem Gewehrlauf sitzt.
    »Ich werde bis Montag auf Guernsey bleiben«, erzählte er. Im Grunde hatte er kein Interesse, der Fremden irgend etwas über sein Leben mitzuteilen, aber er wollte eine Unterhaltung in Gang bringen - in erster Linie deshalb, um sich von den quälenden Gedanken an das nächste Glas Whisky abzulenken.
    »Ich lebe in London. Aber ich bin auf der Insel aufgewachsen. Die Familie meiner Mutter lebt seit Generationen hier.«
    »Was machen Sie in London?« erkundigte sie sich höflich. »Ich meine, beruflich?

    »Ich bin Rechtsanwalt.«
    »Ein interessanter Beruf.«
    »Ich mag ihn. Ich wollte Anwalt werden, solange ich denken kann.« Er überlegte kurz. »Und London gefällt mir auch sehr gut. Ich möchte in keiner anderen Stadt leben. Sind Sie je in London gewesen?«
    »Nein. Ich bin als Kind manchmal gereist, aber in London war ich nie. «
    »Und heute reisen Sie überhaupt nicht mehr?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Seit fast zehn Jahren nicht.«
    »Und warum?«
    Er merkte, daß er sie mit der Frage in Verlegenheit brachte. »Wenn ich zu indiskret bin... «
    »Nein, nein.« Sie überlegte. »Ich weiß nur nicht genau, wie ich Ihnen antworten soll. Es ist eine lange Geschichte. «
    Er hatte eigentlich keine Lust auf ihre Lebensbeichte, zumal er den Verdacht hatte, daß sie höchst langweilig war. Aber er wollte nicht nach Hause. Er wußte, daß er inzwischen zumindest angetrunken war, und er konnte das Lamento seiner Mutter einfach nicht ertragen. Er wollte auch nicht ins Bett. Wahrscheinlich würde er dann anfangen, über Maja nachzudenken und schließlich über sich, und irgendwann würde das wieder in einer quälenden Selbstanalyse enden.
    »Erzählen Sie mir doch Ihre Geschichte«, ermunterte er sie, »nachdem Sie nun schon beinahe bewußtlos neben meinem Auto zusammengebrochen sind ... «
    Sie lächelte, aber es war ein gequältes Lächeln. »Wo soll ich anfangen ? Ich...« Dann unterbrach sie sich plötzlich, und ihr Gesicht trug auf einmal einen sachlichen Ausdruck, den Alan als sehr anziehend empfand und der ihr, wie er dachte, viel besser stand als die Leidensmiene, die sie zuvor getragen hatte. »Ach, eigentlich läßt es sich auch in ein paar wenigen Worten sagen. Ich war Lehrerin. Ich bin in meinem Beruf gescheitert. Irgendwie komme ich seitdem seelisch nicht mehr richtig auf die Beine. Und seit einigen Jahren lebe ich mit starken Beruhigungsmitteln. Ich kann ohne die Tabletten praktisch gar nicht auf die Straße gehen.«
    »Oh...«, sagte Alan überrascht. Er hätte diese langweilige Person
nicht für eine Medikamentenabhängige gehalten. Aber, fragte er sich sofort, was denkst du, wie Medikamentenabhängige aussehen ? Irgendwie dramatisch? Es waren wohl völlig normal wirkende Menschen, denen so etwas passiert.
    »Dann war das heute...«, deutete er eine Vermutung an.
    Franca nickte. »Es war nicht die Hitze. Nicht der Kreislauf. Ich habe meine Tabletten vergessen. Daheim in Deutschland. Eine einzige hatte ich noch. Mit der habe ich den Flug geschafft. Aber dann ließ die Wirkung nach - in der Warteschlange von The Terrace . Na ja«, sie zuckte mit den Schultern, »und den Rest kennen Sie.«
    »Ja. Den Rest kenne ich.« Er stand auf. »Entschuldigen Sie, ich hole mir nur noch einen Whisky.« Es fiel ihm ein wenig schwer, den Kurs auf die Bar zu halten. Ihm war schwindlig, und er hoffte nur, daß er den Heimweg mit dem Auto schaffen würde. Ich dürfte eigentlich nicht mehr..., dachte er, aber zugleich wußte er, daß

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