Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
Gegenwart einmal ausgemalt hatte.
Wladimir hatte den Spionagering aufgebaut, der 2010 in den USA aufgeflogen war und zu dem Anna Chapman und neun weitere Spione gehörten. Die Russen hatten sie gegen vier ihrer eigenen Leute eingetauscht, die Maulwürfe der Amerikaner gewesen waren. Glücklich über den Handel war weder die eine noch die andere Seite gewesen, aber die SWR konnte es nicht zulassen, dass ihre Agenten noch mehr verrieten. Es musste ein Sündenbock für das Debakel gefunden werden, und es hatte auf der Hand gelegen, diese Rolle Leutnant Alexander Potejew zuzuschieben, jenem Agenten der SWR , der den Amerikanern die wahre Identität der Spione für dreißigtausend Dollar verraten hatte. Intern lag der Fehler jedoch bei Wladimir Koltschew, dem Mann, der die Operation geplant hatte. Man war sich nicht im Klaren darüber, ob es Inkompetenz war oder ob er mit den Amerikanern unter einer Decke steckte. In beiden Fällen musste man eine dauerhafte Lösung für ihn finden.
»Potejew«, kam es schließlich von Wladimir, »wurde bereits in Abwesenheit wegen Verrats verurteilt. Er ist in Russland eine Unperson. Wenn die CIA ihn nicht schützte, wäre er schon längst tot.«
»Warum hast du dich nicht in Schutzhaft begeben?«
Er bewegte die Kinnlade, als würde er kauen, dann sagte er leise: »Weil ich kein Verräter bin. Ich habe mein Land nicht verkauft. Ich hasse Amerika für alles, was es Russland angetan hat. Ich bin Patriot.«
»Dann beweise es. Komm zurück und sage die Wahrheit.«
»An der Wahrheit ist niemand interessiert. Sie wollen einen Schauprozess, um das Gesicht zu wahren. Meine Aussage wird nichts bringen.«
»Was willst du dann tun?«
»Ich kann auf etwas in den USA zurückgreifen, worüber ich bisher kein Wort verloren habe, weil ich ahnte, dass Potejew heimtückisch ist. Jetzt nutze ich die Gunst der Stunde und handele auf eigene Faust. Ich werde meine Treue zu Russland und zur SWR unter Beweis stellen. Und danach wird man meine Leute und mich als Helden in unserem Vaterland willkommen heißen.«
»Was kannst du denn tun, was wir nicht könnten?«
»Etwas, wozu man den ganz festen Willen haben muss. Alles, was ich tue, kann zur nichtautorisierten Operation erklärt werden, da ich eine Unperson bin. Ich habe mich nicht darum gerissen, es zu werden, aber wenn ich es nun schon einmal bin, mache ich das Beste daraus und tue etwas, das Russland nie tun könnte, ohne mit Vergeltung rechnen zu müssen. Wenn die Ergebnisse erst einmal auf dem Tisch liegen, wird man alles tun, um mich zu belohnen.«
»Ich verstehe dich nicht.«
Ihr Blick verweilte auf der Tasche mit dem Gegenstand, um den er sie gebeten hatte.
»Wie kann Ikarus diese Operation möglich machen?«
Er neigte den Kopf zur Seite, als würde er mit einem Entschluss ringen.
»Bist du dir ganz sicher, dass du mitmachen willst?«
Es war so weit. Jetzt musste sie ihn aushorchen.
»Planst du einen Angriff?«
Lächelnd erwiderte er: »Ich plane einen Schlag, der den Lauf der Geschichte und Russlands Stellung in der Welt verändern wird. Ich ha…«
Sein Telefon summte. Er stand auf und hob die Tasche auf. Das war das Ende. Sobald er das Café verließe, würden die Agenten ihn sich greifen.
Doch anstatt zu gehen, stellte er die Tasche auf seinen Stuhl und hielt kurz einen Finger hoch.
»Entschuldige bitte, ich beantworte nur rasch den Anruf. Dann erzähle ich dir von meinen Plänen.«
Er trat hinter eine Säule an der Seite, außer Hörweite.
»Kannst du etwas hören?«, fragte sie, ohne die Lippen zu bewegen.
»Nichts«, erwiderte ein Agent.
»Behalte ihn im Auge«, sagte ein anderer.
»Ohne die Tasche geht er nicht«, entgegnete sie. »Er braucht sie aus irgendeinem Grund, und gleich verrät er mir, wozu.«
Sie spürte einen Luftzug. Ein Radfahrer schnappte sich die Tasche geschickt von dem Stuhl, auf dem Wladimir gesessen hatte. Er warf sie sich über die Schulter und fuhr wild in die Pedale tretend davon. Die Fußgänger sprangen schreiend beiseite. Der Dieb, der mit Shorts und einem T-Shirt bekleidet war, musste die Tasche für das Gepäck Nadjas gehalten haben, das sie sorglos auf den ihr gegenüberstehenden Stuhl abgestellt hatte. Er würde eine böse Überraschung erleben, wenn er sah, dass sie weder Geld noch Schmuck noch Elektronik enthielt. Bevor sie um Hilfe rufen konnte, hörte sie in ihrem Ohr:
»Aufhalten!«
»Er ist zu schnell!«
»Weg abschneiden!«
Der Agent im Café versuchte, über das Geländer zu
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