Die Roswell Verschwörung: Thriller (German Edition)
gezackten Bergkette Remarkables, die den Wakatipu-See überragt. Im Schnee waren frische Reifenspuren zu erkennen.
»Vielleicht ist sie weggefahren«, sagte Grant hoffnungsvoll. »Ich bin nämlich am Verhungern.«
Tyler sah auf die Uhr. Noch zwanzig Minuten bis zu ihrer Verabredung.
»Weggefahren? Könnte sein, vielleicht hat sie deshalb nicht auf meine SMS geantwortet.«
Sie folgten den Spuren, bis sie ein stattliches weißes Holzhaus mit einer seitlich angebauten Garage erreicht hatten. Dahinter lag eine große rote Scheune. Abgesehen von einigen immergrünen Bäumen, unter denen das Haus stand, war die Umgebung kahl. Die Spuren im Schnee teilten sich. Das eine Paar führte zur Garage, das andere zu einem Toyota, der auf dem freien Gelände vor dem Haus stand. Grant parkte daneben. Tyler stieg aus und legte die Hand auf die Motorhaube des Toyotas. Ganz wie er erwartet hatte, war sie noch warm. Kein Rancher würde etwas anderes als einen Kombi fahren. Zwei Paar Fußabdrücke führten zur Tür. Fay musste Besuch haben. Arbeiter waren keine in Sicht, vermutlich waren sie irgendwo etwas weiter entfernt auf der großen Farm beschäftigt.
»Nicht übel«, sagte Grant.
»Der Laden scheint zu laufen. Sollen wir hineingehen und Hallo sagen?«
Grant nickte. Sie waren drei Meter von der Tür entfernt, als im Haus zwei Flintenschüsse fielen. Alte Soldaten, die sie waren, ließen sie sich in Sekundenschnelle in den Schnee fallen. Grant formte die Worte »Was zum Teufel?« mit den Lippen. Tyler wollte gerade vorschlagen, sich schnellstens in ihren Audi zurückzuziehen, als er eine Frau etwas rufen hörte. Ein drittes Mal knallte eine Schrotflinte, diesmal rechts neben dem Haus. Ein Mann kam um die Ecke geschlittert.
Bevor Tyler rufen konnte: »Nicht schießen!«, ballerte der Fremde los. Um sie herum spritzte der Schnee auf. Das reichte ihnen als Aufforderung, Deckung zu suchen. Grant stürzte auf das Haus zu und stieß wie ein angreifendes Rhinozeros die Tür auf. Tyler blieb ihm dicht auf den Fersen und knallte sie zu, sobald er die Schwelle überschritten hatte. In der Diele war es zappenduster, bis Tyler merkte, dass er noch seine Sonnenbrille trug. Als er sie abgenommen hatte, sah er die Scherben einer zerschossenen Lampe auf dem Fußboden. Die Wand war mit Schrotlöchern übersät.
Von rechts hörte er das unverwechselbare Geräusch einer Flinte, die geladen wurde, und dann erblickte er eine Frau, die Fay Turia sein musste, aber keinen Tag älter als sechzig wirkte. Ihr weißes Haar, das bis knapp unter die Ohren reichte, die schlanke, sportliche Figur und die leuchtend grünen Augen ließen noch die überwältigende Schönheit ahnen, die sie vor fünfzig Jahren gewesen sein musste. Sie hielt die Schrotflinte, als wüsste sie bestens, wie man damit umgeht.
»Wer sind Sie?«, knurrte sie.
Dicht vor seiner Nase schien Tyler die Öffnung des Flintenlaufs so groß wie ein Kanaleinstieg. Rauchwölkchen quollen daraus hervor. Er hob die Hände.
»Ich bin Tyler Locke. Sie müssen Fay Turia sein. Ich glaube, Sie haben eine Verabredung mit mir und meinem Freund Grant Westfield.«
Langsam schien ihr aufzugehen, wen sie vor sich hatte. Ihr grimmiger Blick wich einem breiten Lächeln.
»Willkommen unter meinem Dach, Dr. Locke«, sagte sie fröhlich, als wäre sie im Begriff gewesen, ihm Tee und Gebäck anzubieten. »Würden es Ihnen etwas ausmachen, die Polizei zu rufen?«
2. Kapitel
Nadja Bedowa starrte auf ihr Glas Wasser und wünschte sich, dass Wladimir Koltschew nicht aufkreuzen würde. Von ihrem Platz aus hatte sie einen großartigen Blick auf die Brücke des Hafens von Sydney und konnte die Touristengruppen beobachten, die sie hinaufkletterten. Ein Kreuzfahrtschiff, das auf der anderen Seite des Circular Quay angelegt hatte, bildete den Hintergrund zu Fähren, Katamaranen und Jetbooten, die an den hellen Flügeln des berühmten Opernhauses vorbeifuhren.
Die Geheimagentin wirkte äußerlich ruhig, aber sie war innerlich sehr aufgewühlt. Vier Kollegen des russischen Auslandsgeheimdienstes waren ganz in ihrer Nähe an Schlüsselpositionen platziert. Zwei an dem belebten Fußweg zwischen dem Wasser und der Terrasse des Straßencafés, auf der sie saß, ein dritter an einem weiteren Tisch auf der Terrasse und ein vierter in einem nahe gelegenen Restaurant. Neben den vielen Touristen kamen auch gelegentlich Fahrrad- und Skateboardfahrer vorbei. Keiner entging der Aufmerksamkeit der Agenten, die Wladimir Koltschew
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