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Die rote Farbe des Schnees

Die rote Farbe des Schnees

Titel: Die rote Farbe des Schnees Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Holmy
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welcher sie zu sich zurückfand,
mit dem heutigen Tage ihrer Entdeckung beendet.
    Blanche blickt plötzlich
wachsam auf einen Punkt hinter Joans Rücken.
    Gleichzeitig spürt Joan eine
Hand auf ihrer Schulter.
    „Es ist Zeit, Joan“, erklingt
Gwens warmherzige Stimme und sie wendet sich zu ihr um.
    Gwen lächelt. „Nicht, dass ich
deiner angenehmen Gesellschaft überdrüssig wäre. ... Doch dein Platz ist nicht
hier.“ Sie kommt um sie herum, indes sie Blanche grüßend zunickt. Dann setzt
sie sich neben Joan. „Geh zu ihm. Fürchte dich nicht davor. Alles wird gut
werden.“
    Joan tastet sich nervös über
die Stirn. „Ich wünschte, deine Zuversicht zu haben.“
    Gwen schüttelt den Kopf. „In
deinem Innersten weißt du es selbst.“ Sie hebt einen warnenden Finger.
„Erinnere dich. Deine Gedanken und Erwartungen haben Einfluss auf das
tatsächliche Geschehen. Das Befürchtete könnte in der Tat eintreten, wenn du
diese Furcht davor nicht überwindest. Öffne stattdessen dein Herz. Denn was aus
deinem Innersten heraus geschieht, ist das, was dich glücklich machen wird.“
Sie legt ihr vertraulich eine Hand auf die ihre. „Es sind diese Ängste und
Zweifel, welche alles zerstören. Wenn du dir diese eingestehst, sie in Zukunft
bekämpfst, sie laut äußerst, wird sich womöglich alles so fügen, wie du es dir
wünschst. Denn für dein Leben bist nur du verantwortlich.“
    „Nicht Gott?“
    Gwen lacht. „Er ist in dir.“
Sie wird etwas ernsthafter und setzt einen eindringlichen Blick auf. „Kein
Fluch oder gar die Sterne haben die Gewalt über dein Schicksal, wie das
einfältige Volk glaubt. Du selbst musst es aus dir heraus verwirklichen. Das
Göttliche steckt in jedem Menschen. Und jeder Mensch schöpft sein Leben, seine
eigene Wirklichkeit, selbst.“
    Joan atmet durch. Es kostet sie
eine immense Überwindung, sich auch nur vorzustellen, zu gehen. „Du wolltest
mir noch so Vieles zeigen, die Farben erklären“, klammert sie.
    „Nun, ich komme dich einfach
besuchen. ... Hier gibt es ohnehin zu wenig Krankheit, um es dir vor Augen zu
führen“, lacht Gwen. „Dazu leben wir hier zu sehr in unserer Mitte.“ Dann wird
sie ernster. „Finde deinen inneren Gleichklang wieder, der vor langer Zeit
verstimmt wurde und dich ins Ungleichgewicht stürzte. ... Du bist näher am
Ziel, als du glaubst. Die Kraft dazu kommt aus deinem Inneren, wo das Licht
deiner Seele zu Hause ist, wo Friede, Liebe und Glückseligkeit herrschen.
Stimme deine Seele wieder mit dem harmonischen Urklang, der dir durch mich für
so kurzen Augenblick zuteil ward. Bringe sie wieder ins Gleichgewicht mit
Körper und Geist und freue dich wie früher wieder deines Seins. ... Beginne mit
einer Versöhnung.“ Auf Joans hilflose Miene hin lächelt sie aufmunternd. „Rufe
mich, wenn du mich brauchst.“
    Joan atmet durch und nickt. Der
Gedanke ist tröstlich, sie jederzeit mit ihrem Geist erreichen zu können. Gwen
hatte sie darin unterrichtet. Wie sie ihr so vieles gezeigt und über sich klar
gemacht hat. Joan ist ihr unendlich dankbar. Sie sammelt sich, um es
auszusprechen. „Also gut“, entscheidet sie, wobei sie Blanches hoffnungsvolles
Gesicht betrachtet. „Morgen kehre ich heim.“

Der Ring der
Liebe
    Ulman
lächelt ihr nickend zu. Dann wendet er sich von ihr ab und geht in das helle
Licht hinein, das daraufhin alles herrlich überstrahlt und ihn einfach
verschluckt.
    Joan fährt entsetzt hoch. Die
Sonne scheint ihr blendend ins Gesicht, woraufhin sie diese mit einer Hand
abschirmt. Sie muss eingeschlafen sein. Als sie an den Traum zurückdenkt, wird
ihr eigentümlich schwer ums Herz. Sie kann sich des Gefühls nicht erwehren,
dass es ein endgültiger Abschied war, sich Ulman nie wieder in ihren Träumen
zeigen wird. Versonnen tastet sie vorsichtig in ihrer Gürteltasche umher, um dieser
den Strohhalm aus dem Wirtshaus zu entnehmen. Als sie die Hand wieder
hervorzieht, hält sie neben diesem auch die Hälfte des Neunpencestückes darin.
Ein schmerzhaftes Ziehen in ihrem Unterleib reißt sie aus ihren trübsinnigen
Gedanken. Es ist seit dem Morgen stärker geworden. Doch kann es unmöglich schon
an der Zeit sein! Sie wartet ab, bis es wieder vergangen ist und erhebt sich
schwerfällig. Wie froh sie ist, Robert nicht tragen zu müssen. Blanche hatte
ihn gestern schon mit zurück nach Thornsby Castle genommen. Er hatte sich
schreiend gewehrt, wollte bei Joan bleiben. Nun kann sie es kaum erwarten, ihn
tröstend in die Arme zu

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