Die rote Halle
hatte, nicht benutzen. Sie mochte den
Kommissar, mochte sein solides Auftreten und sein weiches Herz. Nur hatte sie
selten wirklich Grund, sich zu freuen, wenn sie ihn sah. Sie wollte das alles
einfach hinter sich lassen, nicht mehr daran erinnert werden.
»Janina, Dave«, sagte er und schüttelte ihnen beiden die Hand. »Ich
wollte Ihnen nur gratulieren und sagen, dass es absolut groÃartig war.«
Seltsamerweise wirkte Schulz nervös, und er lächelte unsicher, als er fortfuhr.
»Eigentlich bin ich überhaupt gar kein Theaterfan. Normalerweise langweile ich
mich fürchterlich. Ich bin nur wegen Ihnen beiden gekommen. Aber das hier ging
unter die Haut. Ich werde es mir mindestens noch drei Mal angucken müssen, um
darüber hinwegzukommen. Es ist so ungerecht! Dem Mädchen das Einzige wegzunehmen,
was es je selbst geschaffen hat. Für mich zeigt das ganz unmittelbar, worauf es
im Leben wirklich ankommt. Es ist todtraurig, es ist lustig, es macht Hoffnung.
Ich â¦Â« Plötzlich hielt Schulz inne, seine Stimme war brüchig geworden, und
Janina begriff, dass er gerührt war. »Entschuldigung, ich wollte mich nicht als
Theaterkritiker aufspielen.«
»Danke«, sagte Janina und folgte einem Impuls, den sie im letzten
Jahr oft empfunden hatte, wenn sie Helge Schulz gesehen hatte: Sie nahm seine
Hand, eine Hand, die ihr schon gefallen hatte, als sie das erste Mal in seinem
Büro gesessen hatten. Hände waren wichtig. Sie waren das Wichtigste an einem
Mann.
»Nein, ich danke Ihnen «, sagte Schulz und
vollzog damit unbewusst das Ritual, das ihn für Janina zu einem Teil ihrer
Familie machte. Seine Augen waren grün und freundlich.
»Es geht in unserem Stück um Verlust und um die Stärke, die man
darin finden kann«, sagte Dave. »Es geht darum, wie man trotz allem ein Mensch
ist. Wenn das bei Ihnen so angekommen ist, dann heiÃt das, dass wir gute Arbeit
gemacht haben.«
Schulz nickte, und dann standen sie zu dritt ein wenig steif herum
und wussten nicht mehr, was sie sagen sollten. Aber Janina wusste plötzlich
sehr genau, was sie wollte. Sie musste es nur noch tun. Am besten jetzt, bevor
der Mut sie wieder verlieÃ. Jetzt war der richtige Moment.
»Gehen Sie mit mir ein bisschen an die Luft?«, fragte sie Schulz.
»Ich kann den Beton und die rote Farbe und den Tänzerschweià hier oben langsam
nicht mehr riechen.«
»Gerne«, sagte er, und ein Strahlen erschien auf seinem Gesicht.
Er drückte Dave seinen Häppchenteller in die Hand und folgte Janina
aus der roten Halle hinaus ins Freie.
»Darf ich?«, fragte Helge, als er vorsichtig einen Arm um sie legte.
Janina lächelte. Seine groÃe Hand passte genau auf ihre Schulter,
lag dort ruhig und fest, und Janina hatte das sichere Gefühl, dass ihre
einsamen Jahre vorbei waren.
DANKE
Ich danke meinem Agenten Holger Kuntze für einen erstaunlichen
Nachmittag mit seinen Playmobilfiguren und meiner Lektorin Christine Neumann
für das Teeei.
Für ihre Kollegialität und wertvollen Anregungen danke ich Charlotte
Lyne, Andrea Schacht, Lea Korte, Dr. Melanie Metzenthin, Christa S. Lotz,
Manuela Tengler und Adriana Stern.
Markolf Hoffmann danke ich für eine inspirierend bowieeske Passage
aus seiner Erzählung »Triptychon« (S. 179).
Musik ist beim Schreiben vielleicht die wichtigste Inspirationsquelle
für mich. Ohne David Bowies »Let´s dance« (S. 185), Kate Bushs »Red Shoes« (S. 41) und Michael Jacksons Reflexionen über Tanz (S. 130/S. 286f.) sowie sein
tödlich ernstes »Morphine« (S. 143f.) würde dieses Buch ganz anders klingen.
Bemerkung: Die Architektur des Flughafens Tempelhof ist in diesem
Roman überwiegend korrekt dargestellt, ich habe mir jedoch bei der Aufteilung,
Funktion und Ausgestaltung mancher Räume Freiheiten genommen. Die Figuren sind
frei erfunden, Ãhnlichkeiten mit real existierenden Personen wären rein
zufällig.
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