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Die Rückkehr der Jungfrau Maria

Die Rückkehr der Jungfrau Maria

Titel: Die Rückkehr der Jungfrau Maria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarni Bjarnason
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weitere ketzerische Sekte aus dem Boden sprießt, sogar an der berühmten Universität, die ich selbst einmal besucht habe, müssen wir dieses unglückliche Mädchen finden, das versucht hat, vom Namen der Heiligen Mutter Gottes zu profitieren. Hoffentlich ist sie intelligent genug, sich der Polizei zu stellen, die inzwischen nach ihr fahndet. Anderenfalls werden Informationen über ihren Aufenthaltsort unter der Telefonnummer 999-333 entgegengenommen. Eine hohe Belohnung wurde ausgesetzt.‹
    An den obigen Aussagen lässt sich eindeutig ablesen, welche Art von Maria der Bischof und seine Anhänger suchen. Dr. Peter hingegen, der an der Universität lehrt und die Dissertation des vermissten Mädchens betreute, sucht eine andere Maria. Man kennt sie aus einem vielgelesenen Buch namens Bibel , das auch Heilige Schrift genannt wird. Diese Maria ist vor allem dafür bekannt, die einzige Frau zu sein, die ihre Jungfräulichkeit durch göttliches Zutun verloren hat. Oder auch nicht verloren hat. Dr. Peter äußert sich folgendermaßen dazu:
    ›Ich kannte Johannes von Blomsterfeld, der Die Rückkehr der Jungfrau Maria geschrieben hat, gut, und meines Wissens hat er nie Gerüchte in die Welt gesetzt. Er hat die Regeln der Universität zwar recht weit ausgelegt, aber immer in guter Absicht, denn er glaubte, dass große Ereignisse bevorstünden. An der Christus-Universität sind merkwürdige Dinge vorgefallen. Sämtliche Unterlagen über die beste Studentin der Universität verschwanden auf unerklärliche Weise. Wir dürfen nicht vergessen, dass Maria selbst die Frage, ob es sich um ein Wunder handeln könne, nie bestritten hat. Sie hat es noch nicht einmal bestritten, als man sie fragte, ob sie die Reinkarnation der Jungfrau Maria sei. Alle, die bei ihrem Rigorosum anwesend waren, unabhängig davon, ob sie an ihre Ehrenhaftigkeit glauben oder nicht, geben zu, dass ihr Talent weit über das Normale hinausgeht, auch wenn sie selbst vielleicht nicht unmittelbar Licht ausstrahlt. Die Tatsache, dass alle weltlichen Beweise ihrer Existenz auf so wundersame Weise verschwinden, ist eine Prüfung unseres Glaubens an den Menschen als spirituelles Wesen, unabhängig von den Umständen.‹
    ›Halten Sie das Mädchen für die Reinkarnation der Jungfrau Maria?‹
    ›Meines Wissens war sie nie mit einem Mann intim, und ich kann nur das wiederholen, was ich und andere, die Professor von Blomsterfelds Buch damals gelesen haben, sagen: Ich glaube an Maria.‹
    Die eine Fraktion sucht die junge Frau also, weil sie eine religiöse Sekte anführen soll, die sich bereits gegründet hat, die andere, größere Fraktion sucht die größte Stipendienbetrügerin, die es je gab, um sie anzuklagen und zu beweisen, dass sie nicht die Reinkarnation der Jungfrau Maria ist. Welche Fraktion mag wohl recht haben?«
    Ich legte die Zeitung beiseite und sah Maria an. Obwohl ihre Augen auf mir ruhten, schien sich ihr Blick nach innen auf ihre eigene Gedankenwelt zu richten. Ich wusste nicht, wie ich auf den Artikel reagieren sollte, tausend Fragen gingen mir durch den Kopf, aber es war nicht der richtige Moment, um sie in Ruhe zu stellen. Da der Artikel in der meistgelesenen Zeitung des Landes stand, musste man ihn jedenfalls ernst nehmen. Maria wurde gesucht, und es musste etwas geschehen.
    »Ich glaube, wir sollten keine weiteren Vorstellungen abhalten.«
    » Michaels und Marias Zirkus «, sagte Maria mit leiser Stimme und ließ den Kopf hängen.
    »Wo können wir hin?«, fragte ich, und im selben Moment wurde mir klar, dass ich von uns sprach. Doch Maria antwortete:
    »Zu mir nach Hause.«
    »Nein, wäre das klug? Da suchen sie doch zuerst.«
    »Ich bin nirgendwo registriert.«
    »Warum nicht?«
    »Darum.«
    »Verstehe«, sagte ich, »aber gibt es nicht viele Leute, die wissen, wo du wohnst, und dich verraten könnten?«
    »Dr. Peter ist der Einzige, der es weiß, und er würde es in dieser Situation niemals jemandem erzählen.«
    »Bist du dir sicher?«
    Maria nickte.
    »Also, wo wohnst du denn?«
    »Hier in der Nähe, wir können zu Fuß gehen.«
    »Du wohnst hier im Viertel?«, fragte ich erstaunt.
    »Ja, ich bin seit vielen Jahren nicht mehr dort gewesen.«
    »Seit dein Vater starb?«
    »Ja.«
    Draußen war der Himmel klar und sternenhell. Wir räumten die Zirkussachen auf den Wagen und durften ihn im Hof hinter der Pension abstellen. Als wir unsere Sachen gepackt hatten und ich die Hotelrechnung bezahlt hatte, machten wir uns auf den Weg zu Maria.

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